Neujahrsempfang

So machen die Mannheimer Fasnachter Stimmung im Musensaal

Die Prunksitzung der Karnevalskommission beim Neujahrsempfang ist traditionell der Auftakt der Kampagne in Mannheim. Wer aufgetreten und wer besonders gut angekommen ist

Von 
Peter W. Ragge
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Das Männerballett „Suleiman“ vom „Lallehaag“ bei der Prunksitzung der Karneval-Kommission. © Michael Ruffler

Mannheim. Es werden immer mehr, die vor die Bühne kommen. Erst tanzen vorsichtig ein paar Kinder, dann wenige Erwachsene, schließlich ist es eine große Gruppe, die tanzt, jubelt, schunkelt, klatscht und die Arme in die Höhe reißt. Denn je länger das Programm dauert, umso mehr verwandelt sich die Prunksitzung der Karnevalskommission im Musensaal, die traditioneller Bestandteil des Neujahrsempfangs und stets Auftakt der Fasnachtskampagne ist, zur ausgelassenen Party - zumal das Programm diesmal durchgehend richtig gut ankommt.

„Volle Säle mit fröhlichen Gesichtern und guter Laune“ - was Sabine Kowalski, Präsidentin der Karnevalskommission, zum Auftakt des Nachmittags allen Fasnachtern wünscht, ist hier schonmal gelungen. Der Musensaal ist, auf dem Parkett und auf der Empore, mehr als voll besetzt. An den Eingängen und Wänden stehen viele weitere Menschen, die gar keinen Platz mehr gefunden haben.

Ihnen präsentieren sich „die Idealisten der Mannheimer Fasnacht“, wie Rolf Braun sagt, Präsident der Neckarauer „Pilwe“ und diesmal federführend für den Auftakt der Kampagne. Man sieht da sehr schnell, welcher Verein noch gut aufgestellt ist, wer eine sehr gut funktionierende Jugendarbeit vorzuweisen hat - und wer nur noch aus einer ärmlichen Handvoll Funktionären besteht und mehr nicht.

Juniorenmariechen Feline Bencik von der „Gowe“ im Musensaal. © Michael Ruffler

Den Auftakt macht der Carneval Club Waldhof (CCW) mit einer schier nicht enden wollenden Reihe von Akteuren. Eine riesige Gruppe bildet ebenso der Feuerio. Von ihm ist Rolf Braun, dienstältester Präsident der Mannheimer Fasnacht, am Vorabend zum Ehrenoffizier ernannt worden. Entsprechend stolz trägt er nun die Schärpe unter dem Jackett. „Bei der Bundeswehr habe ich es nur zum Gefreiten geschafft“, dankt Braun lachend.

Beim Feuerio marschiert die wohl jüngste Teilnehmerin des Nachmittags mit ein, Amelie Deubel, zwei Jahre jung und Mitglied der „Sternchen“. Aber man sieht viele Kinder und Jugendliche, gerade „Löwenjäger“, „Lallehaag“, „Gowe“, „Pilwe“ und „Spargelstecher“ schicken große Delegationen, ebenso die „Stichler“. Sie grüßen statt „Ahoi“ mit „Sa-Hoi“, haben ihr Maskottchen „Sunny“dabei, in dem Nicole Weiss steckt. Mit den „Sandhase“ marschiert die von ihr gestellte Stadtprinzessin Sarah I. ein. Bei den „Grumbe“ kommt eine Gardistin gar auf Krücken: Tina Lüger. „Fasnacht macht eben selbst mit Gipsbein Spaß“, kommentiert das Rolf Braun. Spaß verbreiten auch die „Karlsternhexen“, die mit Markus Schüpferling als „Luzifer“ und mit ihren Hexenbesen durch den Saal fegen und bei Frauen im Publikum die Haare struwwelig machen, und schließlich die Brassband der „Stroseridder“, der einzige noch existierende Musikzug eines Karnevalsvereins.

Nach dem Einmarsch beginnt ein Programm, von dem Sabine Kowalski mit Recht sagt, es sei „mit viel Liebe und Engagement vorbereitet worden“. Dazu gratuliert Oberbürgermeister Christian Specht, der trotz großem Neujahrsempfang-Programm eigens vorbeischaut. Bei allen schwierigen Problemen und Themen müssten die Menschen auch feiern können, so das Stadtoberhaupt. „Was Sie ehrenamtlich leisten, ist unglaublich“, drückt Specht den Fasnachtern große Hochachtung aus: „Sie machen das ganze Jahr Jugendarbeit und bringen den Menschen Freude - ein großartiges Engagement“, lobt er.

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Und dann gibt es Beispiele von genau diesem Engagement zu sehen - etwa von der „Pilwe“-Jugendgarde, den (besonders stark beklatschten) Offizieren der „Löwenjäger“, dem Schautanz der „Kälble“ oder dem Männerballett „Suleiman“ des „Lallehaag“, die mit aufwendigem Bühnenbild und Kostümen eine besondere Choreographie unter anderem von „Hänsel und Gretel“ zeigen.

Pech hat „Gowe“-Tanzmariechen Feline Bencik, die sich mitten im Auftritt verletzt. Da eilt Ex-Prinz und Physiotherapeut Christian Ziegler sofort hinter die Bühne, um ihr zu helfen. Als Nachwuchstalent in der Bütt erweist sich Emely Himmler (13) von den „Grumbe“, die selbstbewusst - und mit Recht - verkündet: „Für die Grumbe bin ich ein Gewinn, weil ich einfach die Geilste bin!“ Ebenso Nachwuchstalente sind die beiden 15-jährigen „Lästerschwestern“ Chiara Belsanti und Lena Drogosch von den „Löwenjägern“, die noch mal ihre Bütt aus dem Vorjahr bringen, in der sie Sportarten und Sportler glossieren.

Polonaise durch den ganzen Saal

Erste Einblicke in seine neue Bütt gestattet dagegen Protokoller Alexander Fleck. „Nichts ist richtig gut gelaufen bei dem lahmen Haufen“ urteilt er über die Berliner Regierungskoalition und findet es daher „klar, der März kommt heuer schon im Februar!“ Selbst vor dem schwierigen Thema Terror schreckt er nicht zurück und findet: „Kein Gott, keine Ideologie rechtfertigt irgendwann, dass man Menschen töten kann“, so reimt der Ex-Prinz in seiner Bütt.

„Spargelstecher“-Präsident Alexander Boppel führt singend die Polonaise durch den Musensaal an bei der Prunksitzung der Karnevalskommission beim Neujahrsempfang 2025 im Rosengarten. © Michael Ruffler

Drei andere Ex-Prinzen sorgen nach der schweren Kost dann für prima Stimmung: Die „Drei Prinzen“ (Stefan Hoock, Stefan Rinklef, Roberto Troncone) bringen die Gäste in Feierlaune, feiern mit ihnen eine „Fiesta Mexicana“, besingen „Cordula Grün“ und begeistern mit „Tausendmal berührt“. Noch mehr in Fahrt bringt „Spargelstecher“-Präsident Alexander Boppel das Publikum. Von sieben Gardemitgliedern seines Vereins als Tanzgruppe unterstützt, liefert er eine prima Show ab, steigt singend auf einen Stuhl, sorgt für eine lange Polonaise im Saal und dichtet noch dazu ein paar bekannte Schlager auf Mannheimer Verhältnisse um. „Oh, Mannem is schäää“ ist seine Zugabe.

Mit gleich mehreren Zugaben steigern schließlich die von CCW-Präsident Rolf Remmele angeführten „Tontauben“ die Stimmung noch mehr, bringen noch mehr Leute zum Tanzen - aber auch den Zeitplan ganz durcheinander.

Redaktion Chefreporter

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