Mannheim. Was wir nicht messen können, können wir nicht managen und was wir nicht managen können, können wir nicht minimieren. Diese „3 Ms“ stehen für den Beginn einer jeden seriösen und systematischen CO2-Reduktionsstrategie.
Unternehmen sind heutzutage größtenteils dazu verpflichtet, eine jährliche CO2-Bilanz aufzustellen. Hierdurch schaffen sie sich einen Überblick über ihr betriebliches Treibhausgas-Inventar und können ihre stärksten Emissionstreiber (sogenannte Top-Emitter) identifizieren. Anschließend sollten sie ein CO2-Reduktionsziel mit Absenkpfad festlegen und Maßnahmen etablieren, ihre Emissionen intrinsisch zu verringern. Insofern ist das Messen der jährlichen CO2-Emissionen die erste Stufe im Rahmen eines nachhaltigen, unternehmerischen Klimamanagements.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
„Ziel der Defossilisierung es ist, fossile Energieträger zu ersetzen“
Die nächste Stufe besteht aus Meiden und Minimieren. Wichtig ist hierbei alles Erforderliche zu unternehmen, die CO2-Emissionen zukünftig so weit wie möglich komplett zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren, beispielsweise durch höhere Energieeffizienz, Prozessoptimierung, Umstellung auf erneuerbare Energien oder durch Kombinationen dieser und anderer Methoden.
Im Zusammenhang mit der Vermeidung und/oder Verringerung des CO2-Ausstoßes werden die Begriffe Dekarbonisierung und Defossilisierung oft synonym verwendet, obwohl sie eigentlich jedoch unterschiedliche Bedeutungen haben.
Ziel der Defossilisierung es ist, die fossilen Energieträger zu ersetzen. Darunter wird verstanden, dass weiterhin kohlenstoffhaltige Produkte eingesetzt werden, der Kohlenstoff jedoch aus nachhaltigen und erneuerbaren Quellen stammt und nicht mehr aus fossilen, zum Beispiel über die Nutzung von Green Fuels für das Transportwesen, die Elektrifizierung von Wärmeprozessen oder den Einsatz von Wasserstoff.
Bei der Entsorgung dieses Materials (zum Beispiel durch Verbrennung) kann weiterhin CO2 entstehen, jedoch nicht mehr, als bei der Produktion des Materials eingesetzt wurde. Somit ergibt sich ein CO2- bzw. Kohlenstoffkreislauf, wodurch im Endeffekt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre nicht weiter zunimmt.
Fakt ist, die eine Lösung gibt es nicht und es bedarf vieler verschiedener innovativer Technologien, um die Klimaziele zu erreichen
Dekarbonisierung heißt bekanntlich, dass CO2-intensive Prozesse durch CO2-arme oder neutrale Prozesse ersetzt werden sollen, zum Beispiel den Strom aus Solar- oder Windenergie zu ziehen. Fakt ist, die eine Lösung gibt es nicht und es bedarf vieler verschiedener innovativer Technologien, um die Klimaziele zu erreichen. Hierzu gehört auch die Kompensation.
Die letzte Stufe im Klimamanagement besteht in der seriösen CO2-Kompensation der unvermeidbaren beziehungsweise noch nicht reduzierten Restemissionen eines Unternehmens durch Investition in zertifizierte Klimaschutzprojekte in den Entwicklungsländern des globalen Südens.
„Das Weltklima wird nicht allein in einer Stadt oder einem Land gerettet“
Diese CO2-Kompensation sollte jedoch die kontinuierliche Suche der Unternehmen nach Reduzierungspotenzialen bei den eigenen CO2-Emissionen nur begleiten, aber niemals ersetzen. Da jedoch CO2-Emissionen das Klima auf globaler Ebene beeinflussen, spielt es - im Gegensatz zur Umweltverschmutzung - keine Rolle, wo sie in die Atmosphäre gelangen und wo sie vermieden werden. Wichtig ist, dass sie weltweit in der Summe abnehmen. Wenn also im Gegenzug zu ihrer Entstehung, Emissionen in gleichem Umfang vermieden werden, ist die Bilanz für die Erde am Ende wieder klimaneutral.
Nachhaltigkeitsexperte Apu Gosalia
- Apu Gosalia ist als Experte für strategische Nachhaltigkeit in diversen Wirtschaftssektoren tätig
- Der 53-Jährige lehrt als Honorardozent an Universitäten.
- 2018 wurde der Mannheimer in den Senat der Wirtschaft Deutschland berufen
Apropos klimaneutral. Mannheim hat sich zum Ziel gesetzt bis 2030 klimaneutral zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss unsere Stadt den CO2-Ausstoß um mindestens 80 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Der Rest darf auch hier durch Ausgleichsmaßnahmen wie Aufforstungen kompensiert werden.
Bis 2020 konnte Mannheim das Etappenziel einer Minderung der Emissionen um 40 Prozent knapp erreichen. Oftmals wird mir in diesem Zusammenhang die Frage gestellt, ob es Sinn macht, dass sich einzelne Städte lokale Klimaziele setzen und dies nicht eher eine Aufgabe sei, die auf globaler Ebene angegangen werden muss. Hierauf antworte ich meist: Man sollte das eine tun, ohne das andere zu lassen. Wie entsteht denn eine globale Klimawirkung, wenn nicht letztendlich aus der Summe von vielen lokalen Entscheidungen?
Das Weltklima wird jedoch nicht allein in einer Stadt oder einem Land gerettet. Wir haben auch eine Verantwortung, die über Firmenstandort-, Stadt- und Landesgrenzen hinausgeht, zum Beispiel im globalen Süden. Wir brauchen eine Mischung, eine Symbiose von beidem.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft_artikel,-regionale-wirtschaft-mannheimer-nachhaltigkeitsexperte-gosalia-lokale-klimaziele-sind-ein-wichtiger-_arid,2237374.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html