Mannheim. „Völlig irre“, fasst Manfred Gottmann seine Erfahrungen mit den Baumspenden der Stadt Mannheim zusammen. Der 69-Jährige spendete zum Geburtstag seines Bruders vor elf Jahren einen Kastanienbaum am Dahlienplatz in der Gartenstadt. Sein Wunschstandort, fußläufig zu seinem Wohnhaus. Da lief noch alles gut, sagt er. Zu der Zeit hielt Lothar Quast von der SPD das Amt des Umweltbürgermeisters.
Aber unter den dann folgenden Grünen-Umwelt-Bürgermeisterinnen Felicitas Kubala und ihrer Nachfolgerin Diana Pretzell sei sein Frust gewachsen. „Offiziell ist die Stadt froh um jeden Menschen, der sich engagiert. Meine eigene Erfahrung ist ganz anders.“, sagt der Pensionär.
Stadt Mannheim wirbt um neue Baumpaten
Aber von vorne. Gottmann bemühte sich im vergangenen Jahr bei der Stadt um eine Baumpatenschaft zu dem gespendeten Baum am Dahlienplatz. Baumpaten, das sind Bürger, die sich ehrenamtlich um die kleinen Beete und die Bäume in den Straßen der Stadt kümmern. Sie pflanzen Blumen um den Baum und halten die Bäume sauber. Gottmann wollte sich um den Kastanienbaum kümmern, denn gerade in den Sommermonaten benötigte der viel Wasser. Er wollte damit den Stadtraumservice entlasten.
Aber die Stadt sagt ihm ab. Bei einer Sache sei ihm dann der Kragen geplatzt. Im Januar startete der Stadtraumservice eine Werbekampagne, um neue Baumpaten anzuwerben. Sie verteilten Hinweisschilder für Baumpaten. Gottmann versteht es nicht. Wie passt das zusammen, dass die Stadt Gottmann die Patenschaft absagt – und gleichzeitig nach neuen Paten sucht?
Anfragen auf Baumpatenschaft werden oft abgelehnt
Anfrage bei der Stadt. Gottmanns abgelehnte Baumpatenschaft ist kein Einzelfall, geht aus der schriftlichen Antwort hervor. Die Stadt teilt mit, dass im vergangenen Jahr 22 Baumpatenschaften-Anfragen eingingen - und davon nur zehn zustande kamen.
Denn bevor Bürger eine Patenschaft übernehmen, überprüft der Stadtraumservice, ob der gewünschte Baum geeignet ist. Vier Absagen gab es 2022 etwa, weil die Bäume unter drei Jahre alt waren. Da übernimmt die Verantwortung eine externe Pflanzfirma, die im Falle von Krankheiten oder Fehlwachstum für Ersatz einspringt. Ein weiterer Grund für Absagen seien geringe Erfolgschancen, etwa wenn der Baum kein umliegendes Beet hat oder stark zubetoniert ist.
Grundsätzlich hat jeder Stadtteil geeignete Bäume
In Gottmanns Fall sei den Standort ein Problem. Der Kastanienbaum steht in einer Grünfläche, das erfordere besondere Koordination mit den städtischen Gartenpflegern. Die wüssten dann etwa nicht, bis wohin sie den Rasen mähen und pflegen und wo die Baumpaten, sagt die Stadt. Eine Abgrenzung, etwa durch einen Zaun, könnte das deutlich machen. Aber in einer öffentlichen Grünfläche ginge das nicht, weil die gesamte Fläche öffentlich zugänglich sein muss, heißt es weiter.
Und eine bewegliche Abgrenzung, etwa durch Steine, sei im öffentlichen Raum nicht möglich. Denn dort dürfen keine beweglichen Gegenstände liegen. Daher die Absage an Gottmann. Die Stadt ermutigt bei Absagen, nochmal auf den Stadtraumservice zuzukommen. In jedem Mannheimer Stadtteil gebe es geeignete Bäume für Patenschaften – auch in der Gartenstadt.
Stadt lehnt Baumspende ab - und pflanzt auf eigene Kosten
Gottmanns Erfahrungen mit Mannheimer Bäumen gehen weiter. Die Stadt habe in den vergangenen Jahren Bäume am Dahlienplatz gefällt, etwa einen Ahornbaum. Vor einigen Monaten, da wollten Vereinskollegen und er Ersatzbäume spenden. Mehrere hundert Euro hätten sie aufbringen können. Aber auch hier: eine Absage der Stadt. Stattdessen könne er einen Baum im Feudenheimer Bürgerpark spenden. Das sei für Gottmann aber nicht dasselbe, „nicht die selbe Verbindung zum Baum“, sagt er.
Bei der Absage für die Baumspende in der Gartenstadt habe eine Verantwortliche zu Gottmann gesagt, die Leiterin des Dezernats Kubala wolle „keine Berliner Verhältnisse“. Die Hoheit der Verwaltung, vielleicht eine Lehre aus Kubalas Zeiten im Berliner Abgeordnetenhaus, vermutet Gottmann.
Zwei neue Bäume am Dahlienplatz
Nun hat die Stadt am Dahlienplatz zwei neue Bäume gepflanzt, ohne die Spende von Gottmann. Zwei Wildbirnen stehen dort seit Mitte Februar. Gottmann kann sich darüber nicht so recht freuen. „Die Stadt hätte sich eine Menge Geld sparen können. Aber ne, der Bürger blitzt ab, soll bloß nichts sagen.“, sagt Gottmann.
Die Stadt argumentiert hier mit Kosteneffizienz. Spenden für Bäume an beliebigen Orten im Stadtgebiet führten zu einem hohen Verwaltungsaufwand, teilt sie mit. Je nach gespendetem Geldbetrag könnten die Kosten für die Verwaltung die Spende selbst schnell übersteigen.
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