Aufenthaltsqualität – ein Stichwort, das Vertretern der Stadt und des Einzelhandels in Zusammenhang mit den neuen Planken immer wieder über die Lippen kommt. Die Einkaufsstraße soll wieder zu einer Flaniermeile werden, in der die Bürger und Kunden gerne und vor allem lange verweilen. Mit dem großen Umbau hat die Stadt einen ersten wichtigen Beitrag geleistet, jetzt geht es darum, weitere Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.
Eine davon hat den Auto- und Lieferverkehr im Visier. Eigentlich als Fußgängerzone ausgewiesen, fuhren in der Vergangenheit immer wieder Fahrzeuge – meist aus Gründen der Bequemlichkeit – auf die Planken, obwohl sie dazu nicht berechtigt waren. Dagegen will die Stadt jetzt massiv vorgehen.
Ein Verkehrsversuch, der am 13. April beginnt und zwei Monate dauert, soll die Zufahrt für Autos und Lieferwagen auf die Planken einschränken. Hierfür werden täglich mit dem Ende der offiziellen Lieferzeit um 11 Uhr manuell Pfosten in die Mitte der Seitenstraßen zwischen den Quadraten O 2 bis O 6 sowie zwischen P 2 und P 6 eingesetzt, um eine Durchfahrt zu verhindern. Ab 22 Uhr werden die Pfosten wieder entfernt. Alle anderen Seitenstraßen zur Kunststraße und Fressgasse hin werden mit fest eingesetzten Pollern versperrt.
Um den Lieferanten entgegenzukommen, wurden in der Fressgasse vor P 2, P 5 und P 7, sowie in der Kunststraße in O 3, O 4 und O 7 insgesamt sechs Ladezonen eingerichtet, die zwischen 11 und 20 Uhr für Kurier-, Express- und Paketdienste reserviert sind. Sie sind mit Markierungen und Schildern gekennzeichnet. In diesen Mikroverteilzentren sollen Pakete auf Sackkarren oder ähnliches umgeladen und dann ausgeliefert werden. Bisher gab es Sondernutzungserlaubnisse für Lieferdienste, um von 14 bis 16 Uhr in die Fußgängerzone fahren zu dürfen. Das ist in Zukunft nicht mehr möglich. Die Testphase soll von verstärkten Kontrollen des Kommunalen Ordnungsdienstes begleitet werden.
Im Sommer gibt es eine Auswertung des Verkehrsversuchs. Sind die Maßnahmen erfolgreich, sollen auf Basis dieses Versuchs die Seitenstraßen der Planken umgebaut werden. Die bereits geschlossenen Straßen bleiben dicht, dort, wo jetzt noch Pfosten manuell eingesetzt und ausgehoben werden, sollen versenkbare Poller die Einfahrt verhindern. Die Steuerung für Fahrzeuge mit Zufahrtsberechtigung erfolgt über Rotlicht und Kennzeichenerfassung. Ausnahmegenehmigungen sollen Anwohner, städtische Fachbereiche, Apotheken- und Laborzulieferer, handwerkliche Notdienste, die RNV und Handwerker – sofern sie ihr Auto als „rollende Werkstatt“ benötigen – erhalten. Fahrzeuge der Feuerwehr, Polizei, Katastrophenschutz und Rettungsdienste in Notfällen dürfen weiterhin einfahren.
Plankenköpfe bleiben geöffnet
Lediglich an den Plankenköpfen können keine Poller oder sonstige Sperren gebaut werden, weil die Straßenbahnen in die Planken ein- und ausfahren müssen. Bei Großveranstaltungen wie dem Stadtfest oder der Straßenfasnacht sollen, wie schon praktiziert, quergestellte Lastwagen die Zufahrt versperren und die Besucher vor möglichen Terrorattacken mit Lkw schützen.
Die Umgestaltung der Seitenstraßen soll bis 2022 erfolgen. „Der Zeitplan muss erst mit dem Maßnahmebeschluss vom Gemeinderat im Herbst 2019 bestätigt werden. Mit dem Maßnahmebeschluss können wir dann auch den genauen Zeitplan benennen“, sagte Stadtsprecher Jan Krasko. Der Verkehrsversuch kostet seinen Angaben zufolge 100 000 Euro. Für die Neugestaltung der Seitenstraßen, die an das Erscheinungsbild der neuen Planken angepasst werden, sind 4,3 Millionen Euro veranschlagt. Hinzu kommen 730 000 Euro für die versenkbaren Poller. Die jährlichen Betriebs- und Personalkosten sind mit 860 000 Euro kalkuliert.
Die Lösung für die Testphase und alternative Varianten
- Neben der nun bevorzugten Variante III (siehe Grafik) gab es drei weitere Ideen. So sollten einzelne Zufahrten mit festen Pfosten versperrt, alle anderen Seitenstraßen nur auf 3,50 Meter eingeengt werden (Variante I).
- Zusätzlich sollten bei Variante II zur Kunststraße hin versenkbare Poller eingebaut werden. Zur Fressgasse hin wären die Straßen weiter befahrbar geblieben.
- Variante IV sah vor, keine Poller zu bauen und dafür den Einsatz des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) zu verstärken. Laut Verwaltung hätte der KOD hierzu personell mehr als verdoppelt werden müssen.
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