Bundesgartenschau

Vergabe noch nicht beendet: Wer übernimmt den Sanitätsdienst auf der Buga?

Nur noch drei Wochen bis zur Eröffnung und Polizei und Feuerwehr sind ganz entspannt, wenn es um die Mannheimer Buga geht. Aber wer Erste Hilfe leistet, steht noch nicht fest - die Verhandlungen laufen

Von 
Peter W. Ragge
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Der Sanitätsdienst bei Großveranstaltungen ist für den Veranstalter kostenpflichtig und wird ausgeschrieben – wie andere Aufträge auch. © Käshammer/DRK

Mannheim. Gut drei Wochen vor Eröffnung der Bundesgartenschau ist nicht klar, wer den Sanitätsdienst übernimmt. Das Vergabeverfahren sei „noch nicht abgeschlossen“, weshalb er zu den Verhandlungen „keine Aussage machen“ könne, erklärte Michael Schnellbach, der Geschäftsführer der Bundesgartenschau, im Sicherheitsausschuss des Gemeinderats.

Informationen dieser Redaktion zufolge gibt es inzwischen für eines der beiden Buga-Gelände einen Vertrag mit einer Hilfsorganisation. Stadtrat Chris Rihm (Grüne), selbst lange ehrenamtlich im Rettungsdienst tätig, hatte im Ausschuss einen ausführlichen Fragenkatalog zum Rettungs- und Sicherheitskonzept während des sommerlangen Fests eingereicht.

Die Antwort stellte ihn indes nicht zufrieden. Stadtrat Holger Schmid (ML) wunderte sich ebenso. „Ich habe das Gefühl, bei der Gartenschau läuft vieles just in time“, spielte er auf den engen Zeitplan bis zur Eröffnung an. Das wiederum bestätigte Jochen Sandner, der Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft, für viele der Blumenschauen in den vergangenen Jahrzehnten: „Ich kann Ihnen bestätigen, dass sehr viele Entscheidungen just in time fallen – das hat es seit 1951, seit es Bundesgartenschauen gibt, immer gegeben“, so Sandner: „Dass bis zum Schluss verhandelt wird, ist nicht ungewöhnlich“, erklärte er.

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Laut Schnellbach ist er seit Spätsommer mit den regionalen Hilfsorganisationen im Gespräch. Die sanitätsdienstliche Betreuung auf beiden Teilflächen sei sichergestellt – und deren Personalstärke jeweils abgestimmt auf den Besucherandrang, die Tageszeit und das Risiko. Dazu habe man die Statistiken der Bundesgartenschauen der vergangenen 15 Jahre zugrundegelegt. Zudem seien alle Mitarbeiter der Bundesgartenschau und des Luisenparks in Erster Hilfe ausgebildet worden, bei Angestellten der Dienstleister laufe dies noch, erklärte Schnellbach.

Verwundert äußerten sich Chris Rihm und Holger Schmid darüber, dass es auf dem Bundesgartenschau-Gelände keine Defibrillatoren geben wird, mit denen bei plötzlicher Herzschwäche auch Laien helfen können. Schmid erinnerte Schnellbach daran, dass er in seiner Zeit als Leiter der Bürgerdienste selbst für die Platzierung solcher Geräte in Vorort-Rathäusern geworben habe. Schnellbach erklärte, er gehe davon aus, dass die Sanitätsdienste solche Geräte in ihrer Ausstattung haben. Aber er wolle „vielleicht mal schauen“, ob er noch nachbessere.

Beruhigende Aussagen kamen von Polizei und Feuerwehr. Die Polizei bereitet sich schon lange vor und sieht die Bundesgartenschau „ganz entspannt“, sagte Joachim Scholl, Leiter der Schutzpolizeidirektion beim Polizeipräsidium. Auf dem Spineli-Gelände werde es im Eingangsgebäude eine Anlaufstelle geben, zudem Fußstreifen. Er wolle dabei darauf achten, dass es sich um ortskundige Beamte handele, sagte Scholl. Bei der Bundesgartenschau Heilbronn habe es an 180 Tagen ganze 35 Straftaten, davon elf Diebstähle, gegeben, zudem 29 vermisste Personen. Schon aufgrund der Eintrittspreise sei „keine Klientel da, die uns das Leben schwer macht“, beruhigte er die Stadträte.

„Sicher wird der Verkehr das eine oder andere Problem mit sich bringen“, meinte der Leitende Polizeidirektor aber, jedoch „auch eine Vielzahl von Veranstaltungen ist für uns nichts Neues“. Rihm hatte gefragt, ob sich aus der Ballung von Bundesgartenschau, Maimarkt, Open-Air-Konzerten sowie Sportereignissen ein Risiko ergeben könne. Scholl meinte dazu, die Polizei sei „gut vorbereitet und ganz gelassen“.

Laut Feuerwehrkommandant Thomas Näther gibt es hinsichtlich der Bauten auf dem Buga-Gelände „keine kritische Bewertung“ aus Brandschutzsicht. Daher werde es nur bei Großveranstaltungen die üblichen Brandsicherheitswachen geben. Ob sich Kliniken und Rettungsdienst auf eine Zunahme von Notfällen, etwa an besucherstarken Tagen sowie bei parallel stattfindenden anderen Großereignissen einrichten, sei allein deren Entscheidung.

Stadt und Feuerwehr würden ihre Risikoeinschätzungen dazu rechtzeitig weitergeben. Im Hinblick auf den Sanitätsdienst räumte Näther zwar ein, dass die Hilfsorganisationen durch Großeinsätze und Großveranstaltungen „sehr, sehr stark gefordert“ seien, „aber ich gehe trotzdem davon aus, dass das funktionieren wird“.

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Vor dem Thema Bundesgartenschau hatte Näther dem Ausschuss ausführlich erste Überlegungen zum neuen Brandschutzbedarfsplan vorgestellt – und breite Zustimmung geerntet. „Das geht in die richtige Richtung“, sagte Stadträtin Marianne Seitz (CDU). Christiane Eberle (Grüne) lobte ebenso die stärkere Einbindung der Freiwilligen Feuerwehr wie Claudia Schöning-Kalender (SPD). Schöning-Kalender begrüßte, dass die Ehrenamtlichen nun „auf Augenhöhe“ einbezogen würden.

Für Holger Schmid (ML) war aber „klar, dass wir auf Dauer um mehr Personal nicht herumkommen“. „Wir brauchen auf jeden Fall mehr Einsatzkräfte“, meinte Volker Beisel (FDP) und forderte, die Stadt möge dazu eine Ausbildungsoffensive starten. Offen blieben viele Detailfragen. „Wir berichten fortlaufend“, versicherte Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht. Das Projekt stehe noch am Anfang, „aber wir sind auf dem richtigen Weg“, dankte Specht für die Zustimmung im Ausschuss.

Redaktion Chefreporter

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