Mannheim. Bernd Beetz ist in die Offensive gegangen. „Die Neubau-Pläne haben sich irgendwo verrannt oder zerschlagen“, sagte der Präsident des SV Waldhof Mannheim kürzlich im Trainingslager im österreichischen Leogang auf dem vereinseigenen Youtube-Kanal. Sport- und Baubürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) will das am Donnerstagabend weder bestätigen noch dementieren. „Das sind die Pläne von Herrn Beetz. Wenn er das so sagt, gehe ich davon aus, dass das zutrifft“, sagt Eisenhauer in einem Gespräch am Rande eines Pressetermins im Carl-Benz-Stadion.
Die Lösung in Sachen Stadionfrage scheint also wohl in Richtung Sanierung der Waldhof-Heimspielstätte hinauszulaufen. Und auch, wenn ein Neubau nicht mehr infrage kommen sollte, der Dialog geht nach Angaben von Eisenhauer weiter. „Wir sind in intensiven Gesprächen, um tatsächlich zu überlegen, wie wäre auch eine Zweitligatauglichkeit hier am Carl-Benz-Stadion möglich“, sagt er. Das Wort Neubau nimmt der Bürgermeister dabei nicht in den Mund. Dafür betont er: „Der Standort ist grundsätzlich geeignet für höherklassigen Fußball, aber er muss natürlich dann auch entsprechend aufgerüstet werden.“
Neues Flutlicht im Mannheimer Carl-Benz-Stadion erfüllt DFB-Anforderungen
Schon jetzt wird das 1994 gebaute Carl-Benz-Stadion ertüchtigt. Dazu hatte der Gemeinderat bereits im Jahr 2022 sieben Millionen Euro bewilligt. Hiervon wurde nun für etwa drei Millionen Euro eine neue Flutlichtanlage errichtet, um den Anforderungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gerecht zu werden. Offiziell in Betrieb genommen wurde sie am Donnerstag. Pünktlich mit dem Anpfiff der neuen Saison können die Profis also auf einem hell und gleichmäßig ausgeleuchteten Rasen dem Ball hinterherjagen. Statt wie bisher 800 Lux bringt es die Anlage, die ohne großen Aufwand auf die DFB-Anforderungen für die 2. Bundesliga aufgerüstet werden kann, jetzt auf eine Leuchtstärke von 1.200 Lux. „Vor dem ersten Heimsieg können wir zumindest mal sagen: ‚Also hell genug war es, um das Tor zu treffen‘“, scherzt Eisenhauer.
Risikospiele im Carl-Benz-Stadion in der neuen Saison
Die Heimspiele des SV Waldhof stuft die Polizei nach derzeitigem Stand wie folgt ein:
- Als Risikospiele bewertet die Polizei die Begegnungen gegen Energie Cottbus (14. September) und den VfB Stuttgart II (17. September).
- Von einem erhöhten Risiko sei beim Spiel gegen Rot-Weiß Essen (27. September) auszugehen, weshalb diese Begegnung unter besonderer Beobachtung steht, wie ein Behördensprecher mitteilte.
- Als weitere Spiele mit einem erhöhten Risiko sind die Begegnungen gegen 1860 München (24. bis 26. Oktober), 1. FC Saarbrücken (5. bis 7. Dezember), Hansa Rostock (23. bis 25. Januar) und Alemannia Aachen anzusehen (27. Februar bis 1. März). Die Spieltermine sind bislang noch nicht genau bekannt.
Bereits im vergangenen Jahr waren für die neue Flutlichtanlage 158 LED-Strahler ans Dach des Stadions montiert worden, die die alten 129 Metalldampflampen jetzt ersetzen. In der Sommerpause wurde dann die in die Jahre gekommene bisherige Flutlichtanlage samt Leitungen und Schaltschränke komplett demontiert. Danach wurden für neue Anlage unter anderem rund 18 Kilometer Elektroleitungen und vier Kilometer Datenleitungen neu verlegt sowie 18 Schaltschränke errichtet. Auch ein Ersatzstromaggregat wurde angeschafft, sodass das Flutlicht bei einem Stromausfall für die Live-Übertragung des Fernsehens wieder angeknipst werden kann. Innerhalb von 15 Sekunden muss das laut DFB-Anforderungen geschehen. Beim Waldhof klappte das bei den Tests in 13 Sekunden.
Auch ein neuer provisorischer Stromanschluss wurde geschaffen, der 360 Kilowatt zusätzliche Leistung bringt, sodass für das Stadion nun insgesamt 1,14 Megawatt zur Verfügung steht. Immerhin kann der SVW mit dem neuen Hausanschluss jetzt die Flutlichtanlage, die 267 Kilowatt verbraucht, autark betreiben. Doch bleibt das Thema Strom eine Baustelle im Carl-Benz-Stadion. Denn für den gesamten Verbrauch an einem Spieltag reicht die erhöhte Leistung noch lange nicht aus. Dafür sind insgesamt um die drei Megawatt nötig, weshalb der Verein zusätzlich weiterhin auf Dieselaggregate zurückgreifen muss.
Nächster Schritt im Carl-Benz-Stadion: die Elektroplanung
„Der nächste Schritt wäre, dass wir jetzt eine sehr umfangreiche Elektroplanung für das Stadion europaweit ausschreiben“, sagt Christina Lepold, die bei der Stadt die Projektleitung des Carl-Benz-Stadion innehat. Ab Mitte August wird das der Fall sein. In Vorgesprächen mit der MVV habe sich herausgestellt, dass es nicht unmöglich sei, die Leistung zu erhöhen. „Aber jetzt sind wir am Zug und müssen erst mal sagen, was wir genau brauchen, damit die Stadtwerke den nächsten Schritt machen können und erarbeiten können, wie sie uns das zur Verfügung stellen“, erklärt Lepold das Prozedere.
Priorität hätten bei der Elektroplanung, für die aus dem Sieben-Millionen-Euro-Paket noch rund vier Millionen Euro zur Verfügung stehen, neben dem Stromanschluss auch sicherheitstechnische Anlagen, führt Lepold aus. Eine Bestandsaufnahme solle dabei zunächst die Hauptprobleme aufzeigen, erläutert sie. Ganz oben auf der Liste stehe vor allem die marode Lautsprecheranlage. „Das können wir jetzt schon sagen“, betont Lepold. Das übrigens ist auch ein großer Wunsch von Andreas Mrusek, der beim SVW seit 31 Jahren für die Stadiontechnik zuständig ist. „Wenn wir dann nicht aufsteigen, dann weiß ich auch nicht“, wirft er scherzhaft ein.
Rein theoretisch könnte ein Aufstieg in die 2. Bundesliga aber auch an der Lärmbelastung scheitern. Ein Gutachten hatte in der Vergangenheit hervorgebracht, dass nach 20.15 Uhr keine Spiele mehr im Stadion angepfiffen werden dürfen. Uwe Kaliske, Fachbereichsleiter Sport und Freizeit bei der Stadtverwaltung, verweist dabei auf den SC Paderborn, der über acht Jahre keine Abendspiele mit einem Anpfiff nach 20.15 gehabt hätte. Zunächst habe aber die Elektroplanung Priorität. Dennoch sei das Thema Lärm weiter im Hintergrund präsent und komme spätestens auf den Tisch, wenn sich der SVW ernsthaft mit einem Aufstieg befassen müsse. Kaliske ist dahingehend aber optimistisch. Zwar hätten Gutachter kein grünes Licht gegeben. „Aber sie haben Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, wie man mit dem Stadion auch eine Zweitligatauglichkeit hinsichtlich des Lärms erzielen kann.“
Neue Cateringhütten an der OST und neue Toiletten für Rollstuhlfahrer
Die Fans werden auf den Lärm wohl auch am ersten Spieltag am Samstag (14 Uhr) gegen den SC Verl keine Rücksicht nehmen und die Mannschaft nach vorne peitschen. Bis auf das neue Flutlicht, was die Zuschauer wegen des Nachmittagsspiels wohl nicht in voller Pracht zu sehen bekommen, kommen auf den Anhang in der bevorstehenden Saison nicht viele Veränderungen zu. Lediglich die Cateringhütten an der Otto-Siffling-Tribüne sind erneuert worden, wie SVW-Pressesprecher Yannik Barwig auf Anfrage sagt. Das soll die Wartezeiten verkürzen. Zudem gibt es am VIP-Turm neue, geräumige Toiletten für Rollstuhlfahrer.
Rund 8.000 Karten wurden mit Stand Freitagmittag bisher für das Spiel gegen Verl verkauft, so Barwig. Der Verein erhoffe sich jedoch, dass trotz Ferien noch der ein oder andere mehr den Weg ins Stadion finde, sodass es am Ende 10.000 Zuschauer oder mehr werden könnten. Wer noch kurz entschlossen live dabei sein will, kann derzeit jedoch nicht vom Kartenvorverkauf im Fanshop bei Galeria Gebrauch machen. Technische Probleme sind dafür verantwortlich, weil der SV Waldhof zur neuen Saison den Ticketanbieter gewechselt hat. „Wir arbeiten an einer Lösung, sodass dort zeitnah wieder Karten verkauft werden können“, betont Barwig.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Heimspielstätte des SV Waldhof bleibt das Carl-Benz-Stadion – gut so!