Essen und Trinken

So war das Gourmetfestival bei Engelhorn in Mannheim

15 junge Sterne- und Spitzenköche auf einen Schlag - das gibt es beim Gourmetfestival von Engelhorn in Mannheim. Am Pfingstmontag war es wieder so weit. Was die Köche gezaubert haben und wie es den Gästen geschmeckt hat

Von 
Christian Schall
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Engelhorn Gourmetfestival 2024 Dominik Paul (l.) und sein Team aus dem Opus V in Mannheim richten an. © Christian Schall

Mannheim. Wenn zwischen den EM-Trikots der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und anderer Teilnehmernationen konfierte Lachsforelle oder geeister Rhabarber in Ziegenmilch gereicht werden, ist im Sporthaus von Engelhorn kein gewöhnlicher Verkaufstag. Einmal im Jahr rücken Mode und Sport in den Hintergrund, wenn das Familienunternehmen sein Gourmetfestival veranstaltet. Am Pfingstmontag war es zum sechsten Mal soweit, wie im Vorjahr an einem Feiertag im Frühling.

Die Auswahl hat Gastronomie-Chef und Zwei-Sterne-Koch Dominik Paul getroffen. 14 junge Sterne- und Spitzenköche hat er gewinnen können - viele Freunde und Weggefährten aus früheren Stationen, bevor er nach Mannheim ins „Opus V“ kam. „Das ist eine tolle, lustige und offene Truppe“, schwärmt Geschäftsführer Fabian Engelhorn. „Es ist auch wichtig für die Gäste, dass die Köche sich hier wohlfühlen.“

Ohne Pauls persönlichen Kontakte wäre es nahezu unmöglich, die Köche von der Teilnahme zu überzeugen. Denn in ihren Betrieben sind sie stark eingespannt, die Restaurants oft über Wochen ausgebucht. Das Event muss vorbereitet werden, die meisten Köche bringen nämlich ihre Zutaten und Gerichte mit und verleihen ihnen in Mannheim den letzten Schliff. Hinzu kommen die Anreise und der personelle Aufwand, denn das Team reist zum Kochen und Anrichten mit. Und dann ist da noch die Menge an Portionen: Meist haben die Restaurants nur rund 30 Plätze. Was die Köche beim Gourmetfestival an einem Nachmittag auf die Teller zaubern, entspricht also in etwa der Monatsration ihres Restaurants.

Damit das Essen gelingt, gehen die Köche auf Nummer Sicher

„Ihm zuliebe haben wir das gemacht“, sagt etwa Marcel Skibba über Dominik Paul. Der Chef des Restaurant Schloss Schauenstein im schweizerischen Fürstenau ist der Teilnehmer mit den höchsten Auszeichnungen (drei Michelin-Sterne, 19 Hauben im Gault Millau). „Wir kochen sonst für 20, 30 Gäste“, sagt er. „Deshalb haben wir uns für etwas Kaltes entschieden, damit uns das sicher gelingt.“ Es gibt Alpenzander aus nachhaltiger Zucht mit Kohlrabi. Würze sowie einen Hauch Schärfe verleihen eingelegte Kräuter und Kapuzinerkresse.

Engelhorn Gourmetfestival 2024 Timo Böckle bereitet im Bergkäselaib Schwabenkornspätzle zu. © Christian Schall

„Es ist eine Ehre für mich, hier dabei zu sein“, dankt Sebastian Obendorfer, der im bayrischen Neunburg vorm Wald das Restaurant Eisvogel führt. Er serviert Kalbsbries mit Bulgur, grünem Apfel und Harissa-Espuma. „Das ist ein beliebtes Gericht bei uns und spiegelt unsere Küche wider.“ Obendorfer lobt das Fest: „Das Festival ist perfekt organisiert, es macht Riesenspaß, hier zu kochen.“

Ein bekannter Teilnehmer ist Boris Rommel, der sich und seine Küche zum vierten Mal auf dem Gourmetfestival präsentiert. Speziell dafür hat der Zwei-Sterne-Koch aus dem „Le Cerf“ in Friedrichsruhe gebratene Wachtelbrust mit weißen Bohnen und einer Sauce aus Vin Jaune mitgebracht. „Man muss das Gericht darauf auslegen, dass man 750 bis 1000 Portionen zubereitet“, sagt Rommel, der kürzlich für drei Monate im Pop-up Restaurant „Stories“ in Heidelberg gekocht hat. „Hier sind dann noch fünf bis sechs Handgriffe zu machen, mehr geht aber nicht.“

Für Vegetarier hat er eine Variante mit gebackenem Ziegenkäse im Angebot. Bei etwa 40 Prozent liege in den fünf Restaurants des Hauses der Anteil der fleisch- und fischlosen Gerichte. „Das sind nicht alles Vegetarier, viele Gäste wollen das einfach mal probieren“, so Rommel. Die Zubereitung vegetarischer Speisen bedeute mehr Aufwand: „Es muss viel mehr eingekocht und reduziert werden als bei Fleisch und Fisch.“

Knapp 600 Gäste genießen die Delikatessen

Die Gäste - von Kindern bis Senioren sind alle Altersklassen vertreten - genießen das Ambiente, flanieren zwischen den Kochstationen oder lassen sich ein Glas Wein, einen Cocktail und weitere Delikatessen wie Schinken, Käse, Schokolade oder Pralinen schmecken. Musikalisch unterhalten werden sie von der Walking Band Esprit und DJ Leonard Vergnaud. Sehr beliebt sind die Plätze auf den Kapuzinerplanken, die erneut mit Rollrasen ausgelegt sind, der allerdings vom Starkregen des Vorabends stark durchnässt ist. Ein Blickfang sind die noblen Fahrzeuge von Aston Martin. Die britische Marke hat erst vor wenigen Tagen einen Shop im Modehaus eröffnet.

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Knapp 600 Besucher sind laut Engelhorn gekommen, „etwas weniger“ als im Vorjahr. Er vermutet den Termin in den Pfingstferien als Grund. Einige Besucher führen einen anderen an: den Preis. Wer dabeisein wollte, musste 289 Euro bezahlen, 90 Euro mehr als vor einem Jahr. „Das hat in unserem Bekanntenkreis viele davon abgehalten“, sagt ein Mann aus Heidelberg, der seinen Namen nicht in den Medien lesen möchte. Ihm dagegen war es das Geld wert: „Es lohnt sich wirklich, und es ist wieder sehr lecker.“ Andere Gäste bestätigen beim Small Talk am Stehtisch seine Einschätzung: „Die Auswahl der Gerichte ist noch besser als im letzten Jahr.“

„Wir sind zum zweiten Mal dabei und wieder sehr zufrieden“, fasst das Ehepaar Fähndrich aus Mannheim zusammen. „Das Essen war sehr gut, am besten war die Lachsforelle. Ein paar mehr Sitzplätze im Freien wären aber schön. Viele Gäste geben ihren Platz nicht mehr her.“ Für Familie Jörg aus Bad Dürkheim ist es eine Premiere - und sie würden wiederkommen: „Es ist eine tolle Vielfalt, mit viel Liebe zum Detail. Die Gerichte sind nicht zu groß, so dass man viel probieren kann.“

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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