Mannheim. Die Mannheimer Holocaustüberlebende Zilli Schmidt ist tot. Das hat der baden-württembergische Landesverband Deutscher Sinti und Roma (VDSR) am Freitag mitgeteilt. Schmidt sei am Freitagmorgen im Alter von 98 Jahren gestorben. „Sie war eine Jahrhundertzeugin, sie hat Auschwitz überlebt. Sie war eine Kämpferin voller Mut und Mitgefühl für andere, für das Gute, für Gerechtigkeit“, heißt es vom Verband.
Daniel Strauß, Vorstandsvorsitzender und Tim Müller, wissenschaftlicher Leiter und Freund werden in der Mitteilung zitiert: „Wir sind sehr traurig. Sie war uns ein großes Vorbild und eine wunderbare Freundin. Sie war einer der faszinierendsten Menschen, dem wir je begegnet sind. Bis zu ihrem letzten Tag hatte sie Ruhe und Vertrauen, die sie aus ihrem Glauben gewann.“
Trauerfeier in Mannheim geplant
Schmidt hat das Konzentrationslager Auschwitz überlebt – war dort im „Zigeunerlager“ interniert. Bei einer Veranstaltung in Mannheim hatte Schmidt einmal gesagt: „„Ich bin ein Gotteskind! Egal, was mit mir an Grausamkeit im Leben widerfahren ist: Der Herr hat mich nie verlassen.“
Schmidt hatte bis zuletzt in Mannheim gewohnt. Sie war bis vor kurzem in zahlreichen medialen Publikationen aufgetreten – immer dabei, ihr Wille, ihre Geschichte zu erzählen und aufzuklären. Hinweise zu den Trauerfeierlichkeiten werden in Kürze erfolgen, teilte der VDSR mit. Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz, der enge Freund der Familie und Europaabgeordnete Romeo Franz, der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antiziganismus Mehmet Daimagüler, und weitere Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft würden erwartet, heißt es.
Anfang des Jahres wurde Schmidt für ihre Vermittlung des Leidens der Sinti und Roma während NS-Zeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. „Durch Ihre Vermittlung wissen wir heute mehr über das Leiden der Sinti und Roma, aber auch so viel mehr über ihr Leben, ihre Musik und ihre Kultur“, würdigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Überlebende des Völkermordes, die in Auschwitz ihre kleine Tochter Gretel, außerdem Eltern und die Schwester mit sechs Kindern verloren hat.
Schmidt, geborene Cäcilie Reichmann (Jahrgang 1924), entstammte einer katholischen Familie, die zu einer vor allem in Böhmen und Mähren beheimateten Teilminderheit gehörte. 1970 zog sie mit ihrem Mann Anton Schmidt, einem Musiker, nach Mannheim. Davor war das Paar viele Jahre im Wohnwagen unterwegs. 1988 sagte sie vor dem Landgericht Siegen als Zeugin gegen einen SS-Blockführer von Auschwitz aus.
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