Nationaltheater

So sieht es derzeit auf der Nationaltheater-Baustelle aus

Viele Bereiche des Nationaltheaters sind fast fertig, erste Räume bereits ausgestattet – andere noch im Rohbau. Im Herbst soll der Gemeinderat über die Finanzierung der Kostensteigerung von 62,5 Millionen Euro beraten.

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Peter W. Ragge
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Fertig betoniert: Die westlich des Nationaltheaters zum Ring hin unterirdisch entstehenden Werkstätten, bei denen der Rohbau fast abgeschlossen ist. © Thomas Tröster

Mannheim. Ein Turmdrehkran ist aufgebaut. „Ein zweiter kommt noch“, sagt Marcus Augsburger, der Technische Betriebsleiter der Generalsanierung des Nationaltheaters. Aber etwas fehlt auf der Baustelle: Bagger, Presslufthammer, riesige Bohrmeißel und anderes schweres Gerät ist vom Goetheplatz verschwunden, denn die lauten, viele Erschütterungen und Dreck mit sich bringenden Abbrucharbeiten sind weitgehend beendet. „Für die Anwohner ist damit das Schlimmste geschafft“, sagt Tilmann Pröllochs zu, der Geschäftsführende Intendant.

Auf der Baustelle der Generalsanierung ist quasi Halbzeit. Am 31. Juli vor drei Jahren hatte das Nationaltheater begonnen, den Bau am Goetheplatz zu räumen. Und in drei Jahren, möglichst zum Auftakt der 250. Spielzeit 2028/29 im September, soll wieder dort gespielt werden. „Wir wollen 2028 zurück sein“, bekräftigt Pröllochs den Zeitplan. Neue Schwierigkeiten, die zu Verzögerungen führen, seien zuletzt nicht mehr aufgetaucht, ergänzt Augsburger. Und auch bei Budget gebe es „derzeit keine weiteren Steigerungen“, bekräftigt er.

Kommentar Nationaltheater-Baustelle: Es geht nur weiterbauen

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Nach der Sommerpause, so ergänzt Kulturbürgermeister Thorsten Riehle auf Anfrage, werde der Gemeinderat mit der weiteren Finanzierung der Generalsanierung befasst - denn da hatte es zuletzt eine Lücke gegeben, die aber abhängig davon ist, wie lange die Baumaßnahme andauert. Eigentlich sollte das Thema vor den Ferien auf die Tagesordnung, aber da spricht Riehle von „noch offene Fragen, die wir über Sommer klären müssen“. Im März 2020 war die Generalsanierung mit einen Kostenrahmen von 247,08 Millionen Euro bewilligt worden. Im Dezember 2024 meldete das Theater Kostensteigerungen von 62,5 Millionen, die aber unter den generell deutlich gestiegenen Baupreisen liegen. 39,5 Millionen Euro davon sind in der städtischen Etatplanung noch nicht abgedeckt.

Einige Bereiche des Nationaltheaters schon „zu 95 Prozent“ fertig.

Aber auf der Baustelle geht es gut voran. „Wir sind in einigen Bereichen schon zu 95 Prozent fertig, anderswo zu fünf Prozent“, erklärt Augsburger. Wer sehen will, wo schon fast alles fertig ist, muss nur die Treppen hinauf dorthin steigen, wo sich Opern-Solisten, Schauspieler, Statisten und Chormitglieder umziehen, wo ihre Frisuren gerichtet und sie geschminkt werden. „Hier sind wir quasi fertig“, führt Augsburger durch die sanierten Garderoben, wo die Heizkörper montiert sind, die Wände bereits gestrichen werden und nur noch die Lampen der Schminktische an die aus den Wänden hängenden Kabel angeschlossen werden müssen. „Krass“, wundert sich da selbst Pröllochs, wie stark man hier den Fortschritt sieht.

Alle Leitungen sind schon fertig verlegt: Blick ins Untere Foyer des Nationaltheaters, das künftig auch Sprinkler und Brandmeldeanlage hat. © Thomas Tröster

Auch im Unteren Foyer hat sich viel getan. Hier baumeln ebenso unzählige Kabel von den Decken. Nicht nur Elektroleitungen, auch Lüftung, Heizung, Wasserrohre sind erneuert worden, zählt Augsburger auf. Erstmals gibt es hier jetzt eine Brandmeldeanlage und Sprinkler - fehlender Brandschutz und unzureichende Fluchtwege waren einer der großen Gründe für die Generalsanierung. An einer Stelle sind schon Muster der künftigen Deckenverkleidung zu sehen. Diese Platten sind aber kleiner als die bisherigen großen Deckenplatten. „Man kann sie jetzt für Revisions- und Reparaturarbeiten öffnen, das ging bisher nicht“, erläutert Augsburger.

Die Decke hängst auch etwas tiefer über dem im Foyer flanierenden Publikum als früher - genau 11,5 Zentimeter. Das liegt nur zu einem geringen Teil an den neuen technischen Einbauten, etwa der Sprinkleranlage. „Wir haben festgestellt, dass sich die Decke um sieben Zentimeter gesenkt hat“, so der Technische Betriebsleiter der Generalsanierung. Auswirkungen auf die Statik habe das aber nicht. Ein dünner Stahldraht markiert im Foyer bereits die Stelle, wo die Einbauten für Kasse und Abobüro entstehen. Schließlich soll das Foyer künftig unabhängig von Vorstellungen tagsüber für die Bevölkerung geöffnet und der durch den Wegfall von Theaterkasse und Abobüro im Eingangspavillon gewonnene Platz für eine attraktive Gastronomie genutzt werden, die zudem den Vorplatz bewirtschaftet.

Neue unterirdische Räume werden jetzt oder sind schon betoniert

Dieser Vorplatz indes sieht wirklich noch sehr nach Baustelle aus, aber gegraben wird nicht mehr. Alle hier unterirdisch neu entstehenden Räume sind fertig angelegt. Dafür laufen die Betonierungsarbeiten. „Wir sind jetzt beim Rohbau“, so Augsburger. Besonders beeindruckend sieht das in dem Raum aus, den Tilmann Pröllochs „Felsendom“ nennt - dem Orchesterprobensaal unter dem östlichen Gebäudeteil des Nationaltheaters mit 400 Quadratmetern Grundfläche und jetzt zehn Metern lichter Höhe. Vorher war er eng, klein, mit niedriger Decke und daher viel zu hohem Schalldruck für die Musiker, was gegen Arbeitsschutzvorschriften verstieß. „Hier kommt demnächst ein Gerüst rein, dann können wir anfangen, die Außenwände zu betonieren“, teilt Augsburger mit. Ein Wand ist schon betoniert, eine Decke eingezogen - die für die unterste von drei Ebenen des Instrumentenlagers.

Bodenplatte betoniert: Das ist der neue, ebenso unterirdisch entstandene Chorprobensaal. Der alte im Theater war zu eng und hatte keinen Notausgang. © Thomas Tröster

Auch beim neuen Chorprobensaal, der ebenso unter dem Goetheplatz entsteht, ist mit 13 Metern der tiefste Punkt der Grabungsarbeiten erreicht. Dafür musste nicht nur Erdreich ausgehoben, sondern auch drei Meter dicke Betondecken des aus dem Zweiten Weltkrieg stammenden Bunkers aufgeschnitten und entfernt werden, um Wege und Fluchtwege zu schaffen. Nun werden die neuen Bodenplatten betoniert.

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Generalsanierung des Mannheimer Nationaltheaters: So viele Spenden sind schon da

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Peter W. Ragge
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Zwar ist bisher weiter Grundwasser abgepumpt worden, aber probeweise wollen die Baufirmen diese Woche die schon seit Monaten ständig laufenden Pumpen abstellen. Bis Februar, so rechnet Augsburger, sind die Betonierungsarbeiten im Bereich der beiden großen Proberäume sowie der auch unterirdisch gebauten Stimm- und Einsingzimmer beendet. Von außen werden sie lediglich über drei große Lichthöfe erkennbar sein. Sie überirdisch als Anbauten zu errichten, hatte der Denkmalschutz nicht zugelassen, weil dies den Blick auf den denkmalgeschützten Bau von 1957 verstellt hätte.

Das gilt ebenso für die drei Neubauten auf der westlichen Seite, nämlich die Lüftungszentrale und die unterirdischen Werkstätten für Metall-, Holz-, Deko- und Elektroreparaturen, die alle komplett fertig betoniert sind. Daher können demnächst die Stahlträger vom Verbau gezogen werden. „Wir versuchen, das in den Sommerferien zu machen, weil der Schwerlastkran eine Fahrspur vom Ring blockiert“, so Augsburger. Dann werde es auch nochmal laut – aber nur kurz.

Redaktion Chefreporter

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