Fernwärme

Wärmewende in Mannheim: Wie es für Hausbesitzer weitergeht

Die Vorentscheidung ist gefallen: Mannheim wird die Fernwärme deutlich ausbauen. Aber auch wer keinen Anschluss bekommt, soll profitieren - durch Zuschüsse. Insgesamt stehen Gelder im Millionenbereich bereit

Lesedauer: 

Mannheim. Die Vorentscheidung über die kommunale Wärmeplanung ist gefallen - und das so eindeutig, dass an der Zustimmung im Gemeinderat niemand mehr zweifelt. Im Kern bedeutet das: Bis 2040 sollen in Mannheim bis zu 10 000 zusätzliche Gebäude ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. Damit würde die Quote von rund 60 auf 75 Prozent steigen.

Wie haben die Fraktionen abgestimmt?

Bis auf zwei haben bei der Sondersitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik alle das Konzept verabschiedet. Die ML stimmte dagegen, weil sie noch mehr Fernwärmeanschlüsse will. Die AfD lehnte es aus grundsätzlichen Erwägungen ab.

Woher weiß ich, ob ich einen Fernwärmeanschluss bekomme?

Das lässt sich erst nach dem offiziellen Beschluss des Gemeinderats am 12. März festellen: Danach will die MVV den sogenannten Verfügbarkeitscheck auf ihrer Internetseite so umstellen, dass dort für jede Adresse erkennbar ist, ob ein Anschluss vorgesehen ist - und wenn ja, ab wann.

Wenn ein Fernwärmeanschluss geplant ist: Muss ich ihn nutzen?

Nein. Jeder Gebäudebesitzer kann - und sollte - prüfen und überlegen, ob Fernwärme für ihn die richtige Lösung ist. Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) hat nochmals betont: „Es wird kein Anschluss- und Benutzungszwang eingeführt.“ Ein Rückbau bestehender Anschlüsse ist ebenfalls nicht geplant.

Was kostet ein Anschluss ans Fernwärmenetz?

Nach Angaben der MVV rund 6000 Euro - wenn die Verteilleitung bereits in der Straße liegt und die Länge im privaten Grundstück nicht mehr als 20 Meter beträgt. Hinzu kommen die Kosten für die Übergabestation, die wesentlich von der Hausgröße abhängen. Die von der MVV angebotene Station für ein Einfamilienhaus mit Warmwasserspeicher kostet einem Sprecher zufolge ab 15 000 Euro netto. „Es wird Haushalte geben, für die die Wärmepumpe finanziell attraktiver sein wird“, sagte Pretzell im Ausschuss.

Was mache ich, wenn ich keine Fernwärme bekomme?

Dann müssen die Immobilienbesitzer langfristig auf eine andere Methode setzen, um ihr Haus klimaneutral zu beheizen. Die wichtigste Alternative ist sicherlich der Einbau einer Wärmepumpe, die Luft oder Boden Wärme entzieht. Aber auch Solarthermie, Biomasse oder ein Mix sind möglich. In manchen Gebieten könnten auch Nahwärmenetze eine Lösung sein. Wichtig dabei ist: Niemand muss seine funktionierende Gas- oder Ölheizung herausreißen lassen. Es geht nur um die künftige Heizungsmethode, wenn die bestehende Anlage kaputt ist und nicht mehr repariert werden kann.

Wie wird diese Wärmewende in Mannheim gefördert?

Die Stadt hat versprochen, zusätzlich zu den Hilfen der Bundesregierung eigene Programme aufzulegen. Diese werden derzeit vorbereitet und sollen Mitte März soweit konkretisiert sein, dass der Gemeinderat sie im April beschließen kann. Die MVV fördert einen Fernwärmehausanschluss in den Verdichtungsgebieten mit 3500 Euro.

Was ist bislang über die kommunale Förderung bekannt?

Zum einen das Gesamtbudget: Zwei Millionen Euro stehen der Klimaschutzagentur für alle ihre Programme zur Verfügung. Zum anderen zeichnet sich ab, dass in Gebieten mit Fernwärmeanschlussmöglichkeit andere Bedingungen gelten als dort, wo dezentrale Lösungen die einzige Chance sind. Beide Varianten sollen jedoch gefördert werden.

Wie lange darf ich mir noch eine Gas- oder Ölheizung einbauen?

In Bestandsgebäuden geht das laut Klimaschutzagentur bis auf Weiteres: Erst wenn die Stadt mit einem weiteren Satzungsbeschluss sogenannte Wärmenetzgebiete ausweist, greift das neue „Heizungsgesetz“. Ob solche Vorranggebiete ausgewiesen werden, entscheidet der Gemeinderat. Die Verwaltung prüfe derzeit Möglichkeiten, solch eine Satzung aufzustellen, heißt es auf Anfrage: „Hiermit würde die Stadt aber Neuland betreten.“ Doch auch für fossile Heizungen gilt: Ab 2029 muss ein steigender Anteil erneuerbarer Energie beigemischt werden.

Mehr zum Thema

Wärmeplanung

Stadt Mannheim legt Wärmeplanung auf: Was Mannheimer Hausbesitzer jetzt wissen müssen

Veröffentlicht
Von
Martin Geiger
Mehr erfahren
Wärmeplanung

Das sagen die Fraktionen zum Ausbau des Fernwärmenetzes in Mannheim

Veröffentlicht
Von
Martin Geiger
Mehr erfahren
Waldhof

Anwohner fordern Fernwärmeanschluss für den Speckweg

Veröffentlicht
Von
Kilian Harmening
Mehr erfahren

Werden alle Gebäude in Mannheim 2040 klimaneutral geheizt?

Das ist das Ziel des ganzen Vorhabens. Ob es erreicht wird, ist offen. Denn die Vorgaben sind ambitioniert: So unterstellt die Wärmeplanung, dass 2040 nur noch die Hälfte der Heizenergie benötigt wird. Grob gerechnet müsste die Sanierungsquote dafür verdoppelt werden.

Wo bekomme ich weitere Informationen für meine persönliche Wärmewende?

Bei der Klimaschutzagentur, bei Energieberatern und den Verbraucherzentralen. Stadt, MVV und Klimaschutzagentur planen zwischen Ende März und Ende Mai zudem bis zu 10 Infoveranstaltungen in den Stadtteilen. Orte und Termine stehen noch nicht fest.

Ist das Wärmekonzept nun in Stein gemeißelt?

Nein, es muss alle fünf Jahre fortgeschrieben werden. Zudem können neue Entwicklungen es beeinflussen: Wird etwa irgendwo eine Geothermie-Anlage errichtet, könnte das Gebiet drumherum plötzlich doch Fernwärme bekommen.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen