Debatte um Stadionneubau - Der kurzfristige Finanzbedarf an der Heimspielstätte des SV Waldhof liegt laut Sportdezernat im fünfstelligen Bereich / Dimensionen bei Aufstieg noch offen

Stadt Mannheim: Aktuell nur geringer Finanzbedarf im Carl-Benz-Stadion

Von 
Steffen Mack
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Speziell bei den organisierten Fans auf der Osttribüne (hier beim Heimspiel gegen Halle) ist das Carl-Benz-Stadion äußerst beliebt. Dort wurden auch bereits Plakate gegen einen Neubau hochgehalten. © PIX

Mannheim. Es sind gewaltige Summen, von denen Befürworter eines Neubaus raunen: Selbst wenn der SV Waldhof den in dieser oder in der nächsten Saison angepeilten Aufstieg verpassen sollte, gebe es einen gewaltigen Modernisierungsbedarf im Carl-Benz-Stadion. Die Rede ist von einer achtstelligen Summe, die in der 2. Liga noch deutlich größer würde.

Doch laut Sportdezernat ist zumindest der kurzfristige Bedarf weitaus geringer. Zwar kämen bei dem 27 Jahre alten Stadion immer wieder Bauunterhalt-Kosten auf die Stadt zu, so Sprecherin Corinna Hiss. „Aktuell handelt es sich aber nur um Mängelbeseitigungen im mittleren fünfstelligen Bereich.“

Die jüngsten Investitionen der Stadt ins Carl-Benz-Stadion

Das 1994 fertig gebaute Carl-Benz-Stadion gehört der Stadt Mannheim, der SV Waldhof ist nur der Haupt- (und in aller Regel alleinige) Mieter.

Zuletzt hat die Kommune nach dem Drittligaaufstieg der Blau-Schwarzen vor zwei Jahren größere Summen in das Stadion gesteckt.

Damals wurden etwa ein neuer Rasen verlegt (was auch ohne Aufstieg nötig gewesen wäre) sowie die Lautsprecher- und Flutlichtanlagen modernisiert. Das kostete rund 1,82 Millionen Euro.

Hinzu kamen ein halbes Jahr später etwa 1,24 Millionen Euro für den Einbau einer Rasenheizung (die ist im Profifußball vorgeschrieben, um den Spielbetrieb auch im Winter aufrecht erhalten zu können) sowie beim Umbau im Sommer unerwartet aufgetretener Mehrbedarf und zusätzliche Kosten für (auch Verkehrs-) Sicherheit rund ums Stadion.

Für diese Investitionen gab es im Gemeinderat zwar jeweils breite Mehrheiten. Allerdings wurde parteiübergreifend von einigen Mitgliedern auch zu bedenken gegeben, dass die Stadt eigentlich eher den Breitensport als eine professionelle Spielbetriebs-GmbH fördern solle.

Ergebnisse erst nächstes Jahr?

Was genau zu machen ist, lässt Hiss offen. Veränderte Lärmschutzauflagen, von denen im Sportausschuss Bürgermeister Ralf Eisenhauer berichtete, seien nicht der Grund. „Das ist ein Missverständnis“, in diesem Punkt gebe keinen kurzfristigen Sanierungsbedarf. Und gefragt etwa nach der Stromversorgung, mit der es dem Vernehmen nach wegen des rund ums Stadion stark gewachsenen Energiebedarfs Probleme gibt, teilt die Sprecherin nur allgemein mit: Um dem Profiverein eine verbesserte Nutzung des Carl-Benz-Stadions zu ermöglichen, „laufen Untersuchungen und Kostenermittlungen“. Zum finanziellen Volumen könne man noch nichts sagen.

Das gelte auch für bei einem Aufstieg nötige Investitionen. In den höheren Spielklassen sind die Anforderungen an Stadien deutlich höher, auch um die Qualität der Fernsehübertragungen und damit wichtige Einnahmequellen zu sichern. Als dem SVW 2019 der Sprung in die 3. Liga gelang, musste die Stadt als Eignerin insgesamt mehr als drei Millionen Euro ins Carl-Benz-Stadions stecken. Jetzt sprechen Neubau-Befürworter sogar von bis zu 20 Millionen Euro.

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Diese Zahl nennt Hiss „reine Spekulation“. Die voraussichtlichen Kosten im Falle eines Aufstiegs werde man nun ebenso ermitteln wie die unabhängig von der Spielklasse anfallenden Modernisierungskosten. Mit Ergebnissen sei frühestens Ende des Jahres zu rechnen.

Ansonsten bekräftigt Hiss, was Eisenhauer - schon vor seiner Wahl zum Bürgermeister Stammgast im Stadion - im Sportausschuss gesagt hat: Die Stadt freue sich über den sportlichen Erfolg des SVW und unterstütze ihn auch in Fragen der Infrastruktur. Die „bevorzugte Variante“ sei der Verbleib der Blau-Schwarzen im Carl-Benz-Stadion. Alle anderen im Raum stehenden Ideen zur Nutzung unbebauter Flächen - konkret gemeint sein dürfte ein Neubau im Bösfeld - seien „naturschutzrechtlich sehr restriktiv zu beurteilen und stehen im Widerspruch zu den übergeordneten Zielen des Leitbilds Mannheim 2030“.

Zwei Fraktionen kritisieren Eisenhauers Nein

Eisenhauers Nein zu einem neuen Stadion kritisiert nach CDU-Fraktionschef Claudius Kranz nun auch die Mannheimer Liste. Diese Absage könne „so auf keinen Fall akzeptiert werden“, teilt der sportpolitische Sprecher Holger Schmid mit. Einen solch wichtigen Punkt, der in dem Ausschuss gar nicht auf der Tagesordnung gestanden habe, dürfe man nicht am Ende der Sitzung unter „Sonstiges“ verkünden.

Die Freien Wähler seien schon immer der Auffassung, das Carl-Benz-Stadion stehe an der falschen Stelle, betont Schmidt. Dagegen könne ein „Messe- und Sportpark“ im Bösfeld „sicherlich so gebaut werden, dass er multifunktional nutzbar und klimaneutral betrieben werden kann“. Dieser Standort wäre auch verkehrstechnisch besser angebunden als der jetzige. Das Neubau-Thema müsse im Gemeinderat ergebnisoffen diskutiert und möglichst noch in diesem Jahr entschieden werden. Auch die CDU fordert eine offene Prüfung. Die SPD warnt vor einem Schnellschuss, plädiert aber ebenfalls für eine baldige Grundsatzentscheidung, damit der SV Waldhof und die anderen rund ums Carl-Benz-Stadion angesiedelten Sportvereine Klarheit hätten.

Bei den Kommentaren auf der „MM“-Facebook-Seite überwiegt klar die Ablehnung eines neuen Stadions. Jose Sancocho empfiehlt: „Erst mal sportlich aufsteigen. Dann etablieren.“ Und erst dann könne man über einen Ausbau oder Neubau nachdenken. Und Oliver Benjamin Hemmerle meint: „Kein Mensch braucht ein neues Stadion.“ Er erinnert auch daran, was nach der Entscheidung zum Bau des Carl-Benz-Stadions passiert ist: Der SVW stieg 1990 aus der 1. Liga ab.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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