Umwelt

Eine Mini-Waldoase mitten in der Stadt Mannheim?

Darmstadt hat einen, Frankfurt auch: einen Tiny Forest. Auch in Mannheim könnte ein solcher Kleinst-Wald gepflanzt werden - ein geeigneter Standort ist bislang allerdings noch nicht gefunden

Von 
Stefanie Ball
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So könnte ein fertiger Tiny Forest aussehen. © MIYA

Mannheim. Immerhin, eines ist der Bürger-Interessen-Gemeinschaft (BIG) Lindenhof gelungen: Die Idee eines Tiny Forests, einer Mini-Waldoase, ist bei der Stadtverwaltung verfangen. Es muss nur noch ein geeigneter Standort gefunden werden, um einen solchen Mikrowald anzulegen.

Wie es dazu kam? Tiny Forests sind ein kleiner Hype, den der japanische Botaniker Akira Miyawaki begründet hat. Dabei geht es um die Neuanpflanzung von Wäldern mitten in Großstädten mit dem Ziel, die Artenvielfalt zu erhalten und die Luft zu verbessern. Die Flächen sind klein, 200 oder 250 Quadratmeter reichen. Die heimischen Gehölze werden dicht gepflanzt, so dass sie schnell zu Wäldchen heranwachsen, die später keiner Pflege bedürfen.

An der Waldparkstraße auf dem Lindenhof hätte die Bürger-Interessen-Gemeinschaft BIG gerne einen Mini-Wald gepflanzt. © Stefanie Ball

Das Konzept wurde weltweit bereits mehrfach kopiert. Den ersten Tiny Forest in Deutschland schufen 2020 zwei Studenten, Stefan Scharfe und Lukas Steingässer, im Rahmen ihrer Abschlussarbeit auf einer Wiese in Brandenburg. Die Resonanz war groß, und so gründete sich ein Verein Miya, der mit seinem Namen an den japanischen Professor erinnert und Bürger und Kommunen bei der Anlage von Tiny Forests unterstützt. Seitdem sind fünf Mini-Wälder entstanden, unter anderem einer in Darmstadt.

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Ob der nächste Tiny Forest in Mannheim wächst? Wenn es nach der Interessen-Gemeinschaft BIG geht, ja. Die beziffert die Kosten für das Vorhaben auf 30 000 Euro. „Das könnten wir durch Spenden einholen“, erklärt Ulrich Holl, Vorsitzender des Vereins. Was fehlt, ist ein Standort. Die BIG hatte eine Wiese auf dem Lindenhof vorschlagen, zwischen Waldparkstraße und Rheinvillenstraße. Der Bezirksbeirat war dafür, doch die Stadtverwaltung lehnte das ab. Nach mehreren Vor-Ort-Terminen schlug sie in einer Stellungnahme stattdessen vor, das Projekt im Waldpark zu erproben.

Von der Stadt als "wenig sinnvoll" angesehen

„Das ist Quatsch, da ist ja schon Wald“, sagt Holl. Das sieht die Stadtverwaltung inzwischen auch so. Auf Nachfrage heißt es, das werde als wenig sinnvoll angesehen. Stattdessen werde seitens der Fachverwaltung im gesamten Mannheimer Stadtgebiet nach einem Standort gesucht.

Der Grund, der aus Sicht der Stadt gegen einen Tiny Forest auf der Wiese an der Waldparkstraße spricht: Es gehe dadurch Freifläche verloren. Das passiert allerdings so oder so, weil sich nämlich direkt neben dieser Grünfläche eine weitere Grünfläche befindet, und dort soll ein neuer Kindergarten entstehen. So räumt die Stadt in ihrer Stellungnahme auch ein, dass mit dem Kindergartenstandort bereits eine wichtige „grüne offene Achse“ entlang der Landteilstraße unterbrochen werde. „Demnach ist es wichtig, diese Achse nicht noch weiter mit einer intensiven Pflanzung zu verdichten“, heißt es weiter.

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Holl kann das nicht nachvollziehen: „Mannheim ist eine der heißesten Städte Deutschlands, da wäre ein kühlendes Wäldchen ideal.“ Er unterstreicht darüber hinaus, dass die Stadt ohnehin Ausgleichspflanzungen für den neuen Kindergarten vornehmen müsse. Denn auf der Fläche, wo die Kita gebaut werden soll, stehen ein paar alte Bäume, die müssten gefällt werden – was im Übrigen schon Anwohnerinnen und Anwohner auf den Plan gerufen hat. Die Argumente, die sie gegen eine Kita an dieser Stelle anführen, sind dieselben wie die der Stadt gegen den Tiny Forest: Die Freiluftschneise soll erhalten bleiben, und die Bäume sollen es sowieso.

Ein Tiny Forest hätte sich laut Holl auch deshalb in dem Viertel angeboten, weil die nahe gelegene Diesterweg-Grundschule – und der spätere Kindergarten – in das Projekt miteinbezogen werden könnten. „Solche Mini-Wälder sind wie ein Klassenzimmer im Freien, wo Tiere und Pflanzen beobachtet werden können.“ Der soziale Aspekt spielt bei den Tiny Forests eine zentrale Rolle, Planung und Umsetzung liegt in der Hand freiwilliger Helfer, von Kindergärten und Schulen. Vielleicht finden die sich ja jetzt in einem anderen Mannheimer Stadtteil.

Freie Autorin

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