Im Herzen Mannheims: Sparkassen-Neubau an sensibler Lage

Peter W. Ragge zum Sparkassen-Neubau am Paradeplatz

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Peter W. Ragge
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Es gibt kaum eine sensiblere Stelle: Am Mannheimer Paradeplatz, im Herzen der Stadt, einen Neubau zu errichten – wer das wagt, muss mutig sein.

Die Sparkasse Rhein Neckar Nord ist es aus drei Gründen.

Geldinstitute sind derzeit unter Druck, denn durch die schon lange anhaltende Niedrigzinsphase fehlen Erträge. Zwar ist die Sparkasse gut durch das Corona-Jahr 2020 gekommen. Dennoch könnten die langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie schon irgendwann dazu führen, dass Kredite platzen und ihre Bilanz unter Druck gerät.

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Corona hat ebenso gezeigt, dass Arbeitnehmer zumindest in manchen Branchen auch gut zu Hause ihre Pflichten erfüllen können. Dadurch sinkt der Bedarf an Büroflächen. Und die fortschreitende Digitalisierung sorgt schließlich dafür, dass immer weniger Kunden für ihre Geldgeschäfte eine Filiale besuchen.

Dass die Sparkasse dennoch in eine neue Immobilie investiert, ist also eher untypisch. Allein diese Entscheidung stellt ein besonderes, mutiges Bekenntnis zu diesem Standort dar. Hinzu kommt das Wagnis, sich in so prominenter Lage mit neuer Architektur zu versuchen.

Aber der nun ausgewählte Entwurf ist gelungen. Er wirkt architektonisch ambitioniert, aber nicht zu übertrieben. Daher passt er sich städtebaulich gut in die Umgebung ein. Mit der Mischung aus Sparkassen-Büros, Servicebereich, aber auch Handel und Gastronomie erfüllt er schon jetzt die Anforderung, die künftig wohl für die gesamte Innenstadt gilt: Die Mischung ist entscheidend, die Zeit der reinen Büro- und Handelsobjekte vorbei.

Mit D 1 wird damit aber ein weiteres Quadrat am Paradeplatz modernisiert. Derzeit läuft schon der Umbau der Post in O 2 zum Hotel. Wobei da die Fassade – wegen des Denkmalschutzes – ebenso unangetastet bleibt wie bei C & A, wo im Innern ja auch kräftige Umbauarbeiten laufen.

Eine architektonisch ansprechend gestaltete Sparkasse, ein sich wandelndes Umfeld – all das erhöht aber den Druck auf die Stadt, endlich auch die Bodenbeläge und die Gestaltung rund um den Paradeplatz einer Verjüngungskur zu unterziehen und zudem eine Lösung für das Stadthaus N 1 zu finden. Zwar verzögert sich der Auszug der Stadtbibliothek bis 2026, und vorher wird der längst schon mehr oder minder offen erörterte Abriss leider nicht möglich sein. Dann aber spätestens muss das hässliche, von der Bürgerschaft nie akzeptierte Gebäude auf N 1 weg und durch eine architektonisch wie konzeptionell bessere Lösung ersetzt werden.

Redaktion Chefreporter