Mannheim. Einzelne Kitas müssen schließen, weil der Sanierungsbedarf zu hoch ist. Projekte kommen nicht zustande, weil Investoren sich übernommen haben. Und es sorgt für Verzögerungen, wenn Anwohner gegen geplante Kitas juristisch vorgehen. Soll heißen: Rückschläge gibt es immer wieder beim Ausbau der Kita-Betreuungsplätze.
Aber daneben entsteht an vielen Orten in der Stadt Neues. In den vergangenen Wochen und Monaten häuften sich die symbolischen ersten Spatenstiche – unter anderem bei den städtischen Kitas auf der Hochstätt und in Sandhofen, im Taylorpark oder auf dem Almenhof, wo die katholische Kirche am Standort Maria Hilf den Bau einer siebengruppigen Einrichtung startete. Und ein paar Tage zuvor konnte die evangelische Kita in der Friedrichsfelder Wallonenstraße ihren Betrieb aufnehmen.
Das Bild ist also uneinheitlich: Gehen unterm Strich mehr Plätze verloren – oder entstehen zusätzliche? Andrew Ballantyne, städtischer Koordinator für den Kita-Ausbau, gibt eine eindeutige Antwort. „Obwohl Einrichtungen weggefallen sind, haben wir in allen Alterssegmenten ein quantitatives Wachstum“, sagt er im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“. Und belegt das mit Zahlen: Im Vergleich zum Vorjahr stehen zusätzlich knapp 70 Plätze für Krippenkinder unter drei Jahren (U3) und knapp 150 für Kindergartenkinder (Ü3) zur Verfügung.
Aber auch qualitativ habe sich die Situation verbessert, ergänzt Ballantyne. Denn es gibt zunehmend Ganztagsangebote. Noch 2016 sah es so aus: 301 Ü3-Kinder besuchten die Kita nur vormittags (Regelangebot, RG), 3784 nutzten verlängerte Öffnungszeiten (VÖ) und 4035 den Ganztag (GT). Der GT-Anteil lag damit knapp unter 50 Prozent. Mittlerweile ist er auf 57 Prozent gestiegen, die VÖ-Plätze gingen von fast 47 auf gut 42 Prozent zurück. Die 79 verbliebenen RG-Plätze (0,9 Prozent) fallen kaum noch ins Gewicht.
Diese und viele weitere Zahlen und Fakten gehen aus der neuesten, 45 Seiten starken „Übersicht über die Projekte zum Ausbau der vorschulischen Kinderbetreuung“ hervor. Ballantyne will diese Übersicht künftig jährlich vorlegen, öffentlich einsehbar ist sie im Ratsinformationssystem der Stadt.
Große Kita für Spinelli noch 2023
Aktuell halten Stadt und freie Träger 3174 Plätze im U3- und 8518 im Ü3-Bereich vor. Bräuchten alle Kindergartenkinder einen Platz, würden 1500 fehlen. Ganz so hoch ist der Bedarf nicht, „es gibt tatsächlich Eltern, die keinen Platz wollen“, sagt Ballantyne. Aber von den Kindern, die einen Platz suchen, gelten nach der neuesten Quartalsvorlage (Stichtag 1.1.2023) 1038 als unversorgt.
Bleibt also nach wie vor viel zu tun. Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigt die Vielzahl der Projekte, die in der städtischen Übersicht aufgelistet sind. Mehr als 70 sind bereits beschlossen und in ganz unterschiedlichen Stadien der Umsetzung. Kurz vor dem Start steht die Natur-Kita Little Franklin mit 20 zusätzlichen Plätzen. Noch in diesem Jahr ihren Betrieb aufnehmen sollen die Freie Kita Spinelli mit 110 und die Kita Stengelhofstraße Rheinau mit 60 Plätzen. Unterm Strich rechnet die Stadt mit 590 zusätzlichen Plätzen bis zum Ende des Kindergartenjahres 2023/24.
Der Bedarf ist je nach Stadtteil sehr unterschiedlich, schwierig ist die Situation unter anderem auf Franklin. Die Ausbauplanung sieht für diesen Bereich 120 weitere U3- und 320 Ü3-Plätze vor.
Info: Jahresbericht Kita-Ausbau als PDF-Datei unter: bit.ly/40rOhgL
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