Baustellen

Verkehrsteilnehmer in der Mannheimer Innenstadt brauchen gute Nerven

Wer mit dem Auto in der Mannheimer Innenstadt unterwegs ist, braucht momentan oft länger: An vielen Stellen gleichzeitig wird umgebaut oder saniert. Das ist noch nicht bei allen angekommen

Von 
Christian Schall
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In der östlichen Oberstadt werden noch bis zum 23. September die Fahrbahndecken erneuert. In dieser Woche ist unter anderem die Straße zwischen den M- und L-Quadraten (Bild) an der Reihe. © Thomas Tröster

Wer mit dem Auto in der Innenstadt unterwegs ist, braucht momentan viel Zeit und gute Nerven. An vielen Stellen gleichzeitig wird umgebaut oder saniert. Und selbst wer die Appelle der Verwaltung beherzigte und gezielt ein Parkhaus in den Quadraten ansteuerte, musste insbesondere in der vergangenen Woche feststellen, dass dieser Plan trotz guten Willens nicht aufgeht. Grund ist eine Asphaltsanierung in der östlichen Oberstadt (wir berichteten), für die immer wieder einzelne Straßenabschnitte gesperrt werden müssen.

Der erste Bauabschnitt in der vergangenen Woche hatte es gleich in sich. Zwischen M 6/N 7 und M 1/N 1 war eine wichtige Zufahrtsachse komplett gesperrt. Dadurch war das Parkhaus in N 2 nur über den Umweg N 1 zu erreichen, N 6 gar nicht.

Vom Kaiserring kommend, gestaltete sich das Ganze etwa so: Man bog nach rechts in die Straße zwischen M 7 und N 7 ein. Schon an der nächsten Kreuzung, in Höhe der Musikhochschule, war wegen einer Baustelle die Weiterfahrt nicht möglich, man wurde nach links umgeleitet. In Höhe des Kurpfalz-Gymnasiums konnte man sich dann entscheiden, ob man sich nach links in den Stau Richtung Kaiserring einreiht oder geradeaus auf die Bismarckstraße zusteuert.

Asphalt-Sanierung

  • Die Stadt saniert in vier Abschnitten die stark beschädigten Fahrbahnen in den Quadraten. Bis 23. September ist die östliche Oberstadt, also die L-, M- und N-Quadrate, dran.
  • Im gleichen Zug ordnet die Stadt auch das Gehwegparken neu und setzt damit einen Erlass des Landes-Verkehrsministeriums um. Gehwegparken ist dann nur noch erlaubt, wo es auch ausgewiesen ist.
  • Bis zur Bundesgartenschau im April sollen noch die Straßen in der westlichen Unterstadt ausgebessert werden, die beiden anderen Quadranten sind 2024 an der Reihe. 

Von dort aus folgte der nächste Versuch bei L 6/L 8 am Polizeipräsidium - die Straße, die zumindest bis zur Sperrung der Hochstraße Süd in Ludwigshafen eine der beiden Hauptzufahrten aus Richtung Pfalz in die Innenstadt war. Dieser Versuch scheiterte in Höhe der Lauer’schen Gärten (M 6), unter anderem, weil in der Einbahnstraße ein Auto entgegen kam. Also ging es wieder zurück auf die Bismarckstraße. Um es abzukürzen: Es blieb nur der Weg über die Kurpfalzstraße, um von dort aus die Parkhäuser N 1 und über die Kunststraße N 7 anzufahren. N 2 und N 6 waren nicht direkt zu erreichen.

Bewusst auf Schilder verzichtet

Besonders Ortsfremden war die Verzweiflung anzusehen, schließlich gerieten sie ohne Vorwarnung aus nahezu allen Richtungen in diese Sackgasse. Hinweisschilder auf die Sperrungen gab es nicht. Lediglich im nahen Umfeld der Baustelle hingen einige Plakate mit Informationen aus, die aber nur aus direkter Nähe lesbar waren. Warum auf eine Beschilderung verzichtet wurde, erklärt Kevin Ittemann aus dem zuständigen Dezernat 5: „Da sich die einzelnen Bau- bzw. Straßenabschnitte von Woche zu Woche ändern, ergeben sich ständig neue Fahrbeziehungen. Daher wurde auf zusätzliche Schilder bewusst verzichtet, deren Wirkung vor allem bei Externen zumindest fraglich ist.“

Der Vorsitzende der Werbemeinschaft City, Lutz Pauels, ist anderer Meinung: „Das ist nicht optimal gewesen“, sagt er zum Verlauf der vergangenen Woche. „Die Anrainer sind zwar informiert worden, aber die Kunden des Einzelhandels und alle Auswärtigen wussten nicht Bescheid.“ Parkhäuser seien nicht erreichbar gewesen. Selbst Fußgänger und Radfahrer hätten ihre Schwierigkeiten mit der Verkehrsführung gehabt.

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Die Verwaltung verteidigt sich: Mittels Pressemeldung sei die Öffentlichkeit über die Maßnahme informiert worden. Je nach Baufortschritt erhielten die betroffenen Anrainer angepasste Informationen über die anstehenden Bauabschnitte und zusätzliche aktualisierte Aushänge im öffentlichen Raum. Auch auf der Homepage der Stadt könnten die aktuellen Abläufe eingesehen werden. „Es sind auch nicht viele Parkhäuser durch die Maßnahme betroffen“, sagt Ittemann.

„Nicht viele Parkhäuser betroffen“

„Wir halten den Zeitpunkt der Sanierung grundsätzlich für falsch“, kritisiert Pauels. Weil gerade an vielen Stellen gleichzeitig gebaut werde, seien die Probleme befürchtet worden. Aus dem Rathaus heißt es dagegen, dass die Stadt in den letzten zehn Jahren mit dem Umbau der Breiten Straße und der Planken, der Fressgasse bei Q 6/Q 7, des Friedrichsplatzes (z. B. Kunsthalle) und am Friedrichsring sowie der Bismarckstraße, zahlreiche Großbaumaßnahmen umgesetzt habe - sprich: es bisher keinen geeigneten Zeitpunkt gegeben habe. Und etwa mit dem Boulevard Kaiserring seien in den nächsten Jahren weitere Großbaumaßnahmen in der Innenstadt geplant.

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Dass die Sanierung der Straßen in den Quadraten notwendig ist, bestreitet niemand. An vielen Stellen ist der Asphalt aufgebrochen, es gibt Schlaglöcher, die auch für Radfahrer gefährlich werden können. Warum sie gerade jetzt, parallel zu anderen Baustellen in der Umgebung, saniert werden, erklärt Rathaus-Sprecher Ittemann: „Die aktuellen Sanierungsmaßnahmen entstanden aus einem Strategiewechsel des Eigenbetriebs Stadtraumservice, im Zuge dessen bei verkehrlich untergeordneten Straßen kurzlebigere Sanierungsmethoden angewandt werden.“

Der erste Bauabschnitt ist pünktlich fertig geworden, und auch beim zweiten sieht es gut aus. Bis zum Ende der 38. Kalenderwoche, also am 23. September, sollen alle Arbeiten erledigt sein. Darauf hofft auch Lutz Pauels, denn am 2. Oktober öffnen die Geschäfte zum verkaufsoffenen Sonntag. „So lange darf das nicht dauern.“ Und für die Zukunft wünscht er sich: „Die Information muss optimiert werden.“

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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