Mannheim/Heidelberg. Es war schon ein spektakulärer Transport, der da vom Rhein in den Neckar abbog. Schon frühzeitig begann der Kapitän des Schubschiffes „Pieter Van der Wees" aus dem niederländischen Dordrecht das Schiff am Samstagmorgen zu drehen.
Der Rhein floss ziemlich schnell. Aber sehr professionell schaffte der Kapitän die Kurve. Langsam fuhr das Ungetüm in den Neckar hinein, begleitet von einem Boot der Wasserschutzpolizei.
Ausgemustertes U-Boot wieder rund 350 Tonnen
Die Ladung - das ausgemusterte U-Boot U 17 wog immerhin rund 350 Tonnen - war nicht gerade ein Leichtgewicht. Aber so sah es aus. Ohne größere Schwierigkeiten wurde die Kurve genommen. „Das war schon spektakulär“, erzählen Peter Ningel und Adam Schneider. „Dass das so leicht ging, hätten wir nicht gedacht. Aber das sind alles Profis, die hier Hand anlegen."
Schon früh mussten sie aufstehen. „Nach 40 Berufsjahren bin ich das gewohnt. Ich kenne das nicht anders“, erzählt Schneider. „Nachher besorge ich Frühstück. Dann gibt es einen guten Kaffee zu. Aber zuerst wollte ich mir das ansehen."
Fotos schießen von der Mannheimer Kurpfalzbrücke
Ein anderer, der an der Neckarspitze stand, war um 4.30 Uhr aufgestanden, um von der Nähe von Stuttgart mitzuerleben, wie die Einfahrt des Schubverbandes in den Neckar klappte. „Ich hätte es mir tatsächlich ein wenig spektakulärer vorgestellt. Aber es hat einwandfrei funktioniert.“
Die wenigen Menschen an der Neckarspitze verfolgten das Wendemanöver mit großem Interesse. Viele machten sich auf den Weg zur Kurpfalzbrücke, um dort noch einmal den Transport zu erleben. Dort stand auch unter anderem Jürgen Gantert, der feststellte: „Ich bin extra früh aufgestanden, um das zu erleben. Das ist schon imposant. Jetzt muss ich aber erst ein paar Fotos schießen als Erinnerung.“
Später meinte er: So etwas erlebt man nur einmal im Leben. Daher ist das schon interessant“. Er erzählte, dass er schon früher gesehen habe, wie Transporte ins Technikmuseum Sinsheim abgelaufen sind. Es habe am Ende aber immer alles geklappt.
Die Neckarschleusen sind für den U-Boot-Transport Herausforderung
Langsam, aber ganz sicher, schiebt sich der Transport unter der Kurpfalzbrücke durch. Viele Zuschauer sind beeindruckt, wie leicht sich dieses Gefährt bewegt. Weiter bewegt sich der Transport Richtung Feudenheimer Schleuse. Dort stehen bereits die ersten Zuschauer. „Heute Morgen war das Wasser noch ganz oben. Da habe ich gedacht, das klappt nie im Leben, dass der Transport die Schleuse meistert“, so Jürgen Gantert.
Maria Horn und Udo Kamin waren mit dem Rad aus Ludwigshafen gekommen. „So ein Spektakel sieht man nur einmal im Leben“, sind die beiden begeistert. Wie viele Besucher, darunter auch viele Kinder, reihen sie sich in die Menge vor der Schleuse ein. Jetzt geht es aber ganz langsam vorwärts. Millimetergenau muss der Kapitän seine Fracht in die Schleuse manövrieren.
Von vielen Schaulustigen wird das interessiert verfolgt. Vor allem der Turm des U-Bootes darf keinen Kratzer abbekommen. „Das haben wir ganz genau abgemessen. Da geht nichts schief“, ist sich der Projektleiter des Technik-Museums Sinsheim, Michael Einkörn ganz sicher. Die wertvolle Fracht darf nicht über die Pontons hinausschauen, erzählt er.
Er weiß auch, dass am Vorabend das U-Boot auf dem Wasser mit einer eigens angefertigten Drehvorrichtung gedreht worden waren. 350 Tonnen kippten innerhalb weniger Minuten zur Seite, bis U17 in einem Winkel von 76 Grad auf dem Fluss-Ponton zum Stehen kam. Es war das erste Mal, dass das U-Boot auf dem Wasser gekippt wurde. „In acht bis neun Minuten, reiner Arbeitszeit, war das beendet. Alles hat dank guter Vorarbeit geklappt“, so Einkörn.
Für enge Kurve Wasser aus Ponton gelassen
Er erinnerte sich, dass der Kapitän aus dem Ponton Wasser abgelassen habe, damit der Transport besser um die Kurve an der Neckarspitze gewendet werden konnte. Auf der Fahrt zur Feudenheimer Schleuse sei dieses Wasser wieder aufgefüllt worden, damit die Fracht wieder tiefer liege. Marvin meint: „Das sieht schon spektakulär aus, wie diese riesige und vor allem schwere Fracht in diese schmale Schleuse passt. Wir haben den Transport schon in Koblenz gesehen. Damals war das U-Boot aufrecht. Jetzt liegt es aber schräg auf dem Ponton. Das ist schon eine ingenieurmäßig geplante technische Meisterleistung.“
So langsam taucht das U-Boot aus der Schleusenkammer auf. Es hat wirklich alles geklappt. Der Motor des Schiffes wird wieder angelassen. Nach einer kleinen schwarzen Wolke setzt sich der Schubverband wieder in Bewegung. Die Schleuse öffnet sich und das Schiff setzt seine Fahrt in Richtung Ilvesheim und Ladenburg fort. Unter der Brücke in Ladenburg wird deutlich, warum das U-Boot gedreht werden musste. Ansonsten wäre es nicht unter der Brücke durchgegangen.
Projektleiter Einkörn ist sich auch sicher, dass der weitere Transport reibungslos geschieht. „Alle Fälle haben wir durchgespielt, sodass eigentlich nichts schiefgehen kann“, sagt er zuversichtlich. Mit Schwierigkeiten rechne er allerdings an einigen Engstellen im Kraichgau. Dort seien aber Vorkehrungen getroffen, dass auch da nichts schiefgeht. Am 28. Juli soll der rund zwei Millionen Euro teure Transport sein Ziel Sinsheim erreichen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-u-boot-u17-faehrt-leicht-gedreht-von-mannheim-nach-heidelberg-_arid,2222878.html