Mannheim. Seit der Zulassung von akkubetriebenen Rollern im Juni 2019 melden Polizeibehörden bundesweit zahlreiche Trunkenheitsfahrten, Gesetzesverstöße und auch Verletzte. Besonders junge Menschen sind in solche E-Scooter-Unfälle verwickelt. Auf die Frage, wie sich das Verkehrsgeschehen mit E-Scootern im Stadtgebiet Mannheim entwickelt hat, erklärte Nicolas Schütz, stellvertretender Leiter der Verkehrspolizeiinspektion: „Die Zahl der Unfälle mit E-Scootern in Mannheim ist im Vergleich von 2022 mit 2023 nur leicht gestiegen.“ 2022 habe es 56 Unfälle mit E-Scootern in Mannheim gegeben, 2023 seien es 60 Unfälle gewesen. Das seien vier Unfälle mehr - mithin eine Steigerung von 7,15 Prozent.
Das sind die Regeln für E-Scooter
- E-Scooter sind seit Inkrafttreten der Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge am 15. Juni 2019 im Straßenverkehr in Deutschland zugelassen.
- Die akkubetriebenen Roller sind Kraftfahrzeuge und somit versicherungspflichtig.
- Die Nutzerinnen und Nutzer müssen, soweit vorhanden, Fahrradwege und Schutzstreifen nutzen. Ansonsten sollen sie auf Fahrbahnen oder Seitenstreifen ausweichen, die Nutzung der Gehwege ist verboten.
- Einen Führerschein brauchen die Nutzerinnen und Nutzer von E-Scootern nicht; sie müssen aber mindestens 14 Jahre alt sein.
- In Bezug auf Alkohol gilt die allgemein übliche 0,5-Promille-Grenze. Unter 21-Jährige und Führerschein-Neulinge dürfen sich keinerlei Alkoholkonsum erlauben, wenn sie E-Scooter fahren wollen. ost
„Die Frage ist jedoch, inwieweit alle Unfälle mit E-Scootern der Polizei bekannt sind, da bei Alleinunfällen direkt Krankenhäuser und Ärzte aufgesucht werden“, meinte Schütz. Dies gelte jedoch nicht exklusiv für Unfälle mit E-Scootern, sondern auch bei Unfällen mit dem Fahrrad.
2022 gab es einen tödlichen Unfall mit E-Scooter in Mannheim
Im Stadtgebiet Mannheim waren 2023 etwa zehn Prozent der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Radfahrenden und 1,4 Prozent unter Beteiligung von E-Scooter-Fahrenden. Besonders junge Menschen sind in solche E-Scooter-Unfälle verwickelt. 2023 waren bei 15 der 60 Unfälle die Beteiligten jünger als 25 Jahre (25 Prozent gegenüber 42 Prozent in Deutschland insgesamt). „Bei zwölf der 60 Unfälle kann keine Altersangabe gemacht werden, weil der Verursacher nicht mehr vor Ort war“, berichtete Schütz. Auf die Frage, wie viele E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden die Polizei in Mannheim 2023 registriert hat und ob das prozentual mehr oder weniger waren als im Jahr zuvor, erklärte er: „Im Jahr 2022 gab es in Mannheim 43 Unfälle von E-Scootern mit Personenschaden, 2023 waren es 39 Unfälle - das ist ein leichter Rückgang“ (zum Vergleich: 9425 Unfälle in 2023 in Deutschland und 8260 Unfälle in 2022). Auf die Frage, wie viele Menschen im Zuge eines Unfalls mit E-Scootern 2023 in Mannheim ums Leben kamen, erklärte der Polizeibeamte: „2022 gab es einen tödlichen Unfall mit E-Scooter in Mannheim, wobei der Fahrer gar nichts falsch gemacht hat.“ 2023 sei zum Glück niemand im Stadtgebiet mit dem E-Scooter tödlich verunglückt (in Deutschland insgesamt 2022 elf Todesfälle und 2023 22 Todesfälle).
„2023 wurden 37 Personen leicht und vier Personen schwer verletzt, im Jahr davor 35 leicht und zehn schwer.“ Die Zahl der Schwerverletzten sei somit im vergangenen Jahr gesunken (2023 wurden in Deutschland 1220 Menschen schwer verletzt und 8911 leicht).
War die überwiegende Mehrheit der Verunglückten in Mannheim selbst mit dem E-Scooter unterwegs? Dazu erklärte der Polizeibeamte: „2022 waren bei 43 Unfällen mit Personenschaden 34 Verletzte selbst mit dem E-Scooter unterwegs. Im Jahr 2023 waren es ebenfalls 34 E-Scooter-Fahrende in 39 Unfällen mit Verletzten.“ Eine Statistik zu Unfällen aufgrund unachtsam abgestellter E-Scooter gibt es nicht.
Oft sei ein Fehlverhalten der Fahrerinnen und Fahrer Unfallursache gewesen. 2022 war das bei 41 von 56 Fahrern der Fall, 2023 gingen die Unfälle bei 38 der insgesamt 60 Fahrer auf deren Fehlverhalten zurück. „Häufigste Gründe für die Zwischenfälle waren beispielsweise eine falsche Benutzung der Fahrbahn oder des Gehweges beziehungsweise Fahren unter Alkoholeinfluss“, berichtete Schütz. So passierten 2023 beispielsweise fünf Unfälle mit E-Scootern in Mannheim unter Alkoholeinfluss.
2022 waren sechs Unfälle mit E-Scootern in Mannheim auf eine verbotswidrige Nutzung der Fahrbahn zurückzuführen, unter anderem von Straßenteilen, Gehwegen oder nicht zum Fahren zugelassenen Bereichen. „In Bezug auf Alkohol gilt die allgemein übliche 0,5-Promille-Grenze“, betonte der Polizeibeamte.
Für das richtige Verhalten im Straßenverkehr sensibilisieren
Um solche Unfälle zu vermeiden, führe die Polizei in Mannheim zahlreiche Kontrollen durch. „1200 Verstöße hat das Polizeipräsidium Mannheim im letzten Jahr festgestellt, davon fast 500 Trunkenheitsfahrten“, berichtete Schütz. Außerdem arbeiteten die Beamten mit verschiedenen Partnern außerhalb der Polizei zur Verkehrsprävention zusammen: In einer landesweiten Kampagne unter dem Motto „RideltRight“ sensibilisierte man mit Vermietern von E-Scootern für das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Beratung erfolge zudem vertieft in Schulen.
Insbesondere zu den Themen Drogen und Alkohol versuche die Polizei, vor allem an Berufsschulen die Schülerinnen und Schüler zu sensibilisieren. „Das ist ein festes Modul und wird je nachdem von den Schulen angenommen“, sagte Schütz. Zur Tendenz der Unfallentwicklung für 2024 erklärte er: „Wir gehen 2024 von einer leichten Erhöhung der Unfallzahlen mit E-Scootern aus.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Sind E-Scooter in Mannheim ein reines Spaßmobil?