Mannheim. Sieht man ein verletztes Tier oder eines, das scheinbar krank ist, möchte man ihm gerne helfen. Hierfür gibt es die Telefonnummer der Leitstelle Sicherheit und Ordnung (0621/2 93 29 33). Mannheim hat mit Britta Markmann und Sebastian Knapp zwei neue Tierschutzbeauftragte, die Anfang August ihren Dienst aufgenommen haben - und es gibt einen großen Verbesserungsbedarf beim Thema Tierschutz in Mannheim. I
Innerhalb von kurzer Zeit erreichte die Redaktion zwei Mails von enttäuschten Tierschützerinnen, die einer Katze und einem Igel helfen wollten, und keine qualifizierten Informationen von den zuständigen Stellen bekommen haben. Im Laufe der Recherchen meldeten sich noch zwei weitere Tierschützerinnen, die seit längerer Zeit mit der Verwaltung in Kontakt stehen und dieser Redaktion über teils unkastrierte Katzen berichteten.
Tierheim Mannheim verweist bei Streunern an Kommunalen Ordnungsdienst
Ab 1. Oktober gilt in Mannheim die Katzenschutzverordnung, die besagt, dass alle Freigänger kastriert werden müssen. Wie will man das Katzenelend in den Griff bekommen, wenn der Informationsfluss bei den zuständigen Stellen nicht funktioniert? Diese Frage stellte sich auch Selina Schick, als ihr am frühen Morgen auf ihrem Arbeitsweg auf der Friesenheimer Insel ein Tier in einem schlechten Allgemeinzustand auffiel.
„Ich habe ein Foto von der Katze gemacht und sie versucht zu sichern, was mir leider nicht gelang. Nach der Arbeit bin ich zum Tierheim Mannheim gefahren, um die Sache zu melden“, erzählt Schick. Das Tierheim befindet sich auf der Friesenheimer Insel, daher wandte sich Schick dorthin. Eine Mitarbeiterin, die sie empfing, habe sie weder ausreden lassen noch schaute sie sich das Foto an, sagt Schick. Für das Einfangen von Streunertieren ist der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) zuständig.
Ordnungsdienst arbeitet mit Berufstierrettung Rhein-Neckar zusammen
„Auf meine Frage nach der Telefonnummer wurde ich auf Google verwiesen. Auch beim KOD wurde mir leider nicht weitergeholfen. Dort wurde mir gesagt, ich solle mehr Infos über den Standort einholen, so könne man nicht ausrücken. Ich solle am besten die Katze sichern und mich dann wieder melden.“ Doch den Standort hätte Schick genau beschreiben können. „Ich kenne mich dort ziemlich gut aus. Wir haben dort auch einen Garten, das hatte ich auch erwähnt. Es wäre kein Problem gewesen, dass ich dazu komme und den Standort zeige“, schrieb Schick in einer weiteren Mail an den Fachbereich Sicherheit und Ordnung.
Wenn ein Standort bekannt ist, beauftragt der KOD die Berufstierrettung Rhein-Neckar, einen externen Dienstleister. Schick setzte das Bild der Katze in die Facebook-Gruppe „Vermisste / gefundene Tiere Mannheim“, hier konnte der Vorfall dank der Aufmerksamkeit der ehrenamtlichen Tierschützerinnen und Tierschützer bald geklärt werden.
Schwachen Igel im Unteren Luisenpark gefunden
Die Katze gehörte einer Dame, die einen Garten in der Nähe hatte. Der Kater war bereits etwas älter und nicht mehr topfit, jedoch nicht in Not. Auf die Anfrage der Redaktion beim Dezernat Sicherheit und Ordnung kam zuerst erneut die Antwort, es sei nicht möglich, „ein so großes, weitläufiges Gebiet wie die Friesenheimer Insel nach einer Katze abzusuchen“. Auf den Hinweis, dass die Finderin den Standort hätte bestimmen können, lautete die Antwort, es lag „zu viel Zeit zwischen dem Auffinden und der Meldung der Katze“, denn die Sichtung war morgens, die Meldung einige Stunden später. Die Antwort des Tierheims auf eine Mail dieser Redaktion liegt bislang noch nicht vor.
Was wäre gewesen, wenn es sich bei dem Kater auf der Friesenheimer Insel tatsächlich um einen Ernstfall gehandelt hätte? Wie kann der Informationsfluss schneller erfolgen, sodass verletzten oder schwachen Tieren, aber auch Streunern schnell geholfen werden kann? Auch Wildtiere brauchen ab und zu Hilfe von Menschen, zum Beispiel der Igel, der vom NABU zum Wildtier des Jahres 2024 ernannt wurde.
Barbara Müller fand an einem heißen Tag einen Igel im Unteren Luisenpark. „Er bewegte sich kaum, atmete normal, aber war übersät von Fliegen“, erzählt sie. Es kamen Leute hinzu und man beriet, was man tun könnte. Müller benetzte den Igel mit Wasser und rief das Tierheim an - dort erreichte sie niemanden.
Vorschlag, mehr Kontakte auf Homepage der Stadt zu verlinken
Durch eine Internetrecherche auf dem Handy stieß sie auf die Nummer der Leitstelle für Sicherheit und Ordnung. „Was tun, wenn ich ein verletztes Tier finde?“, lautet die Überschrift auf der Homepage. Müller wurde zuerst mit einer Mitarbeiterin verbunden, die den Fall aufnahm, und meinte, es melde sich jemand. Erst eine halbe Stunde später habe ein Mitarbeiter zurückgerufen - bis dahin war der Igel aber schon von einer Tierschützerin, die zufällig vorbeigekommen war, mitgenommen worden.
Im Nachhinein erst erfuhr Müller, dass es für Igel Auffangstationen gibt. Zu finden sind die zum Beispiel über die Internet-Seite „Igelauffangstationen nach Postleitzahl“. „Solche Kontakte könnte man auf der Homepage der Stadt verlinken“, schlägt Müller vor. Auf eine Anfrage der Redaktion hin lautete die Antwort des zuständigen Fachbereichs: „Wir werden intern - auch mit den beiden neuen Tierschutzbeauftragten - besprechen, wie und wo wir solche Infos am besten auf der Website platzieren können.“
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