Nationaltheater, Klinikum, Ausbau und Anbindung neuer Quartiere – an anstehenden Investitionen in die Infrastruktur gibt es in Mannheim keinen Mangel. Hinzu kommen die finanziellen Folgen der Pandemie. Da hätte man eine Stadion-Debatte nicht noch gebraucht.
Zunächst war es auch eher ein „Debättchen“ in den Sommerferien. Bei der einen oder dem anderen, die sich äußerten, dürfte der Wahlkampf eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben. Die tatsächliche Positionierung der Protagonisten und ihrer Parteien muss sich erst noch zeigen.
Das wird sich nun vermutlich. Zwar hat Sportbürgermeister Ralf Eisenhauer – am Ende einer Ausschutzsitzung unter „Sonstiges“ –schnell mal im Namen der Stadt den Verbleib des SVW im Carl-Benz-Stadion verkündet. Aber das kennt man heutzutage ja aus allen Lebensbereichen, in der Familie wie im Beruf: Wer mit einem Machtwort eine Diskussion für beendet erklärt, erreicht in der Regel das Gegenteil.
Umso wichtiger ist jetzt eine Versachlichung. Dazu müssen schleunigst die Fakten auf den Tisch. Das wäre als Allererstes, welcher Sanierungsbedarf in dem 27 Jahre alten Carl-Benz-Stadion sowohl kurz- als auch mittelfristig zu erwarten ist. Ergänzend müssen die Kosten klar kommuniziert werden, die nach dem angepeilten Zweitliga-Aufstieg hinzukämen – ein Ziel übrigens, dass der aktuell Tabellenfünfte auch mit seiner vielversprechenden neuen Mannschaft und viel Euphorie im Umfeld überhaupt erst mal erreichen muss.
Wenn der Finanzbedarf klar ermittelt und nicht nur hinter vorgehaltener Hand von interessierter Seite kolportiert wird, lässt sich eine Entscheidung treffen: Ob sich eine Modernisierung des Carl-Benz-Stadions rentiert oder ein Neubau her muss. Und dann erst würde sich die Standort-Frage stellen. Dabei sind natürlich die anderen im Sportpark am Stadion angesiedelten Vereine ebenfalls zu berücksichtigen.
Klar ist auch: Selbst wenn die Stadt die finanziellen Mittel hätte, könnte sie einer professionellen Spielbetriebs-GmbH nicht allein auf Steuerzahlerkosten ein neues Stadion hinstellen. Ganz wesentlich wird es darauf ankommen, was Waldhof-Mäzen Bernd Beetz und mögliche Geldgeber im Hintergrund beisteuern. Inwiefern dazu die Bereitschaft besteht, muss auch alsbald klar kommuniziert werden. Von denen, um deren Geld es sich handelt.
Selbst dann sollte man aufpassen, sich nicht zu verheben. Welche fatalen Folgen ein überambitioniertes Stadion haben kann, hat sich sehr anschaulich in Kaiserslautern gezeigt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Beim Waldhof-Stadion müssen Zahlen auf den Tisch
Steffen Mack zur Debatte um ein neues Waldhof-Stadion