Auszeichnung

Junge Forschende in Mannheim erhalten Nachhaltigkeitspreis

Acht studentische Projekten haben in Mannheim den Nachhaltigkeitspreis erhalten. Darunter ein Projekt zum Aufspüren von Hitzeinseln in der Neckarstadt.

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Ein Teil der Preisträger des Mannheimer Nachhaltigkeitspreises 2025. © Thomas Tröster

Mannheim. Sind Häuslebauer bereit, in Fensterprofile aus „Bio-Kunststoff“ mehr Geld zu investieren und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen? So lautet bei einem von insgesamt acht studentischen Projekten, die mit dem Nachhaltigkeitspreis bedacht worden sind, die spannende Kernfrage. Die von der Mannheimer Wirtschaftsförderung ausgelobten Auszeichnungen sind im N1-Stadthaus dort übergeben worden, wo sonst immer der Gemeinderat tagt.

Auch bei der dritten Auflage haben sich die vier Hochschulen und die Universität beteiligt. Preisgeld je Einrichtung 1000 Euro. In ihren Ansprachen freuen sich Wirtschaftsbürgermeister Thorsten Riehle und Bildungsdezernent Dirk Grunert über die Vielfältigkeit der Themen, die Studierende entweder in Gruppen oder allein für die jeweilige Abschlussarbeit ausgeleuchtet haben. Riehle zeigt sich überzeugt, dass sich aktuelle wie bevorstehende Herausforderungen „ohne die Innovationskraft und das Know-how aus Wissenschaft und Forschung nicht bewältigen lassen“. Und Grunert hebt das Potenzial von rund 30 000 Studierenden in Mannheim hervor. Es gelte wissenschaftliche Neugier, Freiheit der Forschung und gesellschaftliches Engagement zukunftsträchtig zusammenzubringen.

Beim Nachhaltigkeitspreis in Mannheim geht es „um die Wurst“

Dass es im wahrsten Sinne des Wortes „um die Wurst geht“ schildert in einem Impulsvortrag Ira Herwig. Die Botschaft der wissenschaftlichen Mitarbeiterin und Doktorandin am Uni-Lehrstuhl für Gesundheitspsychologie lautet: Das Wohlergehen des Menschen ist mit dem des Planeten untrennbar verknüpft. Und deshalb gelte es, sich so zu ernähren, dass die Produktion von Lebensmitteln nicht unsere Erde zerstört. Wer damit anfangen möchte, dem wird auf Grundlage von mehreren erläuterten Studien empfohlen, den Konsum von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen in etwa zu verdoppeln und stattdessen den Verzehr von Fleisch und Zucker zu halbieren.

Bei einem Panel-Gespräch, das Roland Hofmann vom Jobcenter Mannheim moderiert, erzählen frisch Ausgezeichnete, was sie an ihrem jeweiligen Thema besonders gereizt hat, und welche ungeahnten Herausforderungen es bei der Bearbeitung zu bewältigen galt. Erstaunlicherweise berichten einige der Studierenden, zunächst gar nicht das Thema Nachhaltigkeit gezielt im Sinn gehabt zu haben – „das hat sich einfach so ergeben“, meint einer der Diskutanten. Unisono herrscht jedoch Einigkeit: Das jeweilige Projekt hat für die Erkenntnis sensibilisiert, dass jede (Aus-)Wirkung eine Ursache hat, aber nicht alles, was wirkungsvoll erscheint, auch tatsächlich etwas bewirkt.

Gruppe der Technischen Hochschule Mannheim erforschen Hitzeinseln in der Neckarstadt

Bei der festlichen Übergabe der Urkunden im Ratssaal sind wegen Terminüberschneidungen nicht alle dabei. Dafür präsentierten sich sämtliche Arbeiten auf riesigen Postern. Und dabei sticht eine Comic-Darstellung ins Auge: Kim Laber von der Popakademie zeigt am Beispiel der „Post-Hardcore-Band Sperling“ auf, wie ein praxisnahes Konzept für umweltfreundlicheres Touren aussehen könnte. Die Gründe für Auftrittsangst bei Dirigentinnen wie auch männlichen Kollegen analysiert Vivien Rieder von der Musik-Hochschule und geht dabei der Frage nach, wie sich das Phänomen auf Gesundheit und ebenso auf Geschlechtergerechtigkeit auswirken kann – ein bislang kaum erforschtes Thema.

Von der Technischen Hochschule in Mannheim hat sich eine fünfköpfige Gruppe angehender Informatiker daran gemacht, in der verdichteten und stark versiegelten Neckarstadt „urbane Hitzeinseln“ nicht nur aufzuspüren, sondern für deren Sichtbarmachung eine Datengrundlage zu entwickeln, die dann zu einer klimaangepassten Stadtentwicklung beitragen kann. In diese Richtung geht auch eine elektrotechnische Gemeinschaftsarbeit der Dualen Hochschule, bei der Flugdrohnen zwecks Luftmessungen in Wohnsiedlungen oder auch in Industriegebieten eingerichtet und deren Sensoren programmiert wurden.

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Levis Lerner legt mit seiner Masterarbeit eine Handlungsempfehlung vor, wie die Universität, an der er studiert, ihr Konzept zur Verminderung von Treibhausgasen wie Kohlenstoffdioxid verbessern kann. Wie hingegen die Technische Hochschule ihr Abfallmanagement strategisch optimieren könnte, erläutert Nina Martin in ihrer Bachelorarbeit.

Welche sozialen Gruppen in Mannheim sind besonder Lärm ausgesetzt

Welche sozialen Gruppen sind in Städten besonders dem Lärm ausgesetzt, fragte sich dagegen Laura Marie Schmitt von der Universität Mannheim und fand heraus, dass es insbesondere einkommensschwache Menschen mit Migrationshintergrund sind.

Noch mal zurück auf das anfangs erwähnte Projekt in Zusammenarbeit mit einem führenden Hersteller von Kunststoff-Profilsystemen. Die fünfköpfige Gruppe der Dualen Hochschule fand dabei heraus: Abbaubare Kunststoffe aus biologischer Herkunft werden beim Hausbau wie bei Renovierungen häufig nicht nur wegen des höheren Preises abgelehnt, sondern auch deshalb, weil viele Bedenken zu Funktion und Haltbarkeit kursieren. Mehr Informationen verknüpft mit absichernden Garantien, so ergaben Befragungen der Studierenden, könnten helfen, Misstrauen abzubauen.

Die kleine Feier mit Verköstigung soll natürlich auch ins Gespräch bringen – beispielsweise mit dem „Local Green Deal-Team“ der Stadt Mannheim.

Freie Autorin

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