Mannheim. Alle gemeinsam und doch gegeneinander für den Naturschutz: Wie schon im vergangenen Jahr lassen die Umweltschützer der Initiative RhineCleanUp die Städte Mannheim und Ludwigshafen in einem Wettstreit antreten. Am Samstag, 5. April, heißt es ab 14 Uhr wieder „An die Zangen, fertig, los“ und Müll sammeln. „Es wird Mega-Event“, ist sich Uwe Franken, Organisator und RhineCleanUp-Flussbeauftragter für die Rhein-Neckar-Region, am Donnerstag bei der Pressekonferenz an der Rhein-Galerie in Ludwigshafen sicher.
Den Umwelt- und Naturschutz, so Franken, „müssen wir wieder ein bisschen mehr in den Fokus rücken. Deswegen bin ich megafroh, dass das wieder in der gleichen Konstellation wie letztes Jahr geklappt hat.“ 800 Kilogramm Müll kamen bei der Aktion im vergangenen Jahr auf beiden Rheinseiten insgesamt zusammen. „Negativ beeindruckend“, nennt Franken das einerseits. „Aber man kann das auch positiv sehen, weil der Müll nicht mehr in der Natur, nicht mehr im Fluss und somit gar nicht erst als Mikroplastik in die Meere gekommen ist“.
Der Rhein ist in Europa einer der größten Müll- und Plastiklieferanten für die Ozeane.
150 Millionen Tonnen Müll befänden sich derzeit in den Ozeanen, erläutert Mirjam Schenke, die bei RhineCleanUp Teil der Geschäftsführung in Düsseldorf ist. „Das ist erschreckend“, findet sie. Mehr als 80 Prozent des Mülls würden über die Flüsse in die Weltmeere gelangen. „Und der Rhein ist in Europa einer der größten Müll- und Plastiklieferanten für die Ozeane“, betont Schenke und sagt: „Wir müssen vor der Haustür anfangen.“ Dafür sorgt in Mannheim Uwe Franken, der schon lange Jahre im Umwelt- und Naturschutz aktiv ist, unter anderem für die Surfrider Baden-Pfalz. Als einen der wichtigsten ehrenamtlichen Helfer bei RhineCleanUp bezeichnet Schenke Franken. „Die Stadt Mannheim kann sich froh schätzen, so einen tollen Bürger zu haben“, betont sie.
Adler Mannheim und Eulen Ludwigshafen unterstützen RhineCleanUp-Challenge
Nach der erfolgreichen Premiere der rheinübergreifenden Müllsammelaktion sei für Franken nach eigenen Angaben sofort klar gewesen, dass es in diesem Jahr eine Neuauflage geben müsse. Bereits im September sei auch die Stadt Ludwigshafen auf Franken zugekommen. „Never change a winning team“, habe er sich bei den darauffolgenden Planungen gedacht. Also setzt er auf dieselben Akteure, die bereits im vergangenen Jahr die Aktion unterstützt haben: der Eishockeyverein Adler Mannheim auf der einen Seite und auf der anderen die Handballer der Friesenheimer Eulen. Für beide Vereine sei das eine Selbstverständlichkeit, betonen die Verantwortlichen.
„Wir als Adler sind natürlich immer sofort dabei, wenn es um gesellschaftlich wichtige Themen geht. Da sind wir immer gerne bereit mitzuwirken, mitzuhelfen, unseren Namen hinzuhalten“, sagt Youri Ziffzer, der als ehemaliger Adler-Profi und mittlerweile Referent der Geschäftsleitung des Clubs ist. „Es ist unsere Pflicht, unsere Verantwortung und Reichweite zu nutzen, um wichtige Themen anzusprechen.“ Ob jedoch Spieler der Adler dabei sind, steht aufgrund der derzeitigen Playoffs in der Deutschen Eishockey Liga noch aus. Auf jeden Fall unterstützen wird Tomáš Martinec, ebenso wie Ziffzer ehemaliger Adler-Profi und inzwischen U20-Headcoach beim MERC, mit dem Adler-Nachwuchs.
Mit dabei sind dieses Jahr auch offiziell die Städte und werben für die Aktion. „Die Challenge des Sports hilft uns, gemeinsam noch besser zu werden“, sagt Mannheims Erste Bürgermeisterin und Umweltdezernentin Diana Pretzell (Grüne). Mannheim und Ludwigshafen würden in Zusammenarbeit viel auf den Weg bringen. Etwa das Thema Brücken, „die irgendwann mal wieder auf den Weg kommen“, um für eine bessere Infrastruktur zu sorgen. „Und wir kriegen es eben auch gemeinsam hin, dass die große Herausforderung des Mülls eine etwas kleinere wird“, so Pretzell.
„Wir zwei sind nicht alleine“, sagt Ludwigshafens Umweltdezernent Alexander Thewalt (parteilos). Müll stelle deutschlandweit ein großes Problem dar. Thewalt verweist darauf, dass gesammelter Müll als Rohstoff dient. „Sowohl in Mannheim als auch bei uns wird er verbannt“, erklärt er. „Daraus gewinnen wir Energie, Strom und Wärme. Das ist dreimal besser, als Gas oder Öl zu verbrennen.“ Thewalt übrigens sei „schon on fire“, sagt Uwe Franken. „Er hat heute schon dreimal gesagt, dass er gewinnen will.“
Mannheim unterliegt Ludwigshafen im vergangenen Jahr
Bei der Premiere im April des vergangenen Jahres nahmen knapp 300 Menschen an dem Wettstreit der Schwesterstädte teil. „Das ist rekordverdächtig im Südwesten für eine Veranstaltung dieser Art“, sagt Franken und bekräftigt: „Deutschlandweit wüsste ich jetzt nur ganz wenige Veranstaltungen in den letzten Jahren, die so eine hohe Teilnehmerzahl hatten.“ Der Sieg ging damals an Ludwigshafen. Die Chemiestadt konnte rund 170 Menschen dazu bewegen, das Rheinufer von Müll zu befreien. Auf Mannheimer Seite waren etwa 120 Müllsammlerinnen und -sammler am Start.
In erster Linie soll die Natur gewinnen.
Dieses Jahr hofft Franken auf eine ähnliche Teilnehmerzahl. Es dürften natürlich gerne auch mehr sein. Die Mannheimer Müllsammler treffen sich dabei um 14 Uhr in der Nähe des Gasthauses am Fluss an den Rheinterrassen. In Ludwigshafen befindet sich der Treffpunkt am Gelben Haus am Lichtenberger Ufer. Das Arbeitsmaterial wird gestellt. Nur Handschuhe sollen die Teilnehmer selbst mitbringen. Bis etwa 16 Uhr wird gesammelt. Im Anschluss findet eine Afterparty am Mannheimer Hafen statt.
Welche Stadt am Ende auch immer mehr Menschen zum Müllsammeln motivieren kann: „Mir ist eigentlich egal, wer gewinnt“, sagt Franken und betont: „Ich will nur, dass ganz, ganz viele Leute kommen und wir einen tollen Nachmittag haben und vor allem viel Gutes für die Umwelt tun.“ Denn: „In erster Linie soll die Natur gewinnen.“
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