Mannheim. Ob niedliche Welpen oder süße Kätzchen: Tiere lassen bei den meisten Kindern die Herzen höher schlagen. Und irgendwann ist es bei vielen Mädchen und Jungen soweit, dass sie sich ein eigenes Haustier wünschen. Doch Tierhaltung besteht nicht nur aus Streicheln und Knuddeln. Katzen und Hunde müssen gefüttert werden. Das Katzenklo leeren, Gassi gehen oder bei Nagetieren den Käfig reinigen gehört zu den Aufgaben, die mit dem Haustier Hand in Hand gehen. Wann ist ein Kind reif für ein Haustier? Und welche Tiere eignen sich besonders gut?
Diplom-Psychologin Sonja Tolevski ist mit Tieren aufgewachsen. Sie hat zwei Katzen und einen Hund als Haustiere. Ab welchem Alter ein Kind bereit ist, sich um ein Haustier zu kümmern, lasse sich nicht pauschal sagen, sondern hängt laut der Mannheimerin nicht zuletzt davon ab, wie weit es in der Entwicklung ist. Dennoch ist sie davon überzeugt, dass man kein Haustier anschaffen sollte, bevor das Kind vier oder fünf Jahre alt ist. Vorausgesetzt, es sind bis dahin noch keine Tiere im Haus, mit denen die Kinder aufwachsen, sagt sie. „Hunde und auch Katzen können super mit Babys umgehen.“
Katze kein ideales „Einsteigerhaustier“
Eine Katze ist ihrer Meinung nach nicht unbedingt das ideale „Einsteigerhaustier“. Bei Katzen könne es passieren, dass die Samtpfote, wenn es sich nicht gerade um einen reinen Stubentiger handelt, gerade unterwegs ist, wenn das vierjährige Kind mit ihr schmusen will. „Ich würde wahrscheinlich eher mit einem Kaninchen anfangen“, rät die 56-Jährige. „Und dann umsteigen auf Katzen oder Hunde.“
Auch Meerschweinchen eignen sich gut als erstes Haustiere, sagt Tolevski. Diese müssen zwar nicht Gassi gehen, brauchen aber dennoch Auslauf. Doch nicht alle Nagetiere sind für Kinder geeignet. Vor allem Hamster sind kein ideales Haustier, da sie nachtaktiv sind. „Da hat man ja nie etwas davon“, sagt die Psychologin, die seit 1992 Seminare leitet und seit 2000 eine eigene Privatpraxis in der Quadratestadt hat.
Was Katzen, die Lieblingshaustiere der Deutschen, so attraktiv macht, ist vor allem ihr Schnurren, so Tolevski. „Das wirkt sich unglaublich beruhigend auf den Gesamtorganismus aus“, sagt sie. Wenn die Katze neben den Menschen sitze, so sorge das Schnurren für eine Vibration, die beruhige. Schnurren und Sich- Anschmiegen wirkten sich auf kleine Kinder positiv aus, die auf diesem Weg Fürsorge lernten. Gleichzeitig werde Stress abgebaut. „Das gesamte Nervensystem fängt an, sich zu entspannen“, sagt die Expertin. Da die Katze auch sehr hellhörig sei, strahle sie zudem ein Sicherheitsgefühl aus, wenn sie auf Geräusche des Hauses nicht reagiere.
Eltern müssten sich zudem bewusst sein, dass sie nach der Anschaffung eines Haustiers meist diejenigen sind, an denen die überwiegende Pflege hängenbleibt, warnt Tolevski. „Ich rate dringend davon ab, sich darauf zu verlassen, nur weil das Kind ein Haustier haben will, dass es sich darum kümmert.“
Beim Gassi gehen begleiten
Man könne von Kindern nicht erwarten, dass sie sich allein um das Tier kümmern. Auch beim Gassigehen mit einem Hund appelliert sie an die Eltern, dass diese die Kinder dabei begleiten sollten. „Ich persönlich würde mein Kind nie allein mit dem Hund Gassi gehen lassen“, sagt sie. „Das halte ich für gefährlich.“ Schließlich gebe es Menschen, die ihre Hunde nicht im Griff haben. Zu groß sei die Gefahr, wenn ein fremder Hund den eigenen Vierbeiner angreife und das Kind dann nicht wisse, wie es darauf reagieren soll.
Insgesamt findet Tolevski, dass Haustiere sich gut auf die Entwicklung von Kindern auswirken und sie auf diese Weise auch lernen, Verantwortung für ein anders Lebewesen zu übernehmen. „Mit der Zeit fangen Kinder an, mit dem Haustier zu reden“, sagt sie. „Dann haben sie einen Ansprechpartner. Wenn bei ihnen irgendwas schiefläuft, etwa in der Schule, erzählen sie es dem Haustier. Das hat eine reinigende Wirkung, wie ein Katalysator. Wenn das Kind das Kaninchen als seinen Freund sieht, kann es sich vor den Käfig setzen und ihm alles erzählen.“ Voraussetzung sei zudem, dass man dem Kind früh vermittle, dass man weder nach dem Tier tritt noch es quält.
Wer einem Haustier ein Zuhause bieten möchte, sollte sich überlegen, ob es unbedingt ein Tierbaby sein muss. So kann man etwa Nager oder Vierbeiner aus dem Tierheim adoptieren. Dort kann man sich im Vorfeld von den Mitarbeitern beraten und informieren lassen. Sind dann noch Rahmenbedingungen geklärt, wer etwa das Tier betreut, wenn man im Urlaub oder krank ist, steht einer Freundschaft zwischen Kind und Tier nichts mehr im Weg.
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