Bildung

Trotz desolater Haushaltslage: Mannheimer MAUS-Programm wird fortgeführt

16 Mannheimer Schulen erhalten durch das Unterstützungssystem MAUS weiterhin hunderte zusätzlicher Förderstunden. Das hat der Bildungsausschuss des Gemeinderats beschlossen.

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Simone Kiß
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Jede MAUS-Schule stellt sich aus dem Angebot der zehn außerschulischen Bildungspartner ihr individuelles Programm zusammen. © picture alliance / Frank Rumpenhorst/dpa

Mannheim. Trotz der Sparzwänge hat der Bildungsausschuss des Mannheimer Gemeinderates die Fortführung des Programmes MAUS (Mannheimer Unterstützungssystem Schule) ab dem Schuljahr 2026/27 für zwei weitere Schuljahre beschlossen. Pro Schuljahr stehen dafür rund 560.000 Euro zur Verfügung. „MAUS ist ein sehr erfolgreiches System und bewährt sich nun schon seit 2008. Auch andere Städte haben dieses Modell mittlerweile von uns kopiert“, sagte Bildungsbürgermeister Dirk Grunert im Ausschuss. Das Programm habe aktiv dazu beigetragen, die Bildungs- und Chancengerechtigkeit zu verbessern. Gleichzeitig wolle man das Projekt „sinnvoll weiterentwickeln“. „Dass wir dies ermöglichen können, ist ein positives Zeichen für unsere Stadt und vor allem für die Mannheimer Schülerinnen und Schüler, die von MAUS profitieren“, so Grunert.

Mit MAUS ermöglicht die Stadt den aktuell 16 teilnehmenden Schulen hunderte zusätzliche Förderstunden, beispielsweise mit Künstlern, Musikern, Natur- und Sportpädagogen sowie mit Nachhilfekräften. Für eine breite Angebotspalette kooperiert jede Schule bedarfsorientiert mit einer individuellen Auswahl aus zehn außerschulischen Bildungspartnern. Mit dabei sind Abendakademie, Musikschule, Stadtbibliothek, Jugendförderung, Stadtmedienzentrum, Junges Nationaltheater, Reiss-Engelhorn-Museen, Kunsthalle, Marchivum sowie die „Grüne Schule“ des Stadtparks. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler mit zusätzlicher Unterstützung in ihrer schulischen und persönlichen Entwicklung zu stärken. Neben Förderangeboten in den Kernfächern stehen kulturelle, soziale, kompetenzstärkende und persönlichkeitsfördernde Maßnahmen im Mittelpunkt. Bei den Grundschulen soll MAUS eine Steigerung der Übergangsquote auf Schulen mit mittleren und höheren Abschlussmöglichkeiten bewirken.

AfD sieht bei dem Förderprogramm Einsparpotenzial

Mit der Fortführung von MAUS haben die Stadträtinnen und Stadträte auch einige Weiterentwicklungen an dem Programm beschlossen. Zum einen erfolgt die Zuweisung der Mittel nach einem neu entwickelten Verteilungsschlüssel, der nun auch Faktoren wie Schulart, Schülerzahlen und Sozialraum berücksichtigt und so eine gerechtere Verteilung gewährleistet. Zum anderen können jetzt auch Ganztagsgrundschulen in das Programm aufgenommen werden. Und Schulen, die zu Ganztagsschulen werden wollen, müssen MAUS nicht mehr verlassen.

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„Das war nicht mehr nachvollziehbar und hat sogar falsche Impulse gesetzt“, so Grunert. Schulen, die sich zum Ganztag entwickeln wollten, hätten MAUS verloren. „Diesen Fehlanreiz haben wir korrigiert“, erklärte der Dezernent. Konkret bedeutet das, dass zunächst die Hans-Christian-Andersen- sowie auch die Astrid-Lindgren-Schule in das Unterstützungssystem aufgenommen werden sollen. MAUS ersetzt dort keinen Unterricht, sondern ergänzt diesen um zusätzliche Förderangebote.

„Wir begrüßen die Verbesserungen und insbesondere, dass man die Schulen nicht mehr bestraft, die den Ganztag konzeptionell umsetzen“, sagte SPD-Stadträtin Melanie Seidenglanz. Als „großen Zugewinn für das gesamte Projekt“ bewertete Mia Helbig von den Grünen, dass künftig Faktoren wie Sozialindex, Schulgröße und Schulart in die Mittelverteilung miteinfließen sollen. Für die CDU-Fraktion sei MAUS nach wie vor ein sehr wichtiger Baustein in der Bildungslandschaft, der durch die Weiterentwicklungen noch einmal eine neue Ausrichtung erfahre, sagte Stadtrat Christian Hötting.

Das MAUS-Programm ermöglicht den Kindern Einblicke in Themen, die nicht immer auf dem Stundenplan stehen. © picture alliance / dpa

„Können wir bei MAUS nicht unsere Ressourcen nutzen, indem Lehrer und Sozialpädagogen diese Aufgaben übernehmen?“, fragte AfD-Stadtrat Markus Riegler. So könnte man 560.000 Euro pro Jahr einsparen. Angesichts der prekären Haushaltslage solle das überprüft werden. „Wir kennen keine Lehrkräfte, die sagen, dass sie neben ihrem Job noch ehrenamtlich für die Stadt Mannheim unterrichten wollen“, entgegnete Bürgermeister Dirk Grunert und fügte hinzu: „Wenn es die gibt, können sie sich sehr gerne bei uns melden. Aber ich glaube, die Lehrerinnen und Lehrer sind alle schon durch ihren Hauptjob sehr gut ausgelastet, so dass sie nicht noch zehn, zwölf Stunden in der Woche für MAUS freiwillig und umsonst unterrichten können. Diese Einsparmöglichkeit sehen wir tatsächlich nicht.“

Schulen müssen sich nicht mehr bewerben

Ebenfalls neu ab dem Schuljahr 2026/27 ist, dass sich Schulen nicht mehr für das Unterstützungssystem bewerben müssen. Der bisherige „aufwendige Bewerbungsprozess“ habe sowohl Schulen wie Verwaltung belastet und über die Jahre fast nicht zu Veränderungen bei den teilnehmenden Schulen geführt, teilte der Fachbereich Bildung, bei dem die Koordination von MAUS liegt, dazu mit. Stattdessen werde eine regelmäßige Evaluation im Fünf-Jahres-Rhythmus angestrebt. Die Schulen erhielten so eine längerfristige Teilhabemöglichkeit und damit Planungssicherheit. Weitere Schulen können sich dadurch aktuell nicht für das Programm bewerben. Sie werden, falls durch ein freiwilliges Ausscheiden bestehender Schulen Unterrichtskontingente frei werden, nach festgelegten Kriterien ausgewählt, die Rückschlüsse auf den Förderbedarf zulassen.

Aktuell nehmen an MAUS sieben Grundschulen, eine Werkrealschule, eine Verbundschule (Werkreal-/Realschule), zwei Realschulen, ein Gymnasium sowie vier sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren teil.

Redaktion Reporterin Team Mannheim

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