Digitaler Austausch

So schlagen sich Mannheims Partnerstädte in der Corona-Krise

Von 
Julia Brinkmann
Lesedauer: 
Hilfe in der Krise: Mannheims chinesische Partnerstadt Zhenjiang hat der Stadt 100.000 Mund-Nasen-Masken gespendet. © Thomas Tröster

Städtepartnerschaften leben vom persönlichen Kontakt. Schüleraustausche und Delegationsreisen sind derzeit nicht möglich. Aber: „Alle Städte sind gleichermaßen von der Coronakrise betroffen, müssen Neues lernen und tauschen sich aus“, sagt Rüdiger Finke, Vorsitzender des Fördervereins Städtepartnerschaften Mannheim (FVSP). Aber wie ist die Situation in Mannheims Partnerstädten? „In den europäischen Ländern ist die Lage weitgehend wie hier. Die Maßnahmen werden nach und nach gelockert“, berichtet David Linse, Fachbereichsleiter Internationales, Europa und Protokoll der Stadt Mannheim.

Christophe Gaignebet, stellvertretender Leiter für das Berichtsgebiet Toulon bei der Tageszeitung „Var Matin“, erzählt, dass es während des französischen Lockdowns im Zentrum von Toulon fast menschenleer war. Wie in vielen anderen Orten, wurde auch dort jeden Abend um 20 Uhr für Menschen in medizinischen Berufen applaudiert, berichtet Gaignebet weiterhin.

In Klaipeda in Litauen war der Lockdown sehr konsequent, wie Uwe Jurgstiess, Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise, berichtet: „Über Ostern mussten die Meisten im Gebiet um Klaipeda in ihrer jeweiligen Gemeinde bleiben. Dies wurde streng kontrolliert.“ Aktuell ist die Stimmung in der Stadt bedrückt, so Jurgstiess. „Klaipeda ist sonst eine Kreuzfahrt-stadt, aber die meisten Touristen aus anderen Ländern haben ihre Urlaube storniert.“

Digitaler Israel-Schüleraustausch

Lehrerin Anouk Bourrat-Moll organisiert den Schüleraustausch zwischen der Mannheimer Friedrich-List-Schule und einer Schule im israelischen Haifa. Im Herbst waren die Friedrich-List-Schüler dort – im Juli hätten die Austauschpartner nach Mannheim kommen sollen. Stattdessen ist die Partnerschule, nachdem sie zwischenzeitlich offen war, wieder geschlossen, weil es einen Corona-Fall gab. Aktuell sind private Treffen in Haifa erlaubt, große Familienfeiern jedoch nicht. Ein Bekannter von Bourrat-Moll ist Reiseführer, auch er darf noch nicht wieder arbeiten. Der Schüleraustausch soll indes nicht ganz ausfallen: Bei einem Videochat-Abend werden die Mannheimer Schüler ihren Austauschpartnern ihre Lieblingsorte in der Stadt zeigen.

Bydgoszcz ist Mannheims polnische Partnerstadt. Piotr Pilkowski, Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Mannheim-Ludwigshafen, wirkt im Gespräch besorgt. „Ein Teil der Bevölkerung nimmt das Virus sehr ernst, ein anderer nimmt es auf die leichte Schulter.“ So seien die Strände an der polnischen Ostsee zuletzt voll gewesen. Die Bevölkerung sei gespalten – ähnlich wie bei der Präsidentschaftswahl. In polnischen Medien sei zuletzt eher die Wahl Thema gewesen als das Coronavirus.

Auch Monika Grözinger-Heckmann, Leiterin des Nicaragua Vereins Mannheim, ist besorgt: In Mannheims Freundschaftsstadt El Viejo gibt es keine Hygienevorschriften. „Ein Großteil der Bevölkerung lebt sehr beengt in Hütten und sehr ärmlich.“ Tortillabäckerinnen seien darauf angewiesen, ihre Ware zu verkaufen. Im armen Nicaragua ist somit „Zuhause bleiben“ nicht möglich – obwohl sich El Viejos Nachbarstadt Chinandega zu einem Corona-Hotspot entwickelt hat. Der Nicaragua-Verein Mannheim ruft darum zu Spenden auf. Das Frauenzentrum in El Viejo will damit Masken und Desinfektionsmittel kaufen und die Hygieneprodukte verteilen.

Videochat kein Ersatz für Reise

Apropos Masken: Die chinesischen Partnerstädte, Qingdao und Zhenjiang haben geholfen, Mannheim mit Mund-Nasen-Masken auszustatten. Während die Länder sich in der Hochphase der Krise abgeschottet haben, hätten die Kommunen gemahnt: „Wir dürfen die Solidarität nicht aus den Augen verlieren“, so Linse. Im Herbst will die Stadt Mannheim eine Videokonferenz mit den Oberbürgermeistern der Partnerstädte ausrichten. „Videokonferenzen erleichtern die städtepartnerschaftliche Zusammenarbeit sogar“, sagt Nelly Sämann, Referentin für Europäische Netzwerke und Partnerschaften bei der Stadt. „Eine virtuelle Konferenz ist jedoch kein Ersatz für eine Reise, um eine Stadt kennenzulernen“, betont Finke.

Mannheims Partner- und Freundschaftsstädte

  • Mannheim hat derzeit elf Städtepartnerschaften und zwei Freundschaften.
  • Partnerstädte sind Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf, Riesa, Swansea (Großbritannien), Toulon (Frankreich), Chisinau (Republik Moldau), Bydgoszcz (Polen), Klaipeda (Litauen), Zhenijang und Qingdao (beide China), Haifa (Israel) sowie Windsor (Kanada).
  • Offizielle Städtefreundschaften bestehen mit El Viejo (Nicaragua) und Beyoglu (Türkei).
  • Spendenkonto für das Frauenzentrum in El Viejo: Sparkasse Rhein-Neckar, IBAN: DE 73 6705 0505 0038 5338 78, Stichwort: Corona. 

Redaktion Julia Brinkmann ist Online-, Podcast- und Social-Media-Redakteurin.

Thema : Coronavirus - aktuelle Entwicklungen im Überblick

  • Mannheim Urlaub und die Pflicht zur Online-Registrierung: Was Reiserückkehrer beachten müssen

    Wer Urlaub in einem Risikogebiet (Inzidenz über 50) macht, muss bei der Rückkehr nach Deutschland einiges beachten. Selbst Geimpften und Genesenen drohen Bußgelder, wenn sie sich nicht anmelden.

    Mehr erfahren
  • Karte und Grafiken Coronavirus: Fallzahlen aus Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg und Rhein-Neckar

    Wie viele Coronavirus-Fälle wurden in der Region registriert? Wir geben einen Überblick über die bestätigten Fälle in der Metropolregion Rhein-Neckar und im Main-Tauber-Kreis.

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen