Kommentar Neubau der Stadtbibliothek: Mannheim sollte in die Zukunft investieren

Rund um den Neubau der Stadtbibliothek in sind viele Fragen offen. Der Neubau ist dringend nötig und Mannheim sollte in die Zukunft investieren, kommentiert Eva Baumgartner

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Mannheim. Wann wird der Neubau der Stadtbibliothek Mannheim umgesetzt? Kommt er überhaupt? Oder – wie vom neu gewählten Oberbürgermeister Christian Specht angekündigt – möglicherweise nur in abgespeckter Variante? Ohne Zweifel: Rund um das Großprojekt in der Innenstadt sind noch viele Fragen offen. Ursprünglich war geplant, das Haus 2023 in Betrieb zu nehmen. Inzwischen geht die Stadt von 2026 aus. Doch der Gemeinderat hat noch nicht mal Geld dafür eingeplant. Stattdessen konkurriert er mit immer mehr kostenintensiven Sanierungen – erst der des Nationaltheaters, nun diverser Brücken in der Stadt oder einem Stadion.

Dabei ist eine neue Zentralbibliothek hier dringender denn je: In Sachen Bildung gibt es nach der langen Pandemie-Zeit schließlich einiges nachzuholen. Und auch die aktuelle internationale Grundschul-Lese-Untersuchung Iglu zeigt eindrücklich, dass viel zu tun ist, wenn in Deutschland jeder vierte Viertklässler nicht richtig lesen oder schreiben kann. Dazu kommt: In einer Migrationsstadt wie Mannheim ist Lese- und Sprachförderung nicht nur wichtige Grundlage, sondern auch wertvolle Hilfe bei der Integration.

3000 Veranstaltungen im Jahr

Freilich, bei stetig steigenden Summen für solche Vorhaben in Zeiten knapper Kassen und Inflation muss die Stadt über solche Projekte nachdenken. Doch dass es in Mannheim mehrere Standorte für die Stadtbibliotheken der Innenstadt gibt, macht keinen Sinn. Erst recht nicht, wenn Millionen in die Häuser investiert werden müssten, um sie auf den neuesten Stand zu bringen. Mit über 3000 Veranstaltungen im Jahr ist das Haus eine der wichtigsten Anlaufstellen der Stadt: Es könnten weit mehr Menschen erreicht werden, wenn die Rahmenbedingungen stimmten.

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Der Blick auf gelungene Bibliotheks-Neubauten, ob im niederländischen Almere, im dänischen Aarhus oder im hessischen Hanau, zeigt: Diese Häuser sind wichtige Treffpunkte geworden, für Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Region. Menschen aller Altersklassen und Schichten begegnen sich hier zwanglos – zum Lernen, Reden oder zum Lesen, und zwar ohne Eintritt zu bezahlen. Es sind Orte des öffentlichen Lebens, die Menschen zusammenbringen und so auch das Zusammenleben der Gesellschaft erleichtern. Zudem begeistern sie durch moderne Architektur und leisten so einen entscheidenden Beitrag für die Stadtentwicklung. Im Gegensatz zu anderen EU-Staaten sind Bibliotheken in Deutschland freiwillige Aufgabe der Kommune. Mannheim sollte an dieser Stelle in seine Zukunft investieren. Das geht nicht abgespeckt.

In Sachen Bildung gibt es nach der langen Pandemie-Zeit einiges nachzuholen.

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.