Mannheim. Sie wollen Vorbild sein, ein Beispiel geben. „Wir möchten Leute bewegen, dass noch mehr mitmachen“, sagt Carl-Heinrich Esser. Mitmachen dabei, die Generalsanierung des Mannheimer Nationaltheaters finanziell zu unterstützen. Zahlreiche Spender und Sponsoren gibt es schon. Mit einigen großen und zahlreichen Kleinbeträgen kamen dabei bisher über drei Millionen Euro zusammen – doch es soll noch mehr werden, weshalb einige der Spender nun neben ihrem persönlichen Beitrag auch um Mitstreiter werben.
„Ungeheuer dankbar“ ist Tilmann Pröllochs, der Geschäftsführende Intendant des Nationaltheaters, über das bürgerschaftliche Engagement. Natürlich werde ein Großteil der nötigen Arbeiten durch Stadt, Land und Bund finanziert, aber man wisse ja um die „schwierigeren Rahmenbedingungen“, verweist er auf Kostensteigerungen einerseits und andererseits die sinkenden Einnahmen der öffentlichen Hand. Schon seit 2019 versucht das Theater, Großspender zu gewinnen. Im September 2023 startete die gemeinsame Kampagne mit den Freunden und Förderern, im Oktober 2023 ging ein Brief an 8.000 Adressen mit der Bitte um Unterstützung raus. Und seit wenigen Woche läuft die Kampagne „Deins!“, mit der das Theater klarmachen will, dass es als kommunales Haus ja der Bürgerschaft gehört.
Dass diese Bindung zur Bürgerschaft in Mannheim besonders ausgeprägt sei, habe ihm von Anfang an imponiert, so Pröllochs. So erinnert er daran, dass in der Nachkriegszeit bei einer Tombola eine Million Mark zusammenkam, um den Neubau des Nationaltheaters am Goetheplatz mitzufinanzieren, um dessen Generalsanierung es jetzt geht.
Unternehmer Fuchs war als Schüler Statist im Mannheimer Nationaltheater
Zunächst war nach dem Zweiten Weltkrieg der Spielbetrieb im Kino „Schauburg“ in K 1 aufgenommen worden. Manfred Fuchs, der 1958 Abitur machte, stand dort als Statist auf der Bühne – noch als Schüler. „Unvergesslich, ein tolles Erlebnis“, so der Ehrenbürger, Mäzen und Unternehmer, der die Firma Fuchs Petrolub (heute Fuchs SE) zum weltweiten Konzern ausgebaut hat. Damals sei seine große Liebe zum Theater entstanden, die auch seine Frau Lilo teile und die vor allem der Oper gelte. Dort hätten sie „so beglückende Abende“ erlebt, schwärmt er: „Musik ist eine Botschaft, die ins Herz dringt!“
In der „harten Zeit der Sanierung“ wolle er das Theater nun unterstützen. Mit 800.000 Euro finanziert er den Einbau eines mobilen Konzertzimmers – ein Einbauelement, mit dem das Opernhaus auch als Konzertsaal genutzt werden kann. Weitere 300.000 Euro bringt seine Frau Lilo auf, damit das Schauspielhaus durch eine Raumbühne flexibler genutzt werden kann. Mit zusammen 1,1 Millionen Euro sind sie damit die mit Abstand größten Unterstützer.
„Ich hoffe auch, dass die Bürgerschaft das weiter begleitet und nicht auf halber Strecke ermüdet“, sagt Fuchs zur Generalsanierung. Trotz aller Diskussionen um Kostensteigerung bescheinigt Fuchs, der ja selbst ehrenamtlich den Neubau der Kunsthalle steuerte, der Theaterbaustelle „große Professionalität und Solidität“. Und er halte es „jetzt für unsere große Pflicht, dieses Theater für die kommenden Generationen gut zu bewahren“, und dazu wolle er auch einen finanziellen Beitrag leisten.
Ähnlich argumentiert Jürgen Staiger, Vorstand der Dr. Rolf M. Schwiete-Stiftung. Sie hat die Kosten für die Erneuerung des Rundhorizonts des Opernhauses übernommen und wolle damit „einen Beitrag leisten, dieses wertvolle Erbe zu bewahren und zugleich Räume für Neues zu schaffen – für heutige wie kommende Generationen“. Das Nationaltheater sei „weit mehr als nur ein Ort künstlerischer Darbietung“, sondern „ein kultureller Ankerpunkt für Mannheim und die ganze Region, ein Begegnungsraum für Menschen aller Generationen und Herkunft, sowie ein kreatives Zentrum“, so Staiger, und damit stehe es „beispielhaft für die Werte, denen sich unsere Stiftung verpflichtet fühlt“.
Die Karin- und Carl-Heinrich Esser-Stiftung ermöglicht die Restaurierung des Fassadenmosaiks am Friedrichsring von Hans Leistikow. Auch Carl-Heinrich Esser erinnert sich noch, wie er bereits als Gymnasiast ins Theater ging, dass Eltern und Schwiegereltern immer ein Abo gehabt hätten. Erst zehn Jahre als Chef der Vetter-Stiftung und nun über seine eigene Stiftung sei er gerne zum Unterstützer geworden, „und ich habe da sehr bereichernde Dinge kennengelernt“. Als Stifter hat er sich für das Mosaik entschieden, „weil ich etwas finanzieren wollte, was sichtbar ist“. Und nicht nur das: Esser überzeugte auch Michael Frank, die Restaurierung der Mosaike im Unteren Foyer zu ermöglichen. Das andere Mosaik an der Foyerwand übernahm die Mannheimer Versicherung.
„Ich wollte nicht nur schimpfen, dass es laut ist“
Mit der Heinrich-Vetter-Stiftung, die einen neuen Konzertflügel anschafft, Reiner Möwald, der den Nachbau der historischen Lampen für die Treppenaufgänge im Opernhaus ermöglicht, und Ingrid Philipp gibt es weitere Großspender. Es addieren sich aber zudem zahlreiche kleinere Beträge. So kamen für die neue Drehscheibe für das Schauspielhaus 260.000 Euro zusammen, die Freunde und Förderer des Nationaltheaters überreichten bereits 225.000 Euro vor allem für Bühnenvorhänge 16.000 Euro kamen auf das Konto, weil Theaterbesucher bei jedem Kartenkauf einen Euro oder mehr zahlen können für Sanierungsprojekte. Für die Ersatzspielstätte „Opal“ gibt es bereits über 80 Stuhlpaten, was Einnahmen in Höhe von über 17.000 Euro brachte. Aus dem Verkauf etwa der Bühnenstücke (ausgesägter Teile des alten Bühnenbodens) sowie Schlüsselanhänger kamen über 12.000 Euro zusammen, bei Theaterfesten, Kostümverkäufen und Auktionen über 20.000 Euro.
Beate R. Schmidt ist eine der Theaterbesucher, die mal da beim Kartenkauf aufrunden, mal dort etwas erwerben oder als Mitglied der Freunde und Förderer spenden. Dabei zählt sie als Anwohnerin auch zu den Leidtragenden der Generalsanierung wegen Lärm und Staub. „Aber ich wollte nicht nur schimpfen, dass es laut ist, sondern mehr erfahren, habe daher an Anwohner-Führungen über die Baustelle teilgenommen, habe einen anderen Zugang gefunden und war beeindruckt“, so Schmidt. Ein Theater-Abo habe für sie „in der Familie immer dazugehört“, doch als sie dann nach dem Studium beruflich 20 Jahre weg war, im In- und Ausland arbeitete, habe sie gespürt, was ihr fehlt. „Man merkt erst, was man hat, wenn es weg ist“, so die Pharmaexpertin. Daher habe sie sich nach ihrer Rückkehr gleich wieder für das Theater interessiert und sei Mitglied der Freunde und Förderer geworden. „Kleine Beiträge helfen auch“, ist sie überzeugt und hofft ebenso auf weitere Nachahmer.
„Wir wissen, wir haben noch viel zu tun“, so Pröllochs, „aber wir sind dran“, sagt er. Nötig sei „ein Schulterschluss der Mannheimer mit ihrem Theater“. Dabei wollen auch die bisherigen Spender helfen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar NTM-Generalsanierung: Warum die Spenden für Mannheim ein wichtiges Signal sind