Mannheim. Mehr als 300.000 Besucher wie in den Vorjahren waren es nicht. „Es wird kein Rekordjahr“, bilanzierte Christine Igel, Hauptgeschäftsführerin der Veranstaltungen – Tourismus – Marketing GmbH (VTM), das Stadtfest. Es sei zwar trotz zeitweise starkem Regen am Samstagabend „überraschend doch recht voll gewesen“, aber samstags und auch am trüben Sonntagmittag gab es keinen so großen Andrang wie in den Jahren zuvor. Gleichwohl fiel ihr Rückblick auf die dreitägige Großveranstaltung „sehr glücklich“ aus.
Schließlich habe es Zweifel gegeben, „ob es uns nach der Amokfahrt überhaupt gelingt, wieder die Menschen in die Stadt zu holen“, räumte Kulturbürgermeister Thorsten Riehle ein. „Diese Frage haben sich viele gestellt“, so Riehle, „aber es hat dem kein Abbruch getan.“ Die Menschen hätten registriert, dass die Sicherheitsvorkehrungen gesteigert worden seien. „Es war ja augenfällig“, verwies er auf die massiven Zufahrtssperren auch an Seitenstraßen. Aber es sei wichtig, dass dennoch wieder gefeiert werde, „und das ist gelungen“ – auch wenn sich durch die teils kühlere und nasse Witterung die Besucherzahl „bereinigt“ habe.
Dass es anfangs Bedenken selbst bei der Polizei gegeben habe, gestand deren Einsatzleiter, Polizeihauptkommissar Marius Micak, ein. Er sprach von einem „mulmigen, angespannten Gefühl“ bei den Beamten angesichts des Marktplatz-Attentats und der Amokfahrt von Rosenmontag. Von einem „mulmigen Gefühl“ war ebenso bei Malteser-Einsatzleiter Lukas Tatai die Rede. Aber dann erlebten die das Wochenende im Wechsel eingesetzten 100 Polizisten laut Micak doch „ein für die Größe der Veranstaltung sehr, sehr friedliches Fest“ mit gerade mal drei Körperverletzungsdelikten und „nullkommanull“ Diebstählen. „Ein sehr ruhiges, zufriedenstellendes Fest“ melden ebenso die Malteser mit gerade mal 40 Hilfeleistungen, darunter drei Transporten. Axel Ulitzka von der Sicherheitsfirma Ricon ergänzte, nach den Berichten seiner 45 Leute seien „die Sperren sehr positiv wahrgenommen worden“, ebenso die sichtbare Präsenz seiner Mitarbeiter.
„Wichtig ist doch, dass die Leute überhaupt kommen“
Ein „absolut voller Erfolg“ war laut dem dafür zuständigen VTM-Geschäftsführer Oliver Althausen das Kinderfest. „Es war richtig gut gefüllt, teilweise kein Durchkommen mehr morgens beim Start und tagsüber Warteschlangen“, berichtete er zufrieden. Geschätzt 15.000 Kinder hätten die Spiel- und Kreativangebote genutzt. 2.000 Ballons und 300 Kilogramm kleine Geschenke der Sponsorpartner seien ausgegeben, 60 Kilogramm Zucker zu kostenloser Zuckerwatte verarbeitet worden. „Bei uns war richtig was los“, so Althausen zufrieden.
„Bei uns war an den Abenden kein Durchkommen“, sprach ebenso Feuerio-Vizepräsident Stefan Hoock von einem „riesigen Erfolg“: „Selbst bei Regen war bei uns was los.“ Das gilt ebenso für die Wasserturm-Bühne, vor der Christine Igel am Freitag- und Samstagabend große Menschenmassen gesehen hat: „Die Auftritte wurden sehr gut angenommen, bei Regen wurde weitergetanzt.“ Anders Laura Grimm von RNF: „Wir haben definitiv gemerkt, dass es geregnet hat.“ Auch sie sei wegen der Amokfahrt „mit einem komischen Gefühl“ an den Paradeplatz gegangen, habe sich aber „sehr sicher gefühlt“ und gemerkt, dass das Publikum wieder gerne feiere. „Friedlich und entspannt“ empfand ebenso Martin Heiler vom Kulturnetz das Stadtfest. Vor der Bühne sei es „wieder gefüllt und es wurde mitgesungen, getanzt und gefeiert“ und das Nationaltheater erweise sich stets als ein Publikumsmagnet, aber insgesamt seien es weniger Besucher gewesen.
Den Eindruck hatte auch Nadine Oswald von der Eichbaum-Brauerei. „Es war wetterbedingt nicht das erfolgreichste Stadtfest, aber trotzdem gut besucht und ein schönes Fest“, erklärte sie. „Ein bisschen weniger Umsatz“ gerade bei Getränken registrierte auch Fröhlich-Pfalz-Vorsitzender Dietmar Beck. „Spargel läuft gut, aber alles nicht so wie sonst“, sagte ebenso Löwenjäger-Präsident Thomas Hambsch.
Sehr unterschiedlich äußerten sich die Schausteller. „Katastrophe, ich habe nicht mal das Standgeld wieder drin“, beklagte Uwe Müller, der erstmals Mais anbot. Auch die erstmals - aus einem Oldtimer heraus - verkauften Dampfnudeln wurden nicht so nachgefragt, wie sich das Steffen Ullrich erhofft hatte. Zufrieden äußerte ich dagegen Nick Hetem von Tasty Kokos, erstmals eigens aus den Niederlanden angereist, um Kokosmakronen zu verkaufen. „Es hat gut geklappt, das hätte ich gar nicht erwartet.“ Am Stand, an dem frische Fleischspieße zu haben sind, heißt es: „Für das Wetter war es ganz okay. Aber die Leute hier sind super, wir kommen gerne.“
Immer wieder lange Warteschlangen bildeten sich am Churros-Stand von Manuel Reif. Insgesamt sei das Geschäft „etwas schlechter gelaufen als die letzten zwei Jahre, aber noch einigermaßen gut“, meinte er: „Und bei Regen sind die Leute trotzdem geblieben“, hob er hervor. „Alles ein bisschen weniger“ – so bezeichnete auch Markus Rick seinen Umsatz an den Imbiss- und Getränkeständen. „Aber wir hatten zwei extrem gute Jahre“, gibt er zu Bedenken und fand das Stadtfest trotzdem gut: „Wichtig ist doch, dass die Leute überhaupt kommen, solche Feste nutzen und Lust haben, zu feiern“
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