Mannheim. Der Gemeinderat hat das „Handlungskonzept Inklusion und Barrierefreiheit“ beschlossen. Was heißt das jetzt für die Bürgerinnen und Bürger? Die Stadt sagt: Das Handlungskonzept sei „Grundlage für die Zusammenarbeit von Verwaltung, Vereinen, Unternehmen und den aktiv daran beteiligten Menschen, um voranzukommen auf dem Weg zur inklusiven Stadt.“
Die gesamte „Handlungsbreite“ hin zur inklusiven Stadt finde sich im Konzept: von der barrierefreien Haltestelle über die barrierefreie Webseite bis zum barrierefreien bezahlbaren Wohnraum. Vom inklusiven Sportvereinsangebot über Ausbildungsplätze für Behinderte bis zum Gebärden bei Events.
Runder Tisch eingerichtet
Der Leitfaden ist aufgebaut nach den Unterpunkten: Ziel, bisherige Umsetzung, zukünftige Handlungsschwerpunkte - und nächste Schritte. Dort steht etwa als Handlungsschwerpunkt: „Die Teilhabemöglichkeiten am sozialen Leben stärken." Und als Beispielpunkt: „Vorhandene Strukturen nutzen, um über Teilhabemöglichkeiten zu informieren (zum Beispiel Soziales Management der GBG baut eine ,Freizeitbörse‘ auf)." Oder etwa: „Katastrophenalarm, Notfallmeldungen und Probealarm auch für gehörlose Menschen wahrnehmbar machen. Zum Beispiel Zuschaltung auf private Anlagen, öffentliche Orte nutzen (zum Beispiel MVV-Turm-Anzeige, rnv-Displays an Haltestellen).“
Es sind vielseitige Themenbereiche, die so angesprochen werden. Und die zeigen, wohin die Reise bei Mannheims Weg auf dem Weg zur inklusiven Stadt gehen soll. Was 2011 in einem Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention begann, hat die Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen der Stadt, Ursula Frenz, im Handlungskonzept neu aufgelegt: „Teilhabe an allen Ereignissen der Stadt ist heute noch viel wichtiger geworden“, findet sie. „Deshalb wird dieses Handlungspaket Schritt für Schritt und mit vereinbarten Zwischenbilanzen umgesetzt. Es wird ein Runder Tisch Inklusion und Barrierefreiheit entstehen, der die erfolgreichen Gesprächsforen begleiten, sowie vor- und nachbereiten wird.“ Mit dieser Struktur wolle man „Prozesse und Themen vernetzen, abstimmen und auf den Weg bringen, gemeinsam mit der Stadtgesellschaft.“
„Gemeinsam“ war auch der Tenor beim Erstellen des Konzepts. Erarbeitet wurde es in einem intensiven Beteiligungsprozess (wir berichteten), mit Unterstützung aus dem Team Bürgerschaft und Beteiligung im Fachbereich Demokratie und Strategie. Im Rahmen von zahlreichen Workshops, online und in Präsenz, mit Interviews in leichter Sprache und einer Online-Befragung wurden etwa 500 Menschen erreicht, die zur Erarbeitung des Handlungskonzepts beigetragen haben. Menschen, die selbst von Behinderung betroffen sind (als Experten in eigener Sache), Fachkräfte von Verbänden, Selbsthilfegruppen und die Stadtverwaltung haben mitgeholfen, die vielen Handlungsfelder und Themen zu besprechen und Schwerpunkte festzulegen.
Ohne Mannheimer geht nichts
Wie wichtig die Stadtgesellschaft beim Wahrmachen von Inklusion ist, hatte sich auch im Prozess immer wieder gezeigt. Und zeigt sich auch jetzt: So steht etwa im Handlungskonzept in einem Unterpunkt: „Barrierefreiheit für Blinde und sehbehinderte Menschen umsetzen: zum Beispiel Kontraste (Poller), Gehwegbreite.“ Darunter steht: „Herausforderung: Trennung von öffentlichen und privaten Flächen.“ Ist also die Barrierefreiheit nicht durchgängig in unserer Umwelt und durch alle anvisiert und ernstgenommen, ist sie nicht komplett.
Ursula Frenz betont indes, dass Inklusion bedeute: „Wenn alle Menschen selbstverständlich dabei sein können, werden Unterschiede immer unwichtiger.“ Das sei das Ziel, auch wenn Inklusion ein Prozess sei, heißt es im Konzept. „Schwerpunkte verlagern sich und entziehen sich perfekter Lösungen für alle Menschen, weil mit jedem Schritt die Vielfalt auch und gerade der Menschen mit Behinderungen deutlich wird“, heißt es dort. Und weiter: „Was dem sehbehinderten Menschen hilft, mag vom hörbehinderten Menschen anders wahrgenommen werden, was Menschen mit Lernbehinderungen wichtig ist, mag Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen weniger wichtig sein.“
Es sei „mit der breiten Zustimmung des Gemeinderates noch einmal richtig Rückenwind gekommen für ein gutes Zusammenleben in Mannheim“, resümiert Frenz. „Teilhabe und Beteiligung ausbauen, verlangt am Abbau von Barrieren stetig und glaubwürdig zu arbeiten und sie klug zu überwinden. Deshalb freue ich mich, dass wir mit dem Konzept einen Handlungsrahmen haben, der dazu entscheidend beitragen will“, erklärte indes Oberbürgermeister Peter Kurz.
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