Bürgerliches Lager

Specht offiziell für Mannheimer OB-Wahl nominiert

Zweimal einstimmig, einmal 95 Prozent Zustimmung: Der Mannheimer Christdemokrat Christian Specht ist nun von drei bürgerlichen Parteien offiziell zum Oberbürgermeister-Kandidaten nominiert worden

Von 
Steffen Mack
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Christian Specht wird von seiner CDU (hier begrüßt ihn Stadträtin Marianne Seitz) heftig gefeiert. © Christoph Blüthner

Mannheim. Christian Specht hat eine neue Brille. Als ihn sein Dezernenten-Kollege Michael Grötsch vor dem Saal darauf anspricht, witzelt der Mannheimer Kämmerer: „Damit ich dich früher sehe.“ Ähnlich heiter geht es drinnen weiter. Seine Christdemokraten empfangen ihn minutenlang stehend mit begeistertem Applaus, aus den Boxen erklingt Manfred Manns „I Came For You“. Sofern man das übersetzen müsse, hieße es „auf Kurpfälzisch: Ich bin einer von euch“, versichert Specht. Die Freude darüber ist riesengroß. Volker Kögel, CDU-Bezirksbeiratssprecher von der Vogelstang, schwärmt später „vom besten Kandidaten aller Zeiten“. Dem gelingt dann, was den allerwenigsten gelungen sein dürfte: Er wird von drei Parteien hintereinander einmütig für die Oberbürgermeister-Wahl am 18. Juni nominiert.

Dazu muss Specht an diesem Samstag nur wenige Meter gehen. Seine Unterstützer sind alle ins Radisson Blue Hotel in der Freßgasse gekommen. In getrennten Sitzungssälen warten um 10 Uhr die Christdemokraten, um 11 Uhr die FDP und um 12 Uhr die Mannheimer Liste (ML). Der Zeitplan erweist sich indes als sehr ambitioniert. Daher wird Spechts frei gehaltene Rede nach dem ersten Mal deutlich kürzer.

18 Jahre Bürgermeister

  • Christian Specht ist Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim und als Kämmerer zuständig für Finanzen, Beteiligungsvermögen, IT sowie Sicherheit und Ordnung.
  • Der gebürtige Mannheimer wuchs auf dem Waldhof auf. Seine Eltern hätten ihn als Apothekenbetreiber „Arbeit und Fleiß“ gelehrt, sagt Specht.
  • Er studierte Jura in Mannheim, Heidelberg und Genf.
  • Von 1997 bis 2001 war Specht Referent beim Raumordnungsverband Rhein-Neckar, seit 2001 dann dessen Direktor und außerdem auch Chef des Regionalverbandes Rhein-Neckar-Odenwald und der Planungsgemeinschaft Rheinpfalz.
  • 2005 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Mannheim gewählt, 2007 zum Ersten Bürgermeister und 2015 im Amt bestätigt.
  • Der 56-Jährige lebt gemeinsam mit seiner Partnerin in Mannheim, er hat auch zwei erwachsene Töchter.

Nichts zur Stadionfrage

Darin ließen sich ja unterschiedliche Wünsche berücksichtigen. Seiner CDU und der ML könnte er etwa den Bau eines neuen Fußballstadions versprechen. Bei den Liberalen wäre willkommen, dass die Waldhof-Bosse das gefälligst alles selbst bezahlen sollen - so hat es Stadträtin Kathrin Kölbl mal Geschäftsführer Markus Kompp erklärt. Aber natürlich wäre so ein Widerspruch auf Dauer kaum durchzuhalten. Spechts Reden weichen inhaltlich nicht nennenswert ab. Und zur Stadionfrage sagt er gar nichts. Womöglich hält er sie eher nicht für wahlkampftauglich.

Unter dem Motto „Mannheim kann mehr“ kritisiert Specht, dass sich die Stadt in vielen Punkten unter Wert verkaufe. Konkret will er etwa mehr Kita-Plätze, Wohnraum für junge Familien, eine Stärkung des Wissenschaftsstandorts, mehr Sauberkeit, grüne Oasen, einen festen Ansprechpartner für Vereine und einen umfassenderen Blick auf alle Stadtteile. Er kritisiert das Festhalten an der Multihalle und den vom Regierungspräsidium geplanten Kahlschlag am Rheindamm.

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Den breitesten Raum nimmt die Verkehrspolitik ein. Eine Mobilitätswende speziell in der Innenstadt sei zwar notwendig, aber „die einseitige Verbrämung des Pkw ist ein Fehler“. Auch die vielen Baustellen zeitgleich zur Hochstraßen-Sanierung in Ludwigshafen bemängelt Specht. Der Verkehrsversuch sei zur falschen Zeit, schlecht gemacht und schlecht kommuniziert. Über die Sport-Parklets witzelt Specht, da wäre etwas „Gehirn-Jogging“ besser gewesen.

Dafür holt er sich in seiner vielbeklatschen Rede mit den meisten Applaus. Alle Unterstützer zeigen sich mit ihrem Kandidaten sehr zufrieden. Bei CDU und ML stimmen alle für Specht, bei der FDP 95 Prozent. Die Kreisvorsitzenden Christian Hötting, Christiane Fuchs und Konrad Stockmeier schwärmen unisono, mit dem Kämmerer und dem vereinten bürgerlichen Lager könnten sie endlich in Mannheim die Macht erobern. Bis auf den parteilosen Hans Reschke waren seit 1948 alle Oberbürgermeister wie Amtsinhaber Peter Kurz Sozialdemokraten.

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Formal wäre die dreimalige Kür jedoch gar nicht nötig. Da Specht älter als 25 und jünger als 68 ist, könnte er auch auf eigene Faust kandidieren. Dafür müsste er nur seine Bewerbung zwischen 18. März, 0 Uhr, und 22. Mai, 18 Uhr, im Rathaus im E 1 abgeben. Weil er dort sein Büro hat, sollte das kein Problem sein. Schafft es der Erste Bürgermeister vor 20. März, 7.30 Uhr, kommt er in die Verlosung für den obersten Platz auf den Stimmzetteln. Aber das ist natürlich auch dem Sozialdemokraten Thorsten Riehle und dem Grünen Raymond Fojkar zuzutrauen. Ebenso der Linken Isabell Belser, die auch von Tierschutzpartei und Klimaliste unterstützt wird. Sogar ohne vor denen jeweils eigene Bewerbungsreden gehalten zu haben.

Specht kann indes mit einer sehr verlässlichen Quelle belegen, dass er schon als Schüler Mannheimer Oberbürgermeister werden wollte: Das steht in einem 35 Jahre alten „MM“-Artikel, den er zur Nominierung eingerahmt mitgebracht hat.

Einem Konkurrenten verpasst der 56-Jährige verbal indirekt einen Tritt gegen das Schienbein. Als er seinen Werdegang vom „Waldhöfer Bu“ zum Juristen schildert, rühmt er wie, wie wertvoll doch ein akademischer Abschluss sei. Das merke ja vielleicht auch der eine oder andere Mitbewerber - Riehle hat nach dem Grundstudium aufgehört und eine Redakteursausbildung gemacht. Bei der Bewertung des Verkehrsversuchs hätten juristische Kenntnisse nicht geschadet, meint Specht. Es bleibt die einzige bemerkenswerte Bosheit an diesem Tag voller Harmonie und Optimismus.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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