RhineCleanUp

So war’s beim Müllsammel-Duell zwischen Mannheim und Ludwigshafen

Freiwillige aus Mannheim und Ludwigshafen räumen das Rheinufer auf. Wie viel Müll gesammelt wurde – und welche Stadt gewonnen hat.

Von 
Felix Michalski
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Klein und groß helfen bei der RhineCleanUp-Challange mit, das Rheinufer von Müll zu befreien. © Felix Michalski

Mannheim. „Ich will nicht viel labern, sondern direkt loslegen“, leitet Sven Etzel, Umweltschützer der Initiative RhineCleanUp, am Samstagnachmittag die Müllsammel-Challenge zwischen Mannheim und Ludwigshafen auf den Rheinterrassen voller Elan ein. Bewaffnet mit Zangen und Müllsäcken machen sich mehr als 300 fleißige Helferinnen und Helfer auf beiden Flussseiten auf, den Rhein in den nächsten zwei Stunden vom Müll zu befreien. Wie schon im letzten Jahr, in dem man mehr als 800 Kilogramm Müll auf beiden Rheinseiten zusammensammelte, ist die RhineCleanUp-Challenge dabei kein Anlass, das ewige Duell der beiden Industriestädte neu zu entfachen. Vielmehr steht die gemeinsame Sache im Fokus: der Schutz unserer Umwelt.

2018 in Düsseldorf gegründet, hat die Organisation in Uwe Franken einen engagierten Umwelt- und Naturschützer für die Rhein-Neckar-Region gefunden, der sich seit Jahren mit vollem Einsatz dem Kern der Initiative annimmt. 150 Millionen Tonnen Müll befinden sich derzeit in den Ozeanen. Mehr als 80 Prozent des Mülls gelangen über die Flüsse in die Weltmeere. Der Rhein ist dabei in Europa einer der größten Müll- und Plastiklieferanten für die Ozeane. „Da müssen wir vor der eigenen Haustür anfangen“, mahnt Franken. Auch sein Teampartner Sven Etzel redet nicht lange um den heißen Brei, wenn es um Umweltschutz geht: „Man kann sich daheim hinhocken und Kommentare auf Facebook schreiben oder man kann was machen.“

Nicht labern, sondern machen: Sven Etzel (2.v.l.) heizt Helferinnen und Helfer vorm Müllsammeln ein. © Felix Michalski

Von Autoreifen bis VHS-Kassetten – alles landet in Müllsäcken

Die Mentalität der beiden kommt auch bei den Helfenden an. „Ich finde es einfach geil, wenn Leute wirklich etwas organisieren, um zu verändern“, findet Linus Zeilfelder, heute als Helfer auf Mannheimer Seite unterwegs. „Bei der letzten Sammelaktion am Neckar haben wir einen Kühlschrank gefunden.“ Auch heute finden sich von Inline-Skatern über Autoreifen bis hin zu VHS-Kassetten mit Erwachsenenfilmchen in den angehäuften Bergen orangener Müllsäcke, die vom Stadtraumservice Mannheim gestellt und abgeholt werden, allerlei Kuriositäten. Mit seinem Lob für Franken und sein Team ist er indes nicht allein. „Ohne dich in dieser Region würde die Umwelt weniger bunt aussehen,“ wendet sich Alexandra Kriegel, Leiterin des Stadtraumservice Mannheim, nach der Sammelaktion direkt an Franken und erntet großen Applaus von den versammelten Unterstützenden.

Wie bereits 2024 sind auch in diesem Jahr zwei Vertreter des Sports mit an Bord: der Eishockeyverein Adler Mannheim auf der einen, die Handballer der Friesenheimer Eulen auf der anderen Seite. „Aktionen wie heute sind hilfreich und haben Aufmerksamkeit verdient. Darum ist es umso schöner, dass wir das als Adler begleiten dürfen“, sagt Youri Ziffzer, Referent der Geschäftsleitung des Clubs. Gemeinsam mit Tomáš Martinec, wie Ziffzer ehemaliger Adler-Profi und inzwischen U20-Headcoach beim MERC, packen die frischgebackenen Jugendmeister des Adler-Nachwuchses und die Kinder des Adler-Kids-Club tatkräftig mit an.

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Auch viele Kinder beteiligen sich an der Aktion

Die Adler-Kids sind dabei bei weitem nicht die einzigen Kinder, die sich an der gemeinsamen Müllsammelaktion beteiligen. Auch Telsa ist mit ihrem Papa heute dabei: „Ich mache mit, weil ich Mannheim viel schöner finde, wenn kein Müll rumliegt. Ich finde es wichtig, dass die Natur sauber bleibt“. Die Zukunft scheint in guten Händen. Auf dem Engagement der jungen Generation ausruhen möchte sich hier jedoch niemand. „Wenn man durch die Grünflächen zieht, um Müll aufzusammeln, durchfahren eine zwei Gefühle“, erzählt Kriegel. „Ein stiller Zorn ist schon dabei auf die, die rücksichtslos Müll wegschmeißen. Was aber überwiegt, ist eine große Begeisterung, weil man sieht, was man heute erreicht hat.“

Nicht nur unachtsame Mitbürgerinnen und -bürger, auch die Industrie ist bei einem Blick in die Statistiken in die Verantwortung zu ziehen. Laut der Umweltorganisation Greenpeace stammt ein Großteil des Mikroplastiks „höchstwahrscheinlich aus industriellen Produktionsabläufen“. „Da muss man auf den Tisch klopfen und sanktionieren“, unterstreicht Etzel bestimmt. Nichtsdestotrotz entbinde dieser Umstand die Mannheimer nicht von der Pflicht, sich um ihre Stadt zu kümmern. „Jeder kann was machen. Jeder, der dabei war, wird seinen Müll nicht achtlos wegwerfen.“

800 Kilogramm wurden insgesamt gesammelt: Die orangenen Müllsäcke stapeln sich an den Sammelstellen. © Felix Michalski

Auch Franken stößt in seiner Abschlussrede in dasselbe Horn und spricht den versammelten Helferinnen und Helfern gleichzeitig seinen Dank aus: „Ich habe das Gefühl, dass Umweltschutz im Moment ein bisschen in Vergessenheit gerät. Darum ist es umso geiler, dass sich so viele heute beteiligt haben!“ Insgesamt seien auch heute wieder 800 Kilogramm Müll zusammengekommen. Eine letzte Antwort ist Franken dem Publikum noch schuldig: Wer hat denn nun das Duell gewonnen, Mannheim oder Ludwigshafen? „Es konnte gedreht werden“, löst Franken endlich die Spannung. 100 fleißige Ludwigshafener haben das Lichtenberger Ufer von Müll befreit. Auf Mannheimer Seite waren etwa 210 Müllsammlerinnen und -sammler im Einsatz. „Damit steht es 1:1. Aber ich habe schon gehört, dass Ludwigshafen auf eine Revanche brennt“, schmunzelt der Wahl-Mannheimer und spielt schon einmal auf die Neuauflage des Duells im kommenden Jahr an. Die wahre Gewinnerin des Tages ist für ihn und alle Beteiligten ohnehin eine ganz andere: „Ich bin für die Umwelt und die hat mega gewonnen am heutigen Tag!“

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