Collini Center - Vor dem geplanten Abriss entrümpelt die Stadt den Büroturm – zum Unverständnis mancher Anrainer

Vor Abriss: Entrümpelung des Mannheimer Collini Centers sorgt bei Anwohnern für Ärger

Von 
Anke Philipp
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Ende einer Büro-Arbeitswelt: Alles, was von der Inneneinrichtung im Collini Center übrigbleibt, wird sortiert und entsorgt. © Dietrich Elschner

Mannheim. Unbrauchbare Regale, alte Tische, durchgesessene Stühle, Kartons – alles fliegt raus und vieles aus dem Reich der Aktenmenschen landet in den Containern vor dem Büroturm des Collini Centers. Vor dem geplanten Abriss des ehemaligen Technischen Rathauses lässt die Stadt entsorgen, was nicht mehr zu gebrauchen ist. 40 Jahre Innenleben aus dutzenden Amtsstuben türmt sich zu Restmüllbergen – was so manchem Anwohner allerdings die Zornesröte ins Gesicht treibt.

Von Sparsamkeit oder gar Nachhaltigkeit könne wohl bei der Kommune keine Rede sein, sagt Dietrich Elschner, der aus seiner Wohnung in der Nähe auf das tagtägliche Tohuwabohu schaut. Vielmehr von „Ex-und-Hop-Mentalität“, die das Klima belaste. Zehn Stunden am Tag werde alles entrümpelt, was nicht niet- und nagelfest sei. „Sicherlich die gesamte Inneneinrichtung“, glaubt er. Angesichts der desolaten Lage der Stadtfinanzen sei das „erschreckend“ und wenig ökologisch. Abriss und Neubau würden im Übrigen tausende Tonnen CO2 produzieren – ganz gegen die Klimaziele der Stadt gerichtet, sagt er.

Dem widerspricht Corinna Hiss, zuständige Rathaussprecherin: „Gut erhaltene Möbel kommen in anderen Einrichtungen der Stadt zur weiteren Nutzung.“ Darüber hinaus könnten Mitarbeitende Schreibtische & Co. für den Einsatz im mobilen Arbeiten zu Hause erwerben. „Alles, was schließlich nicht weitergegeben werden kann und übrig bleibt, wird sortiert der Entsorgung zugeführt“, sagt sie: „Dieses nachhaltige Konzept wurde und wird nun selbstverständlich praktiziert.“

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Konkret heißt das: Alle neueren Möbel wurden entweder an andere Dienststellen weitergegeben oder werden bis zum Einsatz in anderen Einheiten eingelagert. Dabei handelt es sich laut Stadt vor allem um alle Besprechungsraummöbel, Besprechungsstühle, alle Schreibtischstehlampen, Tresensituationen, Sondermöblierungen, Rollcontainer und Standcontainer. Im Rahmen eines Mitarbeiterverkaufs seien bereits viele Schreibtische und Sideboards ausgegeben worden, so Hiss. „Ausnahmslos alle Schreibtische, die motorisch höhenverstellbar waren und auch den aktuellen Arbeitsstättenrichtlinien entsprachen, sind hierbei veräußert worden oder an weitere Dienststellen beziehungsweise Einheiten abgegeben worden.“ Bürgerhäuser, die von der Stadt betreut würden, seien ebenfalls Nutznießer.

Allerdings beinhaltet die Räumung des Gebäudes insgesamt 40 Jahre Innenleben. Da habe man es nicht nur mit Büromöbeln zu tun, sondern „mit einem immensen Volumen an losem Restmüll aus den vielen Flächen, die im Collini Center auch mit anderen Nutzungen belegt waren“. Den größten Baustein der Entsorgung, berichtet Hiss, stellen bis zu 40 Jahre alte Schrankwandsysteme dar, die das ursprünglich als Großraumbüro geplante Collini Center in Teilbereiche gliederten, um es für die städtischen Dienststellen zu nutzen. Diese Schrankwände seien teils aus der Anfangszeit der Nutzung und nach einer Demontage aufgrund ihres Alters an anderer Stelle nicht mehr aufzubauen. Gerade das Räumen dieser Groß-Elemente erfordere, dass Container in ausreichender Anzahl vorhanden sein müssten.

Ein weiteres Entsorgungspaket formiert sich laut Hiss aus vielen alten verketteten Tischkombinationen, die zum bisherigen Inventar gehörten. „Diese entsprechen nicht mehr den aktuell gültigen Arbeitsstättenrichtlinien und lassen sich unter dem Aspekt der Flächenoptimierung auch nicht in anderen Dienststellen einsetzen“, erklärt die Sprecherin.

Denkmalschutz eingeschaltet

Nach dem Auszug des Technischen Rathauses erarbeitet der neue Eigentümer, die Deutsche Wohnwerte GmbH & Co. KG, derzeit ein Abriss-Konzept. Darüber hinaus wird laut Stadt das städtebauliche Konzept für das Cahn-Garnier-Ufer konkretisiert und der Bebauungsplan für das gesamte Collini-Areal aufgestellt. Künftig sollen zwei Wohn- und zwei Bürotürme den Bürobau am südlichen Neckarufer ersetzen. Entwurf und Verkauf sind Ergebnis eines Investoren-Architekten-Wettbewerbs, der 2020 entschieden wurde.

Der geplante Abriss des alten Büroturms schmeckt derweil einigen Eigentümern und Bewohnern im benachbarten Collini-Wohnturm gar nicht. Wie berichtet plädieren sie für eine Sanierung des Gebäudes, haben 300 Unterschriften gesammelt und die Denkmalschutzbehörde eingeschaltet.

Redaktion Mitglied der Lokalredation, seit 1991 zuständig für den Bereich Mannheim-Mitte mit den Stadtteilen Innenstadt, Jungbusch, Neckarstadt-West und-Ost, Schwetzingerstadt, Oststadt, Neuostheim und Neuhermsheim.

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