Nachhaltigkeit

US-Bürgermeister wollen von „Vorreiter“ Mannheim lernen

Die Probleme auf der Welt sind vielerorts dieselben, das betrifft auch das Klima und die Umwelt. Bei einem Besuch wollen sich US-amerikanische Stadtvertreter nun beim Thema Nachhaltigkeit etwas von Mannheim abschauen

Von 
Kai Plösser
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Mannheims Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell zeigt der Delegation der US-Bürgermeister den Wasserturm. © Kai Plösser

Mannheim. Ob Mannheim oder New York - die Probleme sind in der Welt vielerorts dieselben. Nicht zuletzt die Themen Klima und Umwelt gehören dazu. Um die Herausforderungen gemeinsam anzugehen, nach den besten Lösungen zu suchen und sie bestenfalls auch zusammen umzusetzen, hat nun eine Delegation von Bürgermeistern und weiteren hochrangigen Stadtvertretern aus den Vereinigten Staaten von Amerika Mannheim besucht. Hierbei wollen sie vor allem beim Thema Nachhaltigkeit etwas von der Quadratestadt lernen.

Die 13 US-Stadtvertreter, unter anderem aus Atlanta, Chicago, Denver und Detroit, sind auf Einladung der Deutschen Botschaft in die Kurpfalz gereist, erklärt Michael Hasper, Minister für Kommunikation und Kultur bei der Botschaft in Washington. Der Diplomat spricht bei der Begrüßung im Stadthaus von „gemeinsamen Herausforderungen“, die deutsche und US-amerikanische Städte hätten. „Und davon gibt es so viele“, betont Hasper.

Mannheims Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell begrüßt die Delegation der US-Bürgermeister im Stadthaus. © Kai Plösser

Unter anderem eben das Thema Nachhaltigkeit, bei dem Mannheim international ein gutes Ansehen habe, sagt Hasper später im Gespräch mit dieser Redaktion. „Es werden hier besondere Anstrengungen unternommen. Die wollen wir uns einfach mal anschauen.“ Sowohl die Städte in den USA als auch die in Deutschland würden sich dieselben Fragen stellen: „Wie werden wir nachhaltiger? Wie können wir unsere Kommunen so gestalten, dass die Städte lebenswert sind, dass sie die Umwelt nicht belasten? Wie können wir nachhaltig bauen?“

Pretzell: „Wir als Stadt können das nicht alleine schaffen“

„Wir waren eine der ersten Städte, die sich damit beschäftigt haben, wie nachhaltige Entwicklungsziele in einer Stadt umgesetzt werden können“, hatte Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) zuvor bei der Begrüßung auf Englisch gesagt. Sie spricht das Leitbild 2030 und die daraus resultierenden Ziele für das Klima und die Umwelt an. Stichwort: Klimaschutz-Aktionsplan, mit dem die Stadt bis 2030 klimaneutral werden möchte. Auch deswegen sei Mannheim inzwischen von der EU als klimafreundliche Stadt anerkannt worden. Auch die Arbeit des Local-Green-Deal-Teams hebt die Umweltdezernentin hervor. „Wir müssen uns um den Klimawandel und Nachhaltigkeit kümmern“, sagt Pretzell. Zugleich macht sie deutlich: „Aber wir als Stadt können das nicht alleine schaffen.“

Mannheim sei beim Thema Klimaneutralität sowohl in Deutschland als auch in ganz Europa „einer der Vorreiter“. „Wir wissen, wie wir bis 2030 klimaneutral werden können“, sagt Pretzell. Aber: „Dafür brauchen wir Geld von außen“, also Förderungen von der EU oder vom Bund. Die Regierungen würden Städte und Kommunen aber „nicht wirklich wichtig“, nehmen, bemängelt sie. „Ich habe das Gefühl, dass sie nicht genug mit uns reden.“

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Viele der Städte, dessen Vertreter in Mannheim zu Gast sind, sind nach Pretzells Angaben als Bloomberg American Sustainable Cities zertifiziert: „Das kommt dem nahe, was wir tun“, erläutert sie. Nun hegt sie nicht nur beim Thema Nachhaltigkeit Hoffnungen, beim Austausch voneinander etwas abschauen zu können. Es sei auch interessant zu lernen, „wie wir vielleicht auch gegenüber unseren Regierungen stärker werden können. Damit wir eine Stimme haben“.

In Zukunft könnte das Thema Nachhaltigkeit aber zumindest in den USA noch weniger Gehör finden. Im November stehen die Präsidentschaftswahlen an. Doch auch mit Donald Trump an der Spitze des Landes muss der Austausch weitergehen, meint Diplomat Hasper. Er glaubt nicht, dass es den Beziehungen schaden wird: „Wenn Trump die Wahl gewinnen würde, dann hindert es eine Stadt wie Los Angeles nicht daran, dass sie eine Stadt in Deutschland besucht“, sagt Hasper und betont: „Wir müssen einfach verstehen, dass wir unterschiedliche politische Ebenen haben.“

Beziehungen nicht nur aufrecht erhalten, sondern ausbauen

Die Probleme aber sind in einer globalisierten Welt laut Hasper dieselben. Deswegen gelte es nicht nur, die Beziehungen aufrecht zu erhalten, sondern sie auch auszubauen. Der Besuch in Mannheim ist sozusagen erst der zweite Schritt. Der erste wurde im Juni in New York mit einer Konferenz gegangen. „Wir nennen sie die ,1. deutsch-amerikanische Bürgermeisterkonferenz’“, so Hasper. 26 Stadtvertreter aus beiden Ländern nahmen insgesamt teil.

Nun also der Gegenbesuch in Deutschland, „um uns auch hier der gemeinsamen Herausforderungen und transatlantischen Lösungen zu stellen“, sagt Hasper. Beim Abstecher nach Mannheim stehen dazu unter anderem verschiedene Präsentationen und Diskussionsrunden an. Beispielsweise wird dabei der Local-Green-Deal nähergebracht. Zudem wird ein besonderes Augenmerk auf Franklin gerichtet. „Besonders interessant“, findet Hasper den Besuch auf dem ehemaligen US-Militärgelände, nicht nur wegen der Historie, sondern auch, um zu sehen, wie die Stadt das neue Quartier nachhaltig entwickeln möchte. Am Abend steht ein Essen mit Oberbürgermeister Christian Specht an.

Am Dienstag geht die Reise weiter nach Heidelberg, wo die Delegation unter anderem den 17. Bundeskongress zur nationalen Stadtentwicklung besucht. Am Mittwoch geht es nach Berlin. In der Hauptstadt stehen die Themen Wohnen sowie Migration auf dem Programm. Unter anderem wird das Bundesbauministerium besucht. „Die Amerikaner wollen auf die Deutschen schauen und von deren Situation lernen“, sagt Hasper. Der internationale Austausch unter den Amtskollegen biete „wirklich die Chance, nicht nur Probleme anzugehen, sondern die bestmöglichen Lösungen zu finden“, ist er sicher.

Redaktion

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