Mannheim. Im Speckweggebiet in Käfertal fällt Anwohnern schon seit mehreren Jahren auf, dass es auf dem Grundstück einer Nachbarin besonders viele Katzen gibt, die offensichtlich vernachlässigt werden.
Sie haben den Verdacht, dass es sich einerseits um Animal Hoarding, also Tiersammel-Sucht, handelt, andererseits gibt es Anzeichen, dass die Betroffene Katzen verkauft. Auf ebay wurde der Handel mit Tieren übrigens im November letzten Jahres stark eingeschränkt.
Die Weibchen bekommen ihre Jungen auf den Terrassen von Nachbarn oder in fremden Garagen
In Teilen der Straßen Starke Hoffnung und Eigene Scholle hat sich inzwischen eine Interessengemeinschaft aus 34 betroffenen Anwohnern gebildet, die nicht mehr mit ansehen wollen, wie die Katzen leiden. „Die Weibchen bekommen ihre Jungen auf den Terrassen von Nachbarn oder in fremden Garagen. Eine Jungkatze hatte solchen Durst, dass sie aus einem abgedeckten Pool trinken wollte und dabei ertrank“, schildert ein Anwohner und Mitgründer der Initiative das Leid.
„Eine Katze starb, als sie im Stacheldraht hängen blieb, und das auf dem Grundstück der Besitzerin. Eine andere fiel in einen abgesenkten Bereich und starb.“ Die Katzen wollen in fremde Häuser hinein, stehen an der Terrassentür. Sie hinterlassen überall ihren Kot, auf Gemüsebeeten, Rasenflächen, Terrassen oder auch Fußabtretern.
Mindestens 25 verwilderte Tiere im Stadtteil
Vögel und Igelbabys wurden tot oder verletzt aufgefunden. In der Nähe des betroffenen Hauses, bei dem der Garten stark zugewachsen ist, riecht man den Katzenkot. Im Sommer sei der Geruch so stark, dass die Nachbarn ihre Wohnungen nicht lüften können. Den Bestand der Katzenpopulation schätzt die IG auf 25 Tiere. Sämtliche Versuche, sich mit der Besitzerin zu einigen, auch mit dem Hinweis auf übertragbare Krankheiten, blieben erfolglos. Sie behauptet, eine Zuchterlaubnis zu besitzen.
Veterinärdienst der Stadt eingeschaltet
Die Anwohner verständigten immer wieder das Ordnungsamt, Tierschutzvereine und das Tierheim. „Es passierte nichts“, so der Anwohner. Daher schrieb er im Oktober letzten Jahres direkt an Oberbürgermeister Peter Kurz und schilderte die Misere. Eine Antwort kam im November: „Die Katzenhalterin ist seit 2020 bekannt. Eine gewerbliche Zucht ist weder angemeldet noch erlaubt; vielmehr wurde diese untersagt.“
Der Fachbereich Sicherheit und Ordnung habe „verwaltungsrechtliche Maßnahmen“ gegen die Besitzerin eingeleitet“. Die Umsetzung der Maßnahmen werde mit dem Veterinärdienst „engmaschig nachkontrolliert“ und „mit den rechtlichen Möglichkeiten durchgesetzt“.
Katzen konnten nicht eingefangen werden
Falls sich Tiere auf den eigenen Grundstücken befinden, könne der FB Sicherheit und Ordnung verständigt werden, um die Katzen ins Tierheim zu bringen, heißt es weiter. Und hier liegt das Problem: Katzen „befinden“ sich nicht, sie sind in einem Moment da und schnell wieder weg. Bei einem Einsatz des Veterinärdienstes Anfang März wurden „keine Katzen mitgenommen und ins Tierheim gebracht, da sie sich nicht einfangen ließen“, so die Antwort der Stadt auf eine erneute Anfrage.
Um eine Strategie zu entwickeln, stehe der Veterinärdienst mit dem Tierschutzverein, dem Tierheim und dem Tierrettungsdienst Rhein-Neckar in engem Kontakt. Mit dem aktuellen Zustand gibt sich die Interessengemeinschaft nicht zufrieden, man werde schauen, welche Möglichkeiten es noch gibt.
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