Mannheim. Bernd Beetz sitzt in Waldhof-Trikot und Trainingsjacke vor einer idyllischen Alpenlandschaft. SVW-Sprecher Yannik Barwig interviewt den Mäzen während des Trainingslagers im österreichischen Leogang. In dem rund siebenminütigen Video auf dem vereinseigenen Youtube-Kanal wird Beetz auch nach der Infrastruktur gefragt. Abrupt ebbt die gute Laune des Präsidenten ab. Die städtische Sportanlage am Alsenweg nennt er eine „baufällige Ruine mit starker Schimmelbildung“, das Carl-Benz-Stadion entwickle sich in dieselbe Richtung.
Beetz schimpft über die schon lange schlechte Stromversorgung, sie seien unverändert auf „verdammte Dieselaggregate“ angewiesen. Vier Millionen Euro habe er da in den vergangenen Jahren reinstecken müssen, das sei in der 3. Liga indirekt eine starke Wettbewerbsverzerrung. Hoffnung machten ihm aber die sehr konstruktiven Gespräche mit dem neuen MVV-Chef Gabriël Clemens.
Dann fragt Barwig nach der offenen Zukunft des Stadions. Beetz antwortet eher beiläufig: „Die Neubau-Pläne haben sich irgendwo verrannt oder zerschlagen.“ Man suche nach einer neuen Lösung, aber das sei noch nicht spruchreif.
Der Mäzen hatte ein neues Stadion seit Jahren massiv gefordert
Dass das neue Stadion für Beetz vom Tisch ist, kommt überraschend. Seit Jahren hat er es immer wieder massiv gefordert. Auch hatte Christian Specht vor seiner Wahl zum Oberbürgermeister Sympathien für einen Neubau erkennen lassen, auf den seine CDU und die Mannheimer Liste schon lange drängen.
Von der einzigen Alternative, einer Sanierung des mehr als 30 Jahre alten Carl-Benz-Stadions, hatte Beetz nie etwas hören wollen. Er sagte stets, darin könne er sich keinen wirtschaftlichen Profifußball vorstellen. Vor allem mangels Raumes für VIP-Bereiche. Der derzeitige Container zwischen Haupt- und Gästetribüne ist nur ein mickriges Provisorium mit miserabler Sicht.
Zum ersten Heimspiel gegen Verl gibt es eine neue LED-Flutlichtanlage
Nach „MM“-Information ist nun angedacht, auf der heutigen Haupttribüne umfangreiche VIP-Logen zu schaffen, sogar von Übernachtungsmöglichkeiten ist die Rede. Für die Stimmung im weiten Rund wäre das sicher nicht ideal, wenn auf Höhe der Mittellinie auf einer Seite nur noch Menschen säßen, denen edle Speisen und Getränke womöglich wichtiger sind als das Anfeuern. Aber dafür sind die Süd- und vor allem die Osttribüne umso lautstärker.
Unklar ist, was Beetz zu seinem Sinneswandel bewogen hat. Auch ohne detektivischen Spürsinn lässt sich ahnen, dass eine Rolle sicher die desaströse Finanzlage der Stadt spielt. Diese macht als Stadioneignerin im Wesentlichen nur, was sie zur Aufrechterhaltung des Spielbetriebs tun muss. So wurde in der Sommerpause eine neue LED-Fluchtlichtanlage installiert. Vor dem ersten Heimspiel am Samstag gegen Verl (14 Uhr) wird sie Specht am Donnerstagabend offiziell in Betrieb nehmen.
Ursprünglich hieß es, die Grundsatzentscheidung über das Stadion solle im Gemeinderat bis Ende 2024 fallen. Dann teilte Spechts Sprecher mit, es seien weitere Gutachten erforderlich, daher werde das erst im Laufe dieses Jahres geschehen. Nun teilt er auf Anfrage mit: „Es gibt keine Änderung am Zeitplan für die Grundsatzentscheidung zum Stadion. Derzeit laufen konstruktive und intensive Gespräche. Sobald Ergebnisse vorliegen, werden diese kommuniziert.“
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