Lehre

So wurde der Universitätstag 2025 in Mannheim gefeiert

Im Zentrum des Universitätstages stand die Wichtigkeit von Wissenschaft für Demokratien. Der frühere OB Peter Kurz wurde zum Ehrensenator ernannt.

Von 
Felix Michalski
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Voller Rittersaal: Universität Mannheim feiert Universitätstag im Barockschloss. Auch Ex-OB Peter Kurz (Mitte) war da. Er wurde zum Ehrensenator ernannt. © Felix Michalski

Mannheim. „Es war noch nie so dringlich wie heute, dass wir uns als Uni unserer Bedeutung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bewusstmachen.“ Als Thomas Fetzer, Rektor der Universität Mannheim, am Mittwoch im imposanten Rittersaal des Mannheimer Schlosses den Abend eröffnet, bleibt wohl einigen der 150 Gäste ein Kloß im Hals stecken. Schließlich ist der Universitätstag ein Grund zum Feiern, ein Fest zur Wertschätzung aller Forschenden, Lehrenden, Studierenden sowie Fördernden der Universität für ihr Engagement und ihren Einsatz. Nichtsdestotrotz nennt Fetzer das Kind beim Namen.

Denn in Zeiten, in denen der Präsident der Vereinigten Staaten - einst mächtigstes Land der Welt und enger Verbündeter – Milliardenkürzungen an Universitäten vornimmt, Forschungsprojekte stoppt und das Bildungsministerium abschaffen will, besteht berechtigter Anlass zur Sorge um den Zustand der Wissenschaft. „Mir war nicht bewusst, wie schnell wissenschaftliche Institutionen selbst in Demokratien unter Druck geraten können“, gesteht Fetzer. Trumps Krieg gegen die Wissenschaft geht nicht spurlos an der Universität Mannheim vorbei. So habe unter anderem die Einstellung internationaler Forschungsprojekte direkte Auswirkungen auf die hiesige Arbeit. Dabei umsorgt den Rektor vor allem die Grundlage, auf der diese Entscheidungen getroffen werden: „Förderungen für Unis werden nicht weitergeführt, weil sie nicht ins eigene Weltbild passen. Der Unterschied zwischen Erkenntnis und Meinung wird jenseits, aber durchaus auch diesseits des Atlantiks infragegestellt“.

Der frühere Oberbürgermeister, Peter Kurz, auf dem Podium. © Felix Michalski

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Trotz oder gerade wegen der Widrigkeiten des aktuellen Weltgeschehens gibt der Rahmen Grund genug, Wissenschaft zu feiern. Die Universität Mannheim sei laut Fetzer „als Ort des Austauschs und des Erkenntnisgewinns von elementarer Bedeutung für den Wohlstand, den Rechtsstaat und die Demokratie unseres Landes“. Nicht nur die Internationalisierung am Standort spiele dafür eine entscheidende Rolle. In verschiedenen Programmen bemühe sich die Universität, „die hohen Zutrittshürden, die das Schloss vermittelt, zu überwinden“. Dies gelinge unter anderem mit der Veranstaltungsreihe WISSENsdurst, bei der man in Kneipen mit Interessierten in Kontakt trete, um Forschungserkenntnisse verständlich zu vermitteln. Mit den aktuellen Themen rund um die Campuserweiterung auf dem Friedrichspark-Gelände und der Rolle von Digitalisierung als Unterstützung der Lehre leitet Fetzer über in das Kernprogramm des Abends.

Der Erste, der für seinen Beitrag an der Universität Mannheim geehrt wird, ist Peter Kurz, ehemaliger Oberbürgermeister und einst selbst Studierender im Barockschloss. Mit seinem langjährigen Engagement für den Ausbau des Wissenschaftsstandorts hat er sich dabei die Würdigung als Ehrensenator verdient. „Die Universität schuldet Ihnen großen Dank“, schließt der ehemalige Rektor Thomas Puhl seine Laudatio für Kurz: „Wir ehren Sie als überzeugten Demokraten und langjährigen Freund der Uni Mannheim“. Auch Kurz greift in seiner Dankesrede den Tenor der aktuellen Zeit auf: „In atemberaubenden Tempo werden Begriffe der Demokratie ausgehöhlt“.

Dies treffe auch die Universität und bedrohe ihren Grundstein, in allem die Wahrheit zu suchen: „‘In omnibus veritas‘ wird infrage gestellt. Uni und Wissenschaft brauchen gesellschaftliche Unterstützung“. Die Ernennung zum Ehrensenator sei für den Mannheimer ein Ausdruck der Verpflichtung, der Universität zur Seite zu stehen. Neben Kurz wird auch Margret Suckale, ehemaliges Vorstandsmitglied der BASF SE, mit der Würde der Ehrensenatorin geehrt. „Die Attraktivität, die diese Uni für Studierende hat, ist einzigartig“, merkt Suckale an. Dieser Eindruck bestätige sich im Kontakt mit Studierenden, den sie vor der Veranstaltung im unieigenen Café suchte: „Die Kultur hier stimmt und wird gestaltet durch die Menschen“.

Die hervorragenden Ergebnisse in der Forschungsarbeit werden im Anschluss inhaltlich unterstrichen. Zum einen durch Carmela Aprea, Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik, die mit einem Vortrag zum Thema „Über Geld spricht man doch: Was wir über Finanzbildung in Deutschland wissen (und was nicht)“ den Kenntnisstand der Deutschen zu Vermögensaufbau, Schuldenkompetenz und Altersvorsorge kritisch einordnet. Zum anderen durch die Verleihung der Lehrpreise an Niko Halkenhäuser und Angelika Kellner, Dozierende in Jura respektive der Alten Geschichte, die für ihre ausgezeichnete Lehre belohnt werden. „Ich freue mich immer darauf, Seminare von Frau Kellner zu besuchen. Nicht nur wegen ihrer fachlichen Kompetenz, sondern weil sie es schafft, die Antike von etwas Fernem in etwas Fantasievolles und Reales zu verwandeln“, lobt Julian Schmiedel, Vertreter der Fachschaft Geschichte, seine Dozentin.

Margret Suckale wurde zur Ehrensenatorin ernannt. Rektor Thomas Fetzer gratulierte. © Felix Michalski

Das letzte Wort des Abends hat Fetzer: „Ich fühle mich privilegiert, mit so vielen tollen Menschen an der Uni zusammenarbeiten zu dürfen und danke allen Gästen, dass sie der Uni so verbunden sind“. Während die Vereinigten Staaten die demokratische Welt täglich mit neuen reaktionären Gehirngespinsten in Atem halten, bleibt man an der Universität Mannheim sachlich. Es bleibt, Fetzers unumstößliche Überzeugung zu unterstreichen: „Wissenschaftliche Erkenntnisse sind keine Meinungen“.

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