Bildung

Stadtbibliothek Mannheim will Ende 2023 neu eröffnen

Es gibt Neuigkeiten von der Stadtbibliothek Mannheim: Bereits Ende des Jahres 2023 soll es einen neuen Standort für die dezentralen Angebote geben. Was wo genau geplant ist

Von 
Eva Baumgartner
Lesedauer: 
Die Zentrale der Bibliothek ist derzeit im Stadthaus N 1 untergebracht. Der Neubau, der alle Innenstadt-Büchereien unter einem Dach vereinen soll, ist im Quadrat N 2 gegenüber geplant, hier steht aktuell noch ein Parkhaus. Rechts neben dem Parkhaus ist das Dalberghaus zu sehen, derzeit Standort der Kinder-, Jugend- und Musikbibliothek (N 3). © Bernhard Zinke

Mannheim. Im Mannheimer Stadtteil Franklin entsteht bis Jahresende eine neue Zweigstelle der Mannheimer Stadtbibliothek. Diese soll als Open Library, also Selbstbedienungsbibliothek mit langen Öffnungszeiten, umgesetzt werden. „Wir sind mit der GBG im Gespräch, um die Idee bis Ende des Jahres in den H-Bauten auf Franklin umzusetzen“, erklärt die Pressestelle der Stadt Mannheim auf Anfrage dieser Redaktion.

Die geplante Fläche ist mit rund 20 Quadratmetern zwar klein, trotzdem soll es hier auch Sitzgelegenheiten geben: „Sie bietet zudem eine Internetanbindung mit WLAN und eine Selbstverbuchung an“, so die Stadt. „Die Open Library könnte dann auch mit der Zweigstelle Käfertal zusammenarbeiten“, erklärt Yilmaz Holtz-Ersahin, Leiter der Mannheimer Stadtbibliothek. An weiteren Details werde derzeit noch gearbeitet.

Kosten für den Neubau der Stadtbibliothek unklar

Wie es mit dem auf dem Quadrat N 2 geplanten Bibliotheks-Neubau der Zentrale weitergeht, ist allerdings noch offen: „Aktuell erarbeitet das Planungsteam um das Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez die Vorplanung. Voraussichtlich 2025 wird das Parkhaus abgerissen und damit der erste sichtbare Schritt zum Neubau gemacht. Der Baubeginn ist 2026 vorgesehen“, heißt es von der Pressestelle.

In der Finanzplanung der Stadt ist allerdings noch kein Geld für eine neue Stadtbibliothek vorgesehen. Die aktuellen Kosten lassen sich zudem laut Pressestelle nicht genau beziffern. Zuletzt hieß es mehrfach, dass die Kosten inzwischen über 80 Millionen Euro liegen - im Gemeinderatsbeschluss von 2018 war noch mit 33 Millionen Euro kalkuliert worden.

Früher musste eine Bibliothek leise sein, heute müssen die Menschen hier sprechen, die Häuser erleben eine Renaissance.
Yilmaz Holtz-Ersahin Leiter Stadtbibliothek Mannheim

Für Holtz-Ersahin ist es jedenfalls keine Frage, dass ein Neubau nötig ist: Dieser könne schließlich auch bildungsferne Schichten erreichen, Lernort und Treffpunkt sein und zudem demokratische Teilhabe ermöglichen. Bibliotheken, sagt er, hätten heute weltweit einen höheren Stellenwert: „Früher musste eine Bibliothek leise sein, heute müssen die Menschen hier sprechen, die Häuser erleben eine Renaissance.“

Repair-Café, Dachgarten und Bibliothek der Dinge

Veranstaltungen, Lese- und Sprachförderung, Nachhaltigkeit, auch das Ausleihen von Dingen gehöre heutzutage zu den Angeboten. Die Neubau-Pläne für Mannheim sehen zudem auch multifunktionale Räume, einen Dachgarten oder ein Repair-Café vor: „Wir wollen auf die veränderten Mediennutzungsbedingungen der Menschen reagieren.“

Stadtbibliothek Mannheim

  • 2022 lag die Zahl der Besuche in der Stadtbibliothek Mannheim bei insgesamt 630 373. Im Vergleich zu 2021 haben sich die Besuchszahlen mehr als verdoppelt. Im Coronajahr 2021 gab es insgesamt 239 633 Besuche in der Stadtbibliothek.
  • Die Anzahl der entliehenen Medien lag im Jahr 2022 bei insgesamt 1 026 731.
  • In der Zentralbibliothek und den angegliederten Bibliotheken in den Stadtteilen werden pro Jahr rund 3 000 Veranstaltungen angeboten.
  • Der Gemeinderat hat 2018 die Grundsatzentscheidung getroffen, einen Neubau in N 2 zu errichten: Er soll dort die bisherigen Innenstadt-Standorte unter einem Dach vereinen, denn derzeit ist die Zentrale im Stadthaus in N 1 zuhause, die Kinder-, Jugend- und Musikbibliothek in N 3. In N 2 befindet sich noch ein Parkhaus.
  • Die Fertigstellung des Neubaus war ursprünglich für 2023 geplant, inzwischen geht die Stadt von einer Fertigstellung 2026 aus.
  • Die Kosten waren ursprünglich mit 35 Millionen Euro kalkuliert, inzwischen dürften sie bei mindestens 80 bis 100 Millionen Euro liegen.
  • Bislang ist der Finanzplanung der Stadt allerdings noch kein Geld für einen Neubau der Stadtbibliothek vorgesehen, dies auch nicht mittelfristig für die kommenden drei Jahre. baum

Auch wenn Robotik und Technik inzwischen eine große Rolle spielen und weiter ausgebaut werden sollen: Der Bibliothek-Chef sieht vor allem auch in der Inspirationskraft der Menschen eine wichtige Quelle für die Zukunft des Hauses: „Wir besprechen genau, wie künstliche Intelligenz (KI) in Bibliotheken zum Einsatz kommen kann. Man muss sich immer wieder auf Neues einlassen, alles ist im Wandel.“

Auf KI blickt er teilweise mit Sorge: „Die Lyrik der Menschen darf nicht dadurch ersetzt werden.“ Er vergleicht KI dabei gern mit einem Auto: „So wie wir sagen, dass Autos die Welt nicht zerstören dürfen, ist auch die KI etwas, dass wir erschaffen haben, das aber gefährlich werden kann.“

Schutz des Wortes

Der Schutz des Wortes sei gerade in der heutigen Zeit wichtig: „Denn es verliert immer mehr an Bedeutung, alles wird visualisiert.“ Ob Facebook, Instagram oder Twitter, das Leben werde überall verkürzt, Bilder ersetzten die Wörter. Zur Förderung der menschlichen Kompetenz sei das Wort jedoch wichtig: „Menschen haben keine Zeit mehr zu sprechen, deshalb sind auch Formate wie Erzähltage in einer Bibliothek wichtig“, sagt der Leiter. „Wir spüren, wie wichtig es ist, die Menschen zusammenzubringen. Und das Wort darf nicht durch die Technisierung der Welt verlorengehen.“

Die Stadtbibliothek ist für ihn ein Ort der Kommunikation: „Ich bin ein Verfechter der Digitalisierung, weil da auch Menschen aus peripheren Schichten eingebunden sind. Auch bei der Armutsbekämpfung ist Digitalisierung wichtig - und für den Erhalt der Demokratie der Präsenzaustausch.“

Sprachförderung in der Stadtbibliothek

Gerade in einer Mannheimer Bibliothek sei Sprachförderung ein wichtiger Baustein für das Zusammenleben: „Wenn es hier in der Stadt einen Migrationsanteil von fast 50 Prozent gibt, müssen die Menschen in ihrer neuen Sprache Deutsch kommunizieren können. Viele Sprachen sind ein kultureller Reichtum, aber es muss hier die Kommunikationssprache Deutsch geben“, findet Holtz-Ersahin.

Damit Migranten wissen, wie Menschen hier sind, müssen sie auch Zugang zum kulturellen Leben haben.
Yilmaz Holtz-Ersahin Leiter Stadtbibliothek Mannheim

Wenn man sich zudem in einem Haus kostenlos aufhalten könne, ohne Zwang, würde das mehr migrantische Familien anlocken. „Es reicht aber nicht aus, nur die Sprache zu können. Damit Migranten wissen, wie Menschen hier sind, müssen sie auch Zugang zum kulturellen Leben haben. Haben sie das nicht, gibt es eine Diskrepanz, und diese ist nicht gut für den Zusammenhalt.“

Stadtbibliothek profitiert von der Buga

Die Bundesgartenschau sei aktuell ein Pluspunkt für die Bibliothek: „Da wir das Programm dort mitgestalten dürfen, werden wir auch überregional wahrgenommen“, sagt der Leiter. Das Problem an der Bibliothek in Mannheim sei nämlich: „Außerhalb der Stadt haben wir ein super Image, das liegt an den tollen Kolleginnen und Kollegen und dem vielfältigen Programm. Doch hier in Mannheim erreichen wir nur zehn Prozent der Bevölkerung.“

Mannheim liegt hinten

Ein Vergleich mit anderen Bibliotheken zeigt zumindest beim Medienetat, dass noch Luft nach oben ist: Denn Mannheim hatte 2022 einen Medienetat (inklusive Einarbeitungs- und Materialkosten) von rund 488 800 Euro. „Das entspricht 1,45 Euro pro Einwohner oder Einwohnerin. Der Landesdurchschnitt liegt dagegen bei 1,70 Euro“, erklärt die Stadt. „Und in Heidelberg liegt der Zuschuss bei drei Euro pro Einwohnerin oder Einwohner“, fügt Holtz-Ersahin hinzu.

Mehr zum Thema

Kommentar Neubau der Stadtbibliothek: Mannheim sollte in die Zukunft investieren

Veröffentlicht
Kommentar von
Eva Baumgartner
Mehr erfahren
Stadtbibliothek

Neubau der Mannheimer Stadtbibliothek soll 2026 fertig sein

Veröffentlicht
Von
Eva Baumgartner
Mehr erfahren

Vor einigen Jahren haben Mannheimer Kinder überlegt, wie ein Neubau aussehen könnte. Die Ergebnisse sind noch immer im Foyer des Dalberghauses zu sehen: „Ich wünsche mir, dass die Kinder, die das Modell gemacht haben, wirklich bald ihre Bibliothek bekommen.“

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen