Kulinarik

Kulinarische Weinabende: Adresse für Feinschmecker in Viernheim

Sie ist „Master of Wine“, er Spitzenkoch mit Sterne-Meriten. Alison und Bernd Flemming veranstalten kulinarische Weinabende in Viernheim auf Spitzenniveau. Das können die Gäste erwarten

Von 
Martin Schulte
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Alison und Bernd Flemming in Küche und Esszimmer, einem gastronomischen Tempel. Auch Verkostungen finden hier statt. © bernhard kreutzer

Viernheim. Die beiden haben in halb Europa gearbeitet. Dann fand ihre Odyssee ein Ende. Gott sei Dank in Viernheim. Ihr Tun galt - und gilt - höchsten kulinarischen Ansprüchen. Davon können Feinschmecker in Viernheim und Umgebung ein Lied singen. Etwa sechs Mal in Jahr veranstalten sie kulinarische Weinabende für 18 Gäste zu Hause in ihrer Küche. Die Rede ist von Alison und Bernd Flemming. Sie ist Wein-Fachfrau von höchsten Weihen, er Spitzenkoch mit Sterne-Meriten.

Als wir uns bei der Aktion dreier Köche an Roland Weidners ImbissWagen im April kennengelernt haben, waren wir sofort per Du. Ja, die beiden sind auf einem extravaganten kulinarischen Niveau unterwegs, mit feinsten Manieren - und dabei sind sie im Umgang so angenehm unprätentiös. Sie sind nicht nur Feinschmecker, sie sind Feingeister und sehr feine Menschen.

Offene Küche mit angeschlossenem Esstisch

Ihr Feinschmecker-Tempel ist in der Viernheimer Waldstraße 20 zu finden. Das Haus liegt etwas zurück, davor befindet sich das Lokal „Götz & Baum“. Die riesige, offene Küche mit angeschlossenem Esstisch liegt im Erdgeschoss. Glatt, klar, schnörkelklos. Der Stil zeigt die Handschrift der Leute: edel. Die Herrschaften wohnen darüber. Aber die Küche unten nutzen sie auch für sich im Alltag.

Es gibt einen weißen Sizilianer zum Gespräch mit dem Redakteur an diesem Freitag im Mai. Er: „Willst Du etwas sagen zu dem Wein?“ Sie riecht, probiert: „Sehr frisch, kernig, kalkiges Terroir. Gefällt mir gut. Ich liebe knackige Weine.“ Fruchtbomben wie manche weiße Sauvingnons mit ihren Geruchsexplosionen mag sie nicht. Alison will es klar und deutlich, nicht überladen. Dem Besucher kommt das sehr gelegen.

Der Titel „Master of Wine“ gilt als größte Herausforderung

Alison ist „Master of Wine“. Diesen Titel zu erringen, gilt gemeinhin als die größte Herausforderung in der Fachwelt des Weins. Das „Institut of Masters of Wine“ in London wurde 1953 gegründet, um Mitarbeiter des britischen Weinhandels zu qualifizieren. Längst hat das Institut Absolventen aus der ganzen Welt. Es gibt aktuell 416 Masters of Wine in 31 Ländern. Gerade mal zehn in Deutschland. Alison Flemming war die erste Frau in Deutschland, die sich diese hohe Auszeichnung erarbeitet hat.

Die Dame des Hauses ist eine sehr destinguierte Person. Sie spricht ein gestochen scharfes Deutsch. Die Engländerin darin ist aber nicht zu überhören. Absolut charmant. Ihre Disziplin ist nicht mit der Tätigkeit einer Sommelière zu verwechseln. Masters of Wine arbeiten nicht in der Gastronomie.

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Und ihre Ausbildung geht weit über Wissen von Geschmack und Herkunft hinaus. Sie lernen Weinbau, Kellerei- und Produktionstechnik, Wein-Business und Marketing. Sie arbeiten für oder als Winzer, als Dozenten oder im Export. Die eigene permanente Fortbildung ist inbegriffen.

Alison hat zehn Jahre in Schottland in der Whiskey-Branche gearbeitet, bevor sie eine erfolgreiche Bewerbung als Wein-Einkäuferin in die große Welt der edlen Tropfen brachte. Ihren späteren Ehemann Bernd hat sie bei dessen Kochkurs in Frankfurt kennengelernt. Kurze Zeit später hat es gefunkt. Schön. Die überaus ästhetischen Leidenschaften dieser beiden stellen eine geniale Symbiose dar. Ihre Gäste erleben sie bei Tisch. Was wäre ein hochklassiges Drei-Gänge-Menü ohne die Auswahl der entsprechenden Weine?

In Küchen mit einem, zwei oder drei Michelin-Sternen gearbeitet

Berlin, Frankfurt, London, Montreux, St. Moritz, Mailand. Diese Stationen kann Bernd im Schlaf aufsagen. Es waren Küchen mit einem, zwei oder drei Michelin-Sternen. Dabei hat es begonnen, wie bei jedem anderen Koch. Bernd, ein Mannheimer, hat im Augusta Hotel gelernt, danach eine Konditoren-Ausbildung gemacht.

Dann ging er zu Blass in Mannheim. „Ich war schon mit dem Beruf infiziert. Aber Blass? Er hat mich regelrecht entflammt. Ich habe gebrannt fürs Kochen und ich brenne immer noch. Und ich habe viele Chancen bekommen.“ Wenn er spricht, beugt er sich am Tisch zu seinem Gegenüber. Die Hände sprechen unermüdlich mit. Die Augen sind beschwörend groß. Da lodert tatsächlich ein Feuer.

Dreimal 18 Teller gleichzeitig - „und ich hasse Fehler“

Bernd hat aus seiner Mannheimer Zeit noch Kontakte nach Viernheim. So wurden sie auf die Immobilie in der Waldstraße aufmerksam. Bevor sie nach Viernheim kamen, hat er sechs Jahre lang im Steigenberger Frankfurter Hof in der Main-Metropole gekocht. Mit eigenem Michelin-Stern. Bis er genug hatte. „Es ist ein Knochenjob, mit 50 Köchen und in enormem Tempo zu arbeiten. Ich habe es für meine Gesundheit getan. Ich hatte keinen Herzinfarkt, und ich bin nicht zum Alkoholiker geworden, wie so viele Kollegen.“ Bernd legt die Stirn in Falten.

Während Bernd beim kulinarischen Weinabend für das Drei-Gänge-Menü kocht, unterhält Alison die Gäste, erklärt die Weine, tauscht sich darüber aus, erzählt Anekdoten aus der Brache. „Da bin ich raus“, sagt Bernd. „Wenn ich koche, bin ich hochkonzentriert.“ Er zeigt auf die Anrichte neben seinem Herd. „Da müssen dreimal 18 Teller gleichzeitig stehen. Und ich hasse Fehler.“

Um Gäste müssen sich die Flemmings nicht bemühen. Sie haben eine Mailing-Liste und sind lange im Voraus ausgebucht. Neue Gesichter sind dennoch willkommen. „Taste by Flemming“ heißt die Firma.

Weitere Infos zu den kulinarischen Weinabenden finden Sie hier.

Redaktion Reporter.

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