Mannheim. Die Staatsanwaltschaft hat nach "MM"-Informationen Anklage gegen die beiden Polizisten erhoben, die bei einem Einsatz im Mai dieses Jahres am Mannheimer Marktplatz für den Tod eines psychisch kranken Mannes verantwortlich gewesen sein sollen. Zunächst hatte die „Rheinpfalz“ berichtet. Das Landgericht Mannheim müsse nun prüfen, ob es tatsächlich zum Prozess komme, hieß es. Auf Anfrage erklärt das Landgericht, keine Angaben dazu machen zu können.
Sollte es zum Prozess kommen, wollen die Angehörigen des Verstorbenen - die Mutter und die Schwester des 47-jährigen Mannheimers mit kroatischen Wurzeln - als Nebenklägerinnen auftreten. Sie werden dabei von der Anwaltskanzlei Gärtner/Slania vertreten, die laut "MM"-Informationen in engem Kontakt mit der Familie des Verstorbenen steht. So vertritt Rechtsanwalt Peter Slania die Mutter des Verstorbenen, die Anwältin Ayla Bayaz die Schwester des Mannes.
Video zeigt Einsatz auf Mannheimer Marktplatz
Auf Nachfrage hält sich die Staatsanwaltschaft Mannheim zunächst bedeckt und teilt dann mit: Man werde am Freitag, 9. Dezember, um 9 Uhr die Öffentlichkeit informieren. Auf Anfrage nennt die Staatsanwaltschaft auch den Grund für ihr Zögern: "Nach der Rechtsprechung ist zunächst den Betroffenen ein angemessener Zeitraum einzuräumen, selbst den Verfahrensabschluss zur Kenntnis zu nehmen. Dies gebieten schon das allgemeine Persönlichkeitsrecht und das Recht auf ein faires Verfahren. Die ursprüngliche Frist endete am Montag." Man habe aber die Frist abkürzen können.
Laut Anklage wird einem der Beamten nach "MM"-Informationen „Körperverletzung im Amt mit Todesfolge“ vorgeworfen. Dem anderen "fahrlässige Tötung durch Unterlassen“. "Wir haben schon von Anfang an kritisiert, dass die Suspendierung beider Beamter vorschnell erfolgt ist. Was den Beamten in der Anklage vorgeworfen wird, zeigt nun: Die ausgesprochene Suspendierung ist so sicher nicht mehr haltbar", sagt Thomas Mohr, Vorsitzender der Mannheimer Gewerkschaft der Polizei.
"Die Anklage überrascht uns nicht. Schließlich gibt es ein großes öffentliches Interesse an dem Fall", so Mohr. Deshalb sei es gut und richtig, dass der Fall in einem Rechtsverfahren aufgearbeitet werde, "denn das sieht unser Rechtssystem vor."
Am 2. Mai war ein Mann bei einem Polizeieinsatz am Marktplatz zusammengebrochen. Die Einsatzkräfte und ein anwesender Arzt des Zentralinstituts für seelische Gesundheit Mannheim, der mit der Polizei den Patienten gesucht hatte, kümmerten sich um den 47-Jährigen. Später starb der Mann aber im Krankenhaus. Früheren Angaben des Landeskriminalamts zufolge kursierte im Internet mindestens ein Video, auf dem zu sehen ist, wie einer der Polizisten den auf dem Boden liegenden Mann gegen den Kopf schlägt.
Gutachten liegt vor
Mitte September hatte die Staatsanwaltschaft Mannheim mitgeteilt, der 47-Jährige sei laut vorläufiger Bewertung eines Gutachtens an einer "lage- und fixationsbedingten Atembehinderung" mit darauf folgender Stoffwechselentgleisung in Kombination mit einem Ersticken durch eine Blutung in die oberen Atemwege gestorben. Der Tod sei also nicht natürlich gewesen.
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