Mannheim. Für die einen ist es Tradition, für die anderen Tierquälerei: Ponykarussells sind eine beliebte Attraktion für kleinere Kinder auf Jahr- und Weihnachtsmärkten. Doch die kritischen Stimmen mehren sich. Die Mannheimer Gemeinderatsfraktionen von Grünen, SPD und LI.PAR.Tie haben eine Initiative gegen diese Art des Ponyreitens im Mannheimer Stadtgebiet auf den Weg gebracht. In ihrem interfraktionellen Antrag fordern sie, ab 2024 keine kommunalen Flächen bei Veranstaltungen wie Weihnachts- und Jahrmärkten für das Ponyreiten mehr bereitzustellen.
„Kein Spaß, sondern Quälerei“
Das Ponykarussell sei kein harmloser Freizeitspaß, sondern Quälerei für die Tiere, finden Vertreter der drei Fraktionen. Vor allem die einseitigen Bewegungsabläufe beim Laufen im Kreis würden die Muskeln und Knochen der Tiere stark belasten. Der hohe Lärmpegel bei Veranstaltungen dieser Art würde bei den Ponys zusätzlichen Stress verursachen. Diese Belastung, so heißt es in dem Antrag, habe schon zu Personenschäden geführt, da die Ponys unruhig wurden und sich nicht mehr führen ließen, so dass Kinder vom Rücken der Tiere herunterfielen.
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Die Deutsche Reiterliche Vereinigung, der Dachverband aller Züchter, Reiter, Fahrer und Voltigierer in Deutschland, steht für die Nutzung von Pferden und Ponys im Sinne einer tiergerechten und sachlichen Umsetzung. „Der Umgang mit Pferden und Ponys muss den Menschen grundsätzlich erhalten bleiben, wenn den strengen Regeln des Tierschutzes entsprochen wird“, heißt es in dem Positionspapier der Vereinigung. Die strengen Vorgaben zur Haltung und zum Transport der Pferde und Ponys, die von den Betreibern der Ponyreitbahnen eingehalten werden müssen, würden laufend durch Amtsveterinäre überprüft. Kontrolliert würden etwa der Pflegezustand, angemessene Pausen, ungestörtes Fressen, regelmäßige Richtungswechsel sowie eine passende und fachkundig angelegte Ausrüstung. „Auf Basis dieser Gesichtspunkte spricht sich die Deutsche Reiterliche Vereinigung für die im Einzelfall kontrollierte und überprüfte Zulassung von Ponyreitbahnen auf Volksfesten aus.“
Ponyreiten bei Familien sehr beliebt
Dass die Ponykarussells regelmäßig kontrolliert werden, berichtet auch Stephan Schuster, Vorsitzender des Schaustellerverbands Mannheim. Für ein Verbot gebe es keine gesetzliche Grundlage. „Die Zeiten werden kontrolliert und schriftlich festgehalten. Es gab in Mannheim in der Vergangenheit keine Verstöße oder Mängel. Solange die Tierhaltung artgerecht ist, gibt es keinen Anlass für ein Verbot“, sagt Schuster. Das Ponyreiten sei bei Kindern und vielen Familien sehr beliebt, es werde aber teilweise rabiat dagegen vorgegangen. So hätten Protestierende schon versucht, Familien davon abhalten, das Ponykarussell zu nutzen. „Das finde ich fragwürdig. Es liegt in jedermanns eigenem Ermessen, ob er das macht.“
Gerhard Rietschel vom Mannheimer Verein für Naturkunde hält das Ponyreiten für Kinder nicht für verkehrt, sofern die Tiere gut gehalten werden. „Es sind keine Wildtiere, sondern Tiere, die seit Jahrhunderten von Menschen domestiziert werden“, meint Rietschel.
Die tierschutzpolitische Sprecherin der SPD-Gemeinderatsfraktion, Andrea Safferling, erklärt hingegen: „Wir möchten Ponykarussells nicht unterstützen, denn es ist gegen die Natur, dass ein Tier stundenlang im Kreis geht. Es ist Tierquälerei, und diesen Missbrauch wollen wir mit dem gemeinsamen Antrag ein Ende setzen.“ Sie wünscht sich, dass das Ponyreiten auf Jahrmärkten landesweit verboten wird.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Bei der Bewertung von Ponyreiten spielt Niedlichkeit keine Rolle