Verkehr - Neue Fahrradstraßen und Radwege geplant / Grün+Bilfinger-Hochhaus wird umgebaut

Viel Bewegung links und rechts der Augustaanlage

Von 
Thorsten Langscheid
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Zentrale Achse der Oststadt/Schwetzingerstadt: Die Augustaanlage mit Planetarium (unten) und Wasserturm (oben). © Zinke

Eine Hauptstraße mit knapp 30 000 Autos am Tag – „das ist schon eine Belastung in der Augustaanlage und hatte der Straße auch lange den Ruf von Deutschlands schönster Autobahneinfahrt gebracht“, sagt Klaus Elliger, Chef des Rathaus-Fachbereichs Stadtplanung. Doch im „Stadtbezirk 04 Oststadt/Schwetzingerstadt“, wie der 24 000-Einwohner-Stadtteil zwischen Luisenpark und Hauptbahnhof offiziell heißt, tut sich zur Zeit Einiges.

So wird das erst im August vom Industrieservice-Konzern Bilfinger geräumte, 60 Jahre alte Hochhaus am Carl-Reiß-Platz neue Nutzer finden. Der Eigentümer, die Hamburger Immobilienfirma Alstria, will Büros und Wohnungen anbieten, das Stuttgarter Architektenbüro Blocher erarbeitet zur Zeit die Pläne. Vorgesehen ist demnach, das 14-stöckige Hochhaus, das für die damalige Baufirma Grün+Bilfinger von Josef Bischof und Wilhelm Schmucker „komplett zu revitalisieren“, wie Alstria-Sprecher Ralf Dibbern ankündigte. Der Umbau einschließlich Nebengebäuden sowie verkehrsberuhigten Bereichs mit Gastronomie- Außennutzung soll 2019 beginnen.

Vorteile für Fußgänger

Auch beim Verkehr ist manches in Bewegung gekommen: Zusammen mit Radverkehrsplaner Johanno Sauerwein erklärt Elliger, wie die wichtigen Radverkehrsverbindungen im Stadtteil ausgebaut werden sollen. Da ist zum einen die Tattersallstraße, die auf dem Abschnitt Hauptbahnhof-Wasserturm Fahrradstraße wird. Ein Vorhaben, das der Gemeinderat längst genehmigt hat. Damit würde ab 2019 eine der wichtigsten Lücken im Radwegenetz geschlossen. Immerhin ergaben Verkehrszählungen auf der Tattersallstraße 1343 Fahrradfahrer (beide Richtungen), die täglich auf der Nord-Süd-Achse unterwegs sind – weit mehr, als hier Autos fahren.

Der Umbau der Tattersallstraße bringe aber auch Fußgängern Vorteile, denn sie erhalten den Gehweg, vergleichbar mit der Berliner Straße, wieder zurück. „An dieser schmalen Stelle ist es einfach zu eng für Fußgänger und Radfahrer“, sagt Sauerwein. Der Gehweg spielt auch bei den Planungen für die Augustaanlage eine Rolle: Hier sind die Bürgersteige so breit, dass etwas für Radwege „abgeknapst“ werden könnte – Planungen für die Umgestaltungen sind bereits „im Werden“ und wurden vor einiger Zeit dem Runden Tisch Radverkehr präsentiert.

Die Radspuren sollen jeweils 1,85 Meter breit werden. Der dafür nötige Umbau von Gehweg, Parkstreifen und Fahrbahn kostet schätzungsweise vier Millionen Euro. Vor ziemlich genau 18 Jahren – im Juli 2000 – wurde ein ähnliches Vorhaben im Gemeinderat gestoppt. Diesmal soll es gelingen, hoffen die Planer.

Dass zugleich auch die parallel verlaufende Richard-Wagner-Straße zur Fahrradstraße werden soll (Kosten: circa 640 000 Euro), sehen die Planer keineswegs als Widerspruch. Sauerwein: „Radspuren in der Augustaanlage dienen dem Durchgangsverkehr für schnell fahrende Pendler“, etwa aus Neuostheim in Richtung Innenstadt, während die Richard-Wagner-Straße als Schulweg und innerörtliche Erschließungsstraße gilt. Bereits heute können Radler gegen die Einbahn-Richtung fahren, an normalen Werktagen wurden zwischen 335 und 524 Autos (Richtung Innenstadt) 524 Radfahrer stadteinwärts und 620 stadtauswärts gezählt.

Tempo 30 weiter im Gespräch

Als Teil des städtischen Aktionsplans, der die Lärmbelastung der Anwohner verringern soll, steht für die Augustaanlage zudem die Einführung von Tempo 30 zur Debatte. Nachdem kleinere Durchgangsstraßen bereits 2016 auf Tempo 30 heruntergestuft wurden, steht dies nun für Goethestraße, Dalberg- und Seilerstraße, Luisenring, Neckarauer Straße und Untermühlaustraße – und eben die Augustaanlage – an.

Die Augustaanlage erfreut sich seit der Umgestaltung zur Bürgerallee wachsender Beliebtheit. Spaziergänger, Anwohner, Berufstätige in der Mittagspause entdecken die Allee als zentrale Achse im Osten der Innenstadt. Wir fragten Passanten nach ihrer Meinung zur Augustaanlage.

Yusuf Bayram, Industriemeister: „Mir als gebürtiger Mannheimer gefällt die Augustaanlage sehr gut. Oft bekommt man mit, dass viele Menschen hier Sport treiben. Ich wohne mit meiner Familie in der Schwetzingerstadt. Zu Fuß oder auch mit dem Fahrrad kann man die Innenstadt sehr gut erreichen.“

Gudrun Eymann, Sachbearbeiterin: „Die Anlage ist wirklich schön. Besonders gefallen mir die Grünstreifen in der Mitte. Wohnen würde ich hier aufgrund des Lärms eher nicht. Dafür ist mir mein Wohnort, die Neckarstadt, viel zu schön.“

Alena Bauer, Maßschneiderin: „Mein Geschäft ist in der Oststadt – sozusagen gleich um die Ecke. Trotz des Lärms fühlt man sich hier sehr wohl. Der endlose Blick und die historischen Häuser sind fabelhaft. Mit meinem Hund habe ich die Möglichkeit, hier und auch im Luisenpark Gassi zu gehen.“

Sabine Guttowski, Friseurin: „Ich wohne im Almenhof und habe hier meinen Friseurladen. Die Bäume, welche genügend Licht auf die Straße lassen, und die Sicht auf den Wasserturm gefallen mir am besten. Zu bemängeln ist nur, dass es keinen Radweg gibt.“

Leo Sommer, Student: „Man hat eine tolle Sicht nach draußen, und die Allee mit den Bäumen gefällt mir sehr gut. Das Einzige, was ich bemängeln kann, ist der Stau am Morgen, der durch die Lkw und Postautos verursacht wird. Meine Heimat Darmstadt zu verlassen, um hier zu wohnen, könnte ich mir gut vorstellen.“

Catarina Pinto, Ärztin: „Das Wohngebiet hier, in dem ich lebe, ist wirklich klasse. Die Anlage ist toll. Die Möglichkeit, mit dem Hund in der schönen Grünanlage Gassi zu gehen, ist sehr praktisch.“ jwe (Bilder: Rehm)

 

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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