Fußball

Warum beim SV Waldhof Regenbogen-Eckfahnen wehen

Buntes Zeichen für Vielfalt und Toleranz. Der SV Waldhof bekennt neuerdings Farbe an seinen Eckfahnen. Was hat den Verein dazu motiviert?

Von 
Lea Seethaler
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Jennifer Schäfer vom SV Waldhof mit SPDqueer-Vorsitzendem Kai Friedrich (Mitte) gemeinsam mit den Mannheimer SPD-Kreisvorsitzenden Stefan Fulst-Blei (rechts). © SPDqueer

Mannheim. Dass Sport gesellschaftliche Signale sendet, ist nicht neu. Dass Sport und seine Fans die Gesellschaft – auch deren Probleme – abbilden, auch nicht. Besonders im Fußball. Doch der entfaltet in letzter Zeit fortschrittliche Kraft. Zumindest nach außen.

So findet die Regenbogenflagge als Zeichen für Vielfalt oft ihren Einsatz. Jetzt auch auf dem Mannheimer Rasen. Beim Spiel gegen Erzgebirge Aue am Mittwoch weht sie erstmalig in der Geschichte des SV Waldhof. Initiiert hat alles Kai Friedrich zusammen mit der AG „SPDqueer“ Mannheim, deren Vorsitzender er ist. Man freue sich „über dieses klare Zeichen", mit dem der SV Waldhof unter Beweis stelle, "dass auch der Mannheimer Fußball für Vielfalt und Toleranz steht in unserer Stadt“.

Zeichen für Vielfalt und Toleranz

"Als Kai Friedrich auf uns zugekommen ist, haben wir sofort gesagt, das unterstützen wir, als Waldhof Mannheim sind wir da dabei“, sagt SV Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp im Gespräch mit dieser Redaktion. „Wir zeigen gerne Flagge.“ Was er denkt, wie die Reaktionen der Fans sind: „Ich hoffe positiv“, sagt Kompp und lacht.  SPD-Kreisvorsitzender, Landtagsabgeordneter und Waldhof-Aufsichtsratchef Stefan Fulst-Blei bedankte sich indes bei Kai Friedrich für dessen Initiative und beim SV Waldhof für das klare Zeichen: „Nicht nur als Mitglied dieses wunderbaren Vereines, sondern auch als Bürger dieser Stadt“ mache es ihn „wirklich stolz, welches Zeichen für Vielfalt und Toleranz dieser traditionsreiche Verein hier setzt.“ 

Dank gelte der Vereinsführung und der Mannschaft, die dieses Spiel unter den "Regenbogenfahnen“ ermöglichten. Auf die Frage, ob es oft Diskussionen gebe, ob Flaggen und Merch in Regenbogenfarben nicht eher oft reine Symbolpolitik seien und sich die wahren Probleme dahinter nicht änderten, sagt Kompp: „Das sind Diskussionen, an denen ich mich nicht beteilige.“ Für den SV Waldhof zähle das soziale Engagement und das Engagement für demokratische Werte, wie es sich in vielen anderen Aktionen zeige.

Die Debatte um die farbig beleuchtete Münchner Arena bei der EM, Manuel Neuers bunte Kapitänsbinde: Der Regenbogen ist im Fußball und im Sport auf dem Vormarsch. Mit im Gepäck auch immer die (politischen) Debatten darüber. So hatte auch Neuer erst Stress mit der UEFA, dann ließ sie ihn doch mit Binde auflaufen. Der Verband gab die Sondererlaubnis, argumentierte in der Entscheidung,  die Binde sei kein politisches Symbol, sondern ein Zeichen "for the good cause", also "für eine gute Sache". Bei Vereinen wie St. Pauli gehört die Flagge schon zur Tradition, wird aktuell sogar durch eine noch inklusivere Flagge, die „Progress-Pride-Flagge“, ersetzt. Diese soll laut Verein durch ihre Farben „unter anderem auf die besondere Diskriminierung von trans*-Personen und/oder Schwarzen sowie andere Personen of Color aus der Community aufmerksam machen. Die Flagge steht zudem für das Streben nach einer noch toleranteren und offeneren LGBTQI*-Gemeinschaft.“

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Auch die Rhein-Neckar Löwen setzten schon mit Regenbogentrikots ein Zeichen gegen Ausgrenzung, Hockeyspielerin Nike Lorenz lief ebenfalls bei Olympia in Tokio 2021 mit ihr auf. Doch im  Fußball kommt dem Zeichen eine besondere Gewichtung zu. „Homosexualität wird im Männerfußball tabuisiert“, schreiben etwa Dortmunder Soziologen in einer Publikation über die Sachlage. „Der Männerfußball scheint eine schwulenfreie Zone zu sein.“ Es komme so gut wie nie vor, dass sich ein homosexueller Profi oute, so die Wissenschaftler. Und weiter: „Viele Fans lehnen Homosexualität prinzipiell ab. Dennoch kommt Homosexualität in den Reihen der Fans vor.“ Das Attribut „schwul“ stehe bei den Anhängern für alles, was ihnen nicht gefällt. „Schwul“ seien die Schiedsrichter und auch die gegnerischen Spieler sowie die gegnerischen Fans. Ebenso werden die eigenen Spieler als „schwul“ betitelt, wenn sie die zu erwartende Leistung nicht abgerufen haben. „Homosexualität ist also sehr wohl in den Stadien der Bundesligen offen vorhanden, jedoch nur negativ als Beschimpfung, also in Form von Homophobie.“

Dennoch äußerte Ex-Profi Thomas Hitzlsperger kürzlich in den Medien, dass er Verbesserungen im Kleinen wahrnehme, besonders in den Fanszenen. Aber man dürfe Fortschritte nicht alleine davon abhängig machen, ob sich ein aktiver Fußballspieler oute. Hitzlsberger hatte sich erst nach seinem Karriereende geoutet. Und der frühere DFB-Kapitän Philipp Lahm riet kürzlich von einem Outing in der Profikarriere ab. Dass der Versuch mit Erfolg Ende, sei unwahrscheinlich.

Und auch Frauen werden auf dem Fußballplatz Opfer von Homophobie. Das zeigte sich zuletzt bei einem Großevent. Die UEFA hat während der Vorrunde der Fußball-Europameisterschaft der Frauen in England fast 300 beleidigende Beiträge in sozialen Medien gemeldet – unter anderem wegen Homophobie, Sexismus und Rassismus.

Umso wichtiger ist das Zeichen auf dem Mannheimer Rasen. Denn für bunte und auch oft witzige Plakate und Aktionen, die die Blicke auf sich ziehen, sind die Mannheimer bekannt. Wer jetzt an der Ecke auf die Fahne blickt, soll sehen: Hier ist ein (Fußball-)Platz für Vielfalt.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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