Mannheim. „Da hat man schon kein Glück, und dann kommt noch Pech dazu“: Den legendären Spruch des einstigen Profi-Fußballers Jürgen „Kobra“ Wegmann kann man problemlos auf die Arbeiten rund um die Konrad-Adenauer-Brücke anwenden. Eigentlich sollten diese ein halbes Jahr dauern. Doch nach knapp zweieinhalb Jahren sind sie immer noch nicht fertig. Zurzeit ruht die Baustelle sogar.
Um das besser zu verstehen, ist es hilfreich, nochmals auf die Geschichte der Sanierung zu blicken. An drei Stellen mussten ab Mai 2021 die verschlissenen Übergangskonstruktionen ausgetauscht werden, also die stählernen Dehnungsfugen, die quer über die Fahrbahn im Boden der Brücken-Elemente eingelassen sind. Gleichzeitig sollten auch Leitplanken, Geländer und Schrammborde gewechselt und der Asphaltbelag erneuert werden.
Fertigstellung oft verschoben
Zum einen, weil viele Elemente der wichtigen und stark genutzten Verkehrsader schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Und zum anderen, weil sichergestellt sein soll, dass es nicht zu weiteren Behinderungen kommt, wenn auf der anderen Rheinseite einmal die Ludwigshafener Hochstraße Nord abgerissen wird.
Doch wie bei so vielen Baustellen ist das wahre Ausmaß der Schäden erst nach dem Beginn der Sanierung deutlich geworden. Zudem wurde asbesthaltiges Material entdeckt, was die Arbeiten weiter verkomplizierte. Das Ergebnis: Nach und nach ist der Fertigstellungstermin verschoben worden. Anstatt Ende Oktober 2021 hieß es mal Ende 2021, dann Sommer 2022, dann Herbst 2022 und schließlich vor der Bundesgartenschau im April 2023.
Fachfirmen ausgelastet
Doch wie alle Autofahrer wissen, ist auch daraus nichts geworden. Denn die rechte Fahrspur vom Parkring kommend in Richtung Heidelberg ist ebenso noch gesperrt wie – von Ludwigshafen über die Adenauer-Brücke kommend – die Abbiegespur in Richtung Mannheim-Zentrum.
Das ärgert natürlich zahlreiche Pendlerinnen und Pendler – und wird noch dadurch verschärft, dass aktuell auf der Baustelle keine Arbeiter zu sehen sind. Den Hintergrund erläutert ein Sprecher der Stadtverwaltung: „Aufgrund der aktuellen hohen Auslastung der Fachfirmen konnten die ausstehenden Arbeiten bisher nicht ausgeführt werden“, teilt er mit.
Und gegenwärtig sei das ebenfalls nicht möglich. „Die ausstehenden Arbeiten, wie beispielsweise die Straßenbauarbeiten, müssen von Nachunternehmern ausgeführt werden“, erklärt der Sprecher weiter. Da sich der Zeitplan der Arbeiten jedoch wiederholt verändert habe, sei es bei diesen Fachfirmen zu „Überschneidungen“ mit anderen Baumaßnahmen gekommen – wo sie bereits Verpflichtungen eingegangen waren und Verträge unterschrieben hatten.
Stadt und Autofahrer müssen also warten. Seit wann genau sich rund um die Rheinbrücke nichts tut und wann es endlich weitergehen soll, dazu verrät der Sprecher nichts Konkreteres. Doch allzu lange soll sich das Dilemma nicht mehr hinziehen, betont er: „Wir gehen derzeit von einer Fertigstellung der Baumaßnahme im Herbst 2023 aus.“ Also irgendwann in den kommenden drei Monaten.
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Kosten fast verdoppelt
Schließlich ist der Großteil der Sanierung inzwischen geschafft. Was noch fehlt, sind die Fahrbahndecken der rechten Spur Richtung Heidelberg sowie Schutzeinrichtungen und in einigen Teilbereichen Absturzsicherungen.
Schutzmaßnahmen bei der Kostenentwicklung dürften sich auch viele Stadträtinnen und Stadträte wünschen. Denn aufgrund „einer Vielzahl von unbekannten Schäden am Bauwerk sowie der hohen Preissteigerungen in der Bauwirtschaft“ hat sich dem Stadtsprecher zufolge die Rechnung für die Sanierung saftig erhöht: Anstatt den einst geplanten rund drei Millionen Euro ist das Budget bereits im vergangenen Herbst auf 5,6 Millionen Euro erhöht worden.
Ob es dabei bleibt, ist noch offen, ergänzt der Rathaus-Sprecher: „Die Fertigstellungskosten können aufgrund der offenen Arbeiten sowie der nicht abgeschlossenen Rechnungsprüfung noch nicht beziffert werden.“
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