Demonstration

So lief die Palästina-Demo am Samstag in Mannheim

Mit Flaggen und Schildern zogen sie durch die Stadt: An der Pro-Palästina-Demo in Mannheim nahmen am Samstag bis zu 2000 Menschen teil. Wie die Demonstration verlief und was die Polizei dazu sagt

Von 
Sebastian Koch
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Eine Demonstration mit bis zu 2000 Menschen, die sich mit Palästina solidarisierten, ist am Samstagnachmittag friedlich verlaufen. © Sebastian Koch

Mannheim. Der Demonstrationszug, der sich am Samstagnachmittag durch die Quadrate zieht, ist lang. Stimmgewaltig. Laut. Immer wieder hallen die „Free free Palestine“-Rufe durch die Breite Straße, über den Marktplatz, den Paradeplatz, über die Kunststraße und über die Planken. Die dabei wichtigste Nachricht: Trotz der sich zuspitzenden militärischen Lage im Nahen Osten verläuft die pro-palästinensische Demonstration in Mannheim friedlich.

 Pro-Palästina-Demo am Samstag in Mannheim: Teilnehmerzahl wächst schnell

Als sich um kurz vor 16 Uhr die ersten Teilnehmenden auf dem Alten Meßplatz versammeln, ist die Zahl der Menschen noch verhältnismäßig gering. 300, vielleicht 400 Männer und Frauen versammeln sich hier. Es ist kalt. Vielleicht kommen deshalb weniger Menschen als erwartet? Angemeldet hatte die Gruppe „Free Palestine“ bis zu 800 - man gewinnt vor Beginn der Versammlung aber fast den Eindruck, dass es mehr Ordner und Polizisten sind, die in großer Zahl mit Mannschaftswägen um den Platz zu sehen sind, als Demonstranten.

Die Pro-Palästina-Demo zieht am Samstag über die Kurpfalzbrücke Riochtung Innenstadt. © Sebastian Koch

Das Kräfteverhältnis ändert sich allerdings recht schnell. Immer wieder korrigieren die Sprecher der Polizei die Zahl der Demonstrierenden nach oben. Erst sind es 500, dann 1000, später zählen die Beamtinnen und Beamten 1300, 1500 und zuletzt bis zu 2000 Menschen, die ihre Solidarität mit Palästina ausdrücken.

Palästina-Demo zieht durch Mannheim: Laute Kritik an Israel

Während die Menschen auf der festgelegten Route von der Neckarstadt aus durch die Quadrate bis zur Kunststraße ziehen, kritisieren die Veranstalter die israelische Militäraktion im Gaza-Streifen scharf. Zwar wird der Terror der Hamas in Reden weder verherrlicht noch begrüßt - einen direkten und einordnenden Zusammenhang der israelischen Offensive mit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober stellen die Organisatoren aber, wenig überraschend, auch nicht her. Schade - berauben sie sich und ihrem Anliegen doch dadurch selbst Glaubwürdigkeit.

Stattdessen kritisiert „Free Palestine“ einen vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu verantworteten Genozid an der Bevölkerung im Gaza-Streifen sowie die Haltung der deutschen Politik - namentlich von Bundeskanzler Olaf Scholz und Außenministerin Annalena Baerbock -, die sich an die Seite Israels stellt und so laut der Parolen den Völkermord zumindest unterstützt.

Demo in Mannheim: Veranstalter kritisiert Auflagen

Außerdem äußern die Veranstalter mehrfach ihren Unmut über die von der Versammlungsbehörde gestellten Auflagen. Unter anderem war es der Demonstration verboten, Israel als Kindermörder zu bezeichnen. Auch als antisemitisch verdächtige Parolen waren untersagt. Künftig, erklärt ein als Anwalt der Gruppe auftretender Redner, hoffe man, „From the river to the sea …“ wieder skandieren zu dürfen.

Mit Fahnen und Schildern zog die Demo durch die Mannheimer Innenstadt. © Sebastian Koch

Die Organisatoren sind dennoch sichtbar und hörbar bemüht, den Auflagen nachzukommen. Mehrfach ermahnen sie vom vorausfahrenden Auto aus über Lautsprecher, diese einzuhalten. Die Nervosität, so der Eindruck, ist groß - die Gruppe will der Versammlungsbehörde von sich aus auf keinen Fall Gründe liefern, künftige Demonstrationen zu verbieten.

„Was glaubt ihr, wer ihr seid?“, schimpft einer der Veranstalter denn auch folgerichtig und deutlich über Mikrofon mit Vermummten, die im hinteren Teil mitlaufen. Mehrfach kommt es zu Ermahnungen, Vermummungen abzulegen. Außerdem wird wegen eines Plakats, das den Holocaust relativieren könnte, Anzeige gestellt, die nun geprüft werde. Ansonsten verläuft die Demonstration laut einem Sprecher der Polizei ohne Störungen.

Pro-Palästina Demo in Mannheim fordert Waffenstillstand

Vielfach hallen Rufe nach einem Waffenstillstand durch die Quadrate. Über Lautsprecher erklären die Veranstalter Netanjahu zum Kriegsverbrecher, fordern ihn auf, den Beschuss und die Bombardierung ziviler Einrichtungen einzustellen. Viele Kinder seien im Gaza-Streifen bereits gestorben oder weinten um ihre getöteten Mütter, heißt es in - von vergangenen Demonstrationen der Gruppe auch bereits einschlägig bekannten - Parolen, die außerdem deutsche Medien pauschal der Lüge bezichtigen und Deutschland die Finanzierung des von Israel geführten Kriegs unterstellen.

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So viele Parolen den Fokus auf die Frauen und Kindern in Gaza legen, so wenig wird über jene Menschen gesprochen, die die Hamas am 7. Oktober entführt und teilweise barbarisch getötet hat - viele davon auf einem Musikfestival. Gerade da sind viele Jugendliche gewesen, um die auch weltweit gebangt, geweint, getrauert wird. Nicht aber am Samstagnachmittag in den Quadraten. Über sie wird nicht gesprochen. Nicht getrauert. Mit keinem Wort.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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