Vorstoß der CDU Heilbronn

So reagieren Mannheimer auf Heilbronner Döner-Obergrenzen-Vorschlag

Macht weniger Döner die Stadt schöner? Wenn es nach der Heilbronner CDU geht schon. Das sagen Mannheimer Dönerbudenbesitzer und Passanten zum kontroversen Vorschlag

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Lea Seethaler
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Alparslan Altun führt den Familienbetrieb Efe Baba in den Mannheimer Quadraten in zweiter Generation. © Lea Seethaler

Mannheim. „Wir wollten nach Mörlenbach ziehen, hatten schon die Wohnung besichtigt. Letztlich ist sie’s nicht geworden, weil es da keine so große Dönerauswahl gibt“, sagt Mine und lacht. Ernsthaft? „Ja“, bekräftigt sie. Sie grinst.

Ihr Mann Mustafa bestätigt, dass er bei dieser Entscheidung maßgeblich beteiligt war. Ihre Söhne Ali und Ömer spielen mit Luftballons, als die Familie zufrieden am Marktplatz in einem Dönerrestaurant sitzt. „Hähnchen, Rind, oder vegan, es gibt eine große Auswahl, und jeder schmeckt anders, das ist toll“, sagt Mine.

Zu viele Döner in der Nähe: Heilbronner CDU sieht keine Vielfalt des Angebots mehr

Wir haben uns an diesem heißen Tag zur Straßenumfrage in den Quadraten aufgemacht, weil in Heilbronn die CDU eine Obergrenze für Dönerladen vorgeschlagen hat. Was sagt Mannheim dazu? Der Heilbronner CDU wurden es innerstädtisch zu viele Dönerläden, die Vielfalt des Angebots sei dahin. Im Wahlkampf bekam die Partei für ihre Forderung scharfe Kritik, andere Parteien sprachen von Populismus oder von Wahlkampfgetöse. CDUler Christoph Troßbach, der den Vorschlag einbrachte, hielt dagegen: „In der Bürgerschaft war sehr häufig zu hören: Endlich sagt das jemand.“

Sohn Ömer, Papa Mustafa, Mama Mine und Sohn Ali genießen sehr oft gemeinsam die Gastronomie auf dem Marktplatz (v.l.n.r). © Lea Seethaler

Döner-Dichte in Mannheims Innenstadt gefällt nicht allen

Die Mannheimer indes, die wir antreffen, so wie Mine, sagen meist, dass sie die unterschiedlichen Döner-Angebote toll finden, besondere Herstellungsarten, den typischen Geschmack je nach Laden. Vielfalt heißt für andere aber eben auch, dass sie vielfältige Gastro an sich und eine diverse Geschäftslandschaft wollen. So wie Sawen. Er stimmt dem Dönerbuden-Obergrenzen Vorschlag zu, als wir ihn in einem Dönerladen nahe dem Marktplatz antreffen, wo er mit seinem Kumpel Jamiro Kebap isst.

„Wir bieten gar keinen Kebap, sondern viele Suppen an“

Sawen macht deutlich: „Es gibt aktuell keine Vielfalt mehr. Vor zig Jahren gab es hier in der Innenstadt noch ein breites Angebot von Klamottenläden über kleine Lädchen mit interessanten Produkten bis hin zur Gastro. Heute mit den Insolvenzwellen kommt immer eine Restaurantbude rein. Da gibt es keinen Anreiz mehr, in die Stadt zu kommen.“ Sawen: „Wenn man von der Abendakademie hochgeht, gibt es nur links und rechts einen Dönerladen nach dem anderen.“ Erst vor kurzem hatte im Interview mit dieser Redaktion auch Wirtschaftsbürgermeister Thorsten Riehle (SPD) darauf hingewiesen, dass beim Angebot „dasselbe vom Gleichen keine Vielfalt“ sei.

Jamiro (l.) und Sawen lassen es sich schmecken - und haben eine klare Meinung zur Döner-Obergrenze und auch zu EU-weit diskutierten neuen bürokratischen Vorgaben an das Fleisch. © Lea Seethaler

Jamiro sagt indes: „Also ich halte von der Begrenzung nichts. Die Lage zeigt doch, dass es den Leuten gefällt. Es geht um Angebot und Nachfrage. Und es gibt so viele Sorten, weil es nachgefragt ist!“ Jetzt wird nachgehakt bei den Betreibern. „Wir machen gar keinen Kebap mehr, unsere Gäste lieben unsere Suppen“, sagt uns gleich der Chef eines Restaurants grinsend, als wir nachfragen. Er steht vor der Karte, auf der zwar noch Kebap steht, der aber beim Blick auf die Tische der Gäste augenscheinlich durch die beliebte Suppe verdrängt wurde.

"Viele Döner-Geschäfte schießen mit falschen Versprechen an die Qualität aus dem Boden"

Mit Sicherheit Kebap gibt es aber bei Alparslan Altun ein paar Straßen weiter. Seit fast 30 Jahren. Er führt mit der Familie das Geschäft in zweiter Generation, das sein Vater 1998 gründete. Zur Döner-Obergrenze sagt er: „Das macht Sinn. Es sind zu viele, ich stimme zu.“ Er spricht über in kurzen zeitlichen Abständen schnell aus dem Boden wachsende Dönerbuden, Regularien für Lüftungsanlagen, über Konkurrenz und Preise. „Und es wird dort viel gelogen auf Social Media. Da preisen neue Läden ihren Kebap als ,original türkische Art’ an“, sagt er. „Das war letztens in Frankfurt so, als ich dort war. Ich bin hin, und oh nein, das war ja mal überhaupt nichts!“

Meinung Pro und Kontra: Eine Obergrenze für Dönerbuden in Mannheim?

Die CDU im Heilbronner Gemeinderat fordert eine Obergrenze für Dönerläden in der Stadt. Der Vorschlag ist politisch und rechtlich umstritten. Wäre er dennoch auch eine Idee für Mannheim?

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Ein anderer Betreiber auf der Breiten Straße sagt: „Die Nachfrage ist hoch, gerade Freitag, Samstag und Sonntag sind die Läden voll. Wo sollen die Leute bei einer Obergrenze dann Platz finden?“ Ein paar Straßen weiter äußert ein weiterer Dönerladenbesitzer: „Hier sind ein paar. Das ist okay. Wenn ich ehrlich bin, sind es mir hinter dem Marktplatz zu viele.“

"Grober Hammer" trifft auch McDonalds, Pizzaläden und Eisdielen

In Heilbronn war nicht nur der Döner im Fokus: Die Fraktion forderte eine Obergrenze für Dönerbuden, Nagelstudios und Barbershops, hatte einen Antrag bei der Verwaltung eingereicht. Die Stadt soll nach CDU-Willen ein Konzept erarbeiten, um Gastro und Dienstleistungsangebote steuern zu können. Also Bereiche festlegen, in denen bestimmte Arten von Geschäften gar nicht mehr oder nur noch weniger angesiedelt werden dürfen. Heilbronns Baubürgermeister Andreas Ringle hatte dagegen Bedenken geltend gemacht. „Man kann Nutzungsarten baurechtlich untersagen, man kann das aber nicht explizit und isoliert auf Dönerläden anwenden, denn ein Dönerladen ist keine Nutzungsart.“ Dönerläden seien ein Gast- und Schankbetrieb mit Straßenverkauf. Das sind auch: McDonalds, ein Pizzaverkauf und Eisdielen. „Es ist also ein grober Hammer und kein feines Skalpell.“

EU-Normierung sorgt für Bürokratie-Befürchtung bei Dönerläden

Und es gibt weitere bürokratische Skalpelle für Dönerläden: Jetzt wird eine EU-Normierung des Dönerfleisches ähnlich wie bei Serranoschinken oder Pizza Napoletana diskutiert. Dazu könnte ein Gesetz Döner-Hersteller zu einer einheitlichen Herstellung (Inhalt, Zubereitung) des Fleischs verpflichten. „Die Leute wollen meistens nur wissen, sind allergene Stoffe darin und was ist es für ein Fleisch“, sagt Alparslan Altun dazu. Die Normierung würde noch mehr Bürokratie bedeuten. „Als wir vor fast 30 Jahren öffneten, hieß es, in Imbissen dürfen keine Hocker und Stühle stehen. Also zahlten wir Strafgeld. Zwei Wochen später war das Gesetz nicht mehr gültig“, sagt er und grinst.

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Sawen sagt zum EU-Vorstoß: „Es wird zu stark pauschalisiert. So ein Gesetz schränkt ein. Das schadet Unternehmern.“ Jamiro: „Ich stelle mir das schwierig umsetzbar vor. Es hat sicher einen Grund, damit man Gepansche am Fleisch umgeht. Aber viele beziehen ihr Fleisch ja auch von kleinen Erzeugern, die den Döner einzigartig und mit regionalem Fleisch machen. Das schadet Kleinbetrieben!“ (mit dpa)

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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