Mannheim. Nachdem die deutsche Nationalmannschaft am Freitag den Mythos der Turniermannschaft mit neuem Leben erfüllt hatte, war Mannheim am Freitagabend eine einzige Fanmeile und hat bis tief in die Nacht hinein gefeiert. Konnte das am Samstag noch getoppt werden? Wie die Polizei auf Nachfrage mitteilte, seien nach den beiden Partien Spanien gegen Kroatien und Italien gegen Albanien viele Menschen auf den Straßen in der Innenstadt unterwegs gewesen. Vor allem am Plankenkof sowie am Wasserturm sei es deshalb auch zu Verkehrsbehinderungen gekommen. "Nennenswerte Zwischenfälle, die zu Polizeieinsätzen geführt hätten, blieben aber aus", so ein Sprecher der Polizei. Die Fans hätten friedlich gefeiert.
Schon Stunden vor dem Anstoß des Spiels Ungarn gegen die Schweiz machte sich eine Gruppe aus Dänemark vom Hotel in der Augustaanlage auf den Weg zu Fermac`s Irish Pub in U5, um dort gemeinsam mit 300 anderen Landsleuten die Samstagspiele zu sehen. Eigentlich seien sie gekommen, um das Spiel Slowenien gegen Dänemark am Sonntag in Stuttgart anzuschauen, erzählten Annika und Björn Mose. Aber in Stuttgart hätten sie keine Zimmer mehr bekommen, weshalb sie in Mannheim übernachteten.
Mit viel Guinness stimmten sich die Dänen beim Public Viewing im Pub auf die Europameisterschaft ein. „Das sind tolle Gäste, unglaublich nett und freundlich“, fand Kellner Torsten Halbig.“ Nina Hempel, stellvertretende Geschäftsführerin, erzählte: „Die Dänen haben vor zwei Wochen angerufen und gefragt, ob sie hier bei uns als Basis bleiben können.“ Erst seien sie erschrocken gewesen und hätten gedacht, dass ihnen das über den Kopf wächst bei 300 Leuten. „Die Dänen sind schon seit 12 Uhr hier und können ganz gut trinken, sie sind sehr angenehm und superlustig“, stellte Hempel fest.
Fußball-EM in Mannheim: Fermac`s Irish Pub in Mannheim öffnete für dänische Fans schon um 12 Uhr
Sie hätten deshalb auch ausnahmsweise schon um 12 aufgemacht, obwohl sie sonst erst um 17 Uhr öffneten. Sie seien nur zu zweit und dazu zwei Hilfskräfte. „Doch die Dänen stehen an in Schlange und warten geduldig, sie sind sehr nett and ruhig“, sagte Hempel. Jester Melby Kuse erzählte, er habe vorher gehört, dass Mannheim eine hässliche Stadt ist. „Doch Mannheim ist gut und die Leute hier sind sehr freundlich“, stellte er fest. Die Stimmung war prächtig und bei jedem Tor der Spanier im Spiel gegen Kroatien wurde laut gejubelt.
Gute Stimmung herrschte auch in der neuen Strandbar in der Industriestraße, die Gekan Kavinca erst am Tag davor eröffnet hatte. „Gestern war es hier sehr voll, obwohl das Wetter schlechter war, heute ist es trotz Sonnenwetter noch sehr verhalten“, stellte Betriebsleiter Haschem Ouni am Samstagnachmittag fest. Am Tisch direkt vor der Leinwand saßen drei Herren vom Triple A Cigar Club aus Neckarau. „Wir sind schon seit dem ersten Spiel da“, erklärte Gigliano Ettore Caserini. Mit Strohhut, Sonnenbrillen, Zigarren und kühlen Getränken bestens ausgestattet genoss er zusammen mit Peter Konrad und Tobias Jahreis das Fußballspiel Spanien gegen Kroatien.
Fußball schauen in der neuen Strandbar Neon Bar
Ein paar Tische weiter sitzen drei Damen. „Wir sind für Kroatien“, sagte Marie Wangier. Die gebürtige Französin war schon am Freitagabend in der Neon Bar und will auch Montag beim Spiel Östereich gegen Frankreich wieder dort sein. „Die neue Strandbar ist super und auch das Wetter ist perfekt“, fanden auch Monika Sarközi und Nadine Karuk. Auf dem Ring waren Fans der Azzurri auf dem Weg zu Freunden, um mit ihnen das Spiel Italien gegen Albanien zu sehen. „Gemeinsam schauen gefällt uns besser“, sagten Fabio Graceffa und Isabellarosa Celestino, die den Italienern kräftig die Daumen drückten. Das Entsetzen im Pizzeria Eiscafé Adria am Alten Meßplatz war groß, als Albanien wenige Sekunden nach dem Anstoß in Führung ging. Doch kurze Zeit später hieß es 1:1 und die Gäste jubelten.
„Public Viewing ist eine schöne Sache, alle Leute feiern und fiebern mit“, sagte Önder Sari. Yana Volpert gefiel die „schöne Atmosphäre im Adria“. „Zu Hause sitzen und allein schauen ist langweilig“, fand sie. Gianni Rindone, Sohn des Inhabers, freute sich über die vielen Gäste. Auch beim „Malzwerk“ auf dem Alten Messplatz war die Außenterrasse beim Public Viewing gut gefüllt. Mit 450 bunt gemischten Fans bis auf den letzten Platz gefüllt war die OEG Citybeach am Neckarstrand. „Das erfreut mein Herz“, sagte Betriebsleiter Robin Müller. Schon beim zweiten Spiel am Nachmittag seien drei Viertel der Plätze besetzt gewesen. „Wir mussten die Spanier bitten, nach dem Spiel gegen Albanien zu gehen, damit die vielen Italiener und Albaner am Abend Platz nehmen konnten,“ erzählte er.
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„Das ist Fußball mit Urlaubsfeeling“, freute sich Kevin Achtstetter von der Eichbaum Brauerei. Nach dem Sieg der Squadra Azzurra ging die Post ab. Hunderte Fahrzeuge mit grün-weißr-roten Fahnen, aber auch Pkws mit den roten Fahnen Albaniens fuhren laut hupend auf den Ringen und um den Wasserturm. Als eine große Menschenmenge laut „Italia!“ rufend die Fahrbahn auf der Wasserturmseite verstopfte, ging verkehrstechnisch gar nichts mehr. Die Polizei handelte schnell und umsichtig, indem sie das komplette Straßenstück vor dem Wasserturm mit rot-weißen Barken absperrte, so dass die Fans den Wasserturm nur noch in einer Richtung umrunden konnten. „Die Feier nach dem Deutschlandspiel am Freitagabend war harmlos dagegen“, meinte ein Passant.
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