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So war das Stadtfest in Mannheim: Eine Schrecksekunde und eine Cris-Cosmo-Premiere

Ob Nationaltheater, junge DJs oder ein 20 Jahre lang auftretender Künstler – es gab einiges zu entdecken beim Mannheimer Stadtfest. Ein paar Beobachtungen.

Von 
Peter W. Ragge
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Sorgen für Amüsement und auch einen Schreckmoment auf der Kulturnetz-Bühnee: Mitglieder vom Schauspiel-Ensemble des Nationaltheaters als „Schräge Vögel“. © Michael Ruffler

Mannheim. Er wird kurz blass, eine Schrecksekunde. 2029? Tilmann Pröllochs, der Geschäftsführende Intendant des Nationaltheaters, hat sich nicht verhört. Patrick Schnicke ist wirklich gerade die Jahreszahl 2029 herausgerutscht, dabei soll das Mannheimer Nationaltheater nach beendeter Generalsanierung doch 2028 in das Haus am Goetheplatz zurückkehren. Aber außer Pröllochs scheint keiner den Versprecher zu bemerken. Und dass die Generalsanierung bis dahin gelingt, dazu gibt’s - von Schnicke motiviert - dann ein ganz lautes „Toitoitoi“ im Chor vom Publikum.

Das folgt gut gelaunt und in großer Zahl dem Beitrag des Schauspiels zum Mannheimer Stadtfest auf der Kulturnetz-Bühne. Annemarie Brüntjen, Jessica Higgins, Ragna Pitoll, David Smith und Schnicke bringen, von Daniel Prandl auf dem Klavier und Jeremy Heiß auf der Gitarre begleitet, unter dem Titel „Schräge Vögel“ teils bunt und schräg kostümiert, mal amüsante, aber auch nachdenklich machende Lieder.

Opernstudio braucht Choreografie für eine Briefmarke

Zuvor schaffen es schon vier Mitglieder des Internationalen Opernstudios des Nationaltheaters, dass sich der Platz vor der Kulturnetz-Bühne ganz schnell füllt. Schon mit „Welcome“ aus „Cabaret“ erreichen Yaara Attias, Neza Vasle, Ilja Aksionov und Jordan Harding, dass die Menschen in Dreier-, Vierer-, bald auch in Sechserreihen vor der Bühne stehenbleiben. Die vier Solisten stimmen beliebte Arien aus „Fledermaus“ oder „Weißem Rössl“ an, lassen die Zuhörer bei „Lippen schweigen“ mitsummen, tanzen sogar („Zwei Herzen im Dreivierteltakt“) und machen das Publikum mit der weitgehend unbekannten, aber die Region betreffenden Operette „Pfälzer Wein“ von Walter Triebel (1908-1951) bekannt.

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Aber es ist nicht nur ein vergnüglicher Operettennachmittag. Claudia Plaßwich und Naomi Schmidt, die beiden Leiterinnen, erklären auch, dass das Opernstudio „ein Bindeglied zwischen Studium und erstem Engagement“ darstelle. Dabei stelle der Stadtfest-Auftritt nicht nur wegen der Nebengeräusche eine Herausforderung für die jungen Künstler dar, sondern auch die Bühnengröße. „Ich habe ihm gesagt, dass wir eine Choreografie wie für eine Briefmarke brauchen“, so Plaßwich über ihre Aufgabe an Hauschoreograf Luches Huddleston für die jungen Künstler.

Junge Talente ganz anderer Art bekommen auf der Feuerio-Bühne eine Chance. Die DJ-Schule Vibra gestaltet den Nachmittag mit sechs Teilnehmern, die hier das Programm gestalten dürfen. Dabei schafft es B.Stro Beatz, „Musik für jedes Alter aufzulegen, das hat wirklich Spaß gemacht“, wie Feuerio-Elferrat Werner Dais ihn lobt, der die Auftritte moderiert. Denn vor der Bühne tanzt doch tatsächlich der 73-jährige Fritz Konrad mit dem dreijährigen Ensar Efe. Obwohl über 100 Jahre alt, wolle der Feuerio mit dem Programmpunkt zeigen, dass er mit der Zeit gehe, betont Werner Dais. Dabei sei das Stadtfest „schon eine besondere Herausforderung“, gesteht DJ Mike Apex. Er habe zwar schon in Münchner Clubs aufgelegt, „aber so ein Fest, wo die Leute vorbeilaufen und man sie irgendwie kriegen muss, ist schon anders“, sagt er. Aber es gelingt ihm.

Kein Durchkommen vor Feuerio-Bühne wegen neuer Band

Vorbeilaufen vor der Feuerio-Bühne geht aber nicht immer. Die Band Schlager Royal sorgt für gewaltigen Andrang. Mittendrin in der Menge: Oberbürgermeister Christian Specht (CDU), seine Partnerin Bettina Schenk und einige Freunde, und auch sie machen mit bei dem großen Chor, der „Atemlos durch die Nacht“ singt oder über dem Stadtfest-Himmel einen „Stern, der Deinen Namen trägt“ aufgehen lässt. Nicht fehlen dürfen Schlager von Udo Jürgen. Doch dabei staunt Stefan Hoock, Feuerio-Vizepräsident und Frontmann der neu formierten Band. „Die sind ja jünger als das Lied“, sagt er, als zu dem 1974 veröffentlichten Titel „Griechischer Wein“ nicht nur sehr viele teils junge Menschen mitsingen und Sirtaki auf den Planken tanzen, sondern ihm ganz besonders direkt vor der Bühne ein paar Jungs mit Migrationshintergrund auffallen, die den deutschen Schlager über die erste Gastarbeitergeneration und ihre Träume von daheim singen. „Du kannst stolz sein, was für eine tolle, bunte Stadt wir sind“, wendet sich Hoock da von der Bühne herunter an Oberbürgermeister Specht.

Cris Cosmos neuer Song feiert bei Mannheimer Stadtfest Premiere

Stolz ist auch Cris Cosmo nach seinem abendlichen Auftritt auf der Kulturnetz-Bühne. Seit 20 Jahren ist der Popakademie-Absolvent jetzt aktiv. Dass ausgerechnet der Jubiläumsauftritt im Regen stattfindet, findet er schade - aber zahlreiche Fans sind doch da. „Mega schön, so viele Leute, echt schön und Respekt, bei dem Wetter“, kommentiert er, „dass so viele mitgetanzt, mitgemacht haben“. Nach dem Auftritt sagt er glücklich: „Echt cool, der Abend!“ Er belohnt seine Zuhörer, die trotz Regen durchhalten, mit der Premiere seines Songs „Sag Hallo!“. Dabei habe dann auch sein Herz „am allermeisten geschlagen“.

Herzschlag ganz anderer Art erlebt Kulturnetz-Projektleiter vor dem Auftritt von Fofana Jo. Da sich der Fahrer in den Quadraten verirrt hatte und Heiler den verzweifelten Musiker letztendlich nahe dem Schloss „einfangen“ und zur Bühne geleiten musste, verzögert sich der Auftritt eine Stunde. Für Aufbau und Soundcheck bleiben nur 20 Minuten, und dann wenig Zeit für den Auftritt. Spontan wird daher ein Wiedersehen für das Stadtfest 2026 vereinbart – dann in voller Länge.

Redaktion Chefreporter

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