Rosengarten

So lief der Kanzler-Besuch beim Seniorentag in Mannheim

Olaf Scholz ist nach wie vor Kanzler, wenn auch nur noch geschäftsführend. Kraft Amtes war er nun beim Seniorentag in Mannheim. Und machte drei Jungs glücklich.

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Steffen Mack
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Bundeskanzler Olaf Scholz beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Mannheim. Mit OB Christian Specht und Regina Görner. © Christoph Blüthner

Mannheim. Yasin, Soufian und Jayden hüpfen jubelnd über die Stufen. Es ist Mittwoch, kurz vor 18 Uhr. Die Drei haben hier, am Nebeneingang des Rosengartens Richtung Dorint-Hotel, gerade etwas Besonderes bekommen. Jeder von ihnen hat jetzt ein Solo-Selfie mit Bundeskanzler Olaf Scholz auf seinem Handy. „Er war total nett!“, schwärmen sie. Nur die Polizisten nicht. Die hätten gerufen: „Macht euer Foto und haut ab!“

Schon zwei Stunden vorher steht ein riesiges Polizeiaufgebot vor dem Mannheimer Congress Center, in dem am Morgen der Deutsche Seniorentag eröffnet wurde. Einer der Beamten mit Kopfhörer im Ohr ruft: „Noch zwei Kilometer bis zum ABK Mannheim.“ Da lässt sich im Vorbeigehen auch ohne kriminalistischen Spürsinn erahnen, dass der Kanzler gleich am Autobahnkreuz und folglich wenig später im Rosengarten sein wird.

Am Eingang wartet jemand, der ein Autogramm will

Am Nebeneingang wartet da unter anderem schon jemand auf Scholz, der ein Autogramm von ihm möchte. Wie es sich für einen guten Autogrammjäger gehört, hat er auch was zum Reinschreiben mitgebracht. Es liegt drinnen aufgeklappt auf einem Tisch. Das Goldene Buch der Stadt Mannheim wäre auch etwas zu unhandlich, um es mit vor die Tür zu nehmen. Nachdem Oberbürgermeister Christian Specht den Noch-Regierungschef dann willkommen geheißen hat, gehen sie gemeinsam mit all den Sicherheitsleuten hinein, Scholz schüttelt weitere Hände und trägt sich ein. Das Stadtoberhaupt überreicht zum Dank vom ukrainischen Künstler Arturo gefertigte bunte Miniatur-Wassertürme.

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Merkel und Schröder haben sich jeweils am 18. Mai ins Goldene Buch eingetragen

Mit Scholz’ Eintrag ins Goldene Buch reißt eine kuriose Serie. Denn sowohl Angela Merkel als auch Gerhard Schröder verewigten sich darin, wie es der Zufall wollte, am 18. Mai. Die CDU-Kanzlerin beim Katholikentag 2012, ihr sozialdemokratischer Vorgänger bei einer SPD-Wahlveranstaltung 2004.

Dass der heutige Kanzler nun vom traditionsreichen Datum abgewichen ist, kann man ihm schlecht vorwerfen. Erstens ist der Seniorentag nun mal jetzt, nicht am 18. Mai. Und zweitens dürfte Scholz dann kaum mehr im Amt sein. Das ist er ja ohnehin nur noch geschäftsführend, seit im Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vorige Woche die Entlassungsurkunde aushändigte. Doch solange sein Nachfolger – der mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Friedrich Merz heißen wird – nicht vereidigt ist, soll Scholz als Regierungschef weitermachen. Beziehungsweise muss oder darf, je nachdem wie er das empfinden mag.

Der Auftritt beim Seniorentag scheint ihm indes Freude zu machen. Und zwar schon, bevor er Yasin, Soufian und Jayden kennenlernt. Organisatorin Regina Görner berichtet zur Begrüßung im Mozartsaal, traditionell fragten sie beim Bundespräsidenten und beim Bundeskanzler für die Schirmherrschaft an. Doch Begeisterung löse das indes wohl nicht bei jedem aus. Scholz sei jedoch gleich einverstanden gewesen und habe sie ins Kanzleramt eingeladen.

Scholz an Senioren gerichtet: „Das verdient Dankbarkeit und Respekt“

Schon im Vorfeld ließ er sich mit folgendem Statement zitieren: „Deutschland ist die drittgrößte Wirtschaftsmacht weltweit, mit gerade einmal einem Prozent der Weltbevölkerung. Das ist der Verdienst der Generation unserer Seniorinnen und Senioren. Viele sind freiwillig weiter erwerbstätig, engagieren sich in einem Ehrenamt oder unterstützen die Familie. Das verdient Dankbarkeit und Respekt!“

Mit 66 Jahren ist er ja auch beim Seniorentag persönlich nicht falsch. Ob er nach dem Ausscheiden aus dem Amt tatsächlich in Ruhestand geht, sich womöglich mit beiger Kleidung eindeckt, in Stoßzeiten vor Supermarktkassen gemütlich Münzgeld zählt oder eher Golf spielt und auf Reisen geht, ist allerdings noch unbekannt.

Olaf Scholz schaut sich beim Seniorentag im Mannheimer Rosengarten einige Stände der Ausstellung an. © Steffen Mack

Das bleibt es auch an diesem Tag. Zu Beginn seiner Rede erzählt Scholz, „einige Freunde“ hätten ihn draußen auf sein Erscheinen beim Seniorentag angesprochen. „Schöne Grüße an die heute show!“ Doch auch wenn es da „so ein Lied mit 66 Jahren“ gebe, gehe es hier natürlich nicht um ihn.

Der Kanzler nennt es generell „ein riesiges Geschenk“, dass heutzutage so viele Menschen so lange lebten. Die Union und seine SPD hätten sich in den Koalitionsverhandlungen ja bereits auf eine verlässliche Alterssicherung und manche Verbesserung verständigt, etwa bei der Mütterrente. Vor allem auf eine Garantie für ein stabiles Rentenniveau. „Das ist richtig so.“

Beim Rundgang versteht man leider nichts

Seiner halbstündigen Rede folgt eine kurze Podiumsdiskussion. Dann geht er mit Görner, Specht und anderen noch kurz durch die Ausstellung. Was gesprochen wird, versteht man leider nicht, weil seine Sicherheitsleute auf großen Abstand achten. Aber alles wirkt sehr harmonisch.

Stolz auf ihre Solo-Selfies mit Bundeskanzler Olaf Scholz: Yasin (v.l.), Yasin und Jayden vor dem Mannheimer Congress Centrum Rosengarten. © Steffen Mack

Womit er bei einer Tradition – dazu zählt in Mannheim ja schon alles, was zum zweiten Mal passiert – sicher gern von seinem letzten SPD-Vorgänger abweicht. Als der 2004 im Rosengarten war, wurde Schröder von einem arbeitslosen Lehrer aus dem Breisgau geohrfeigt. Aus Protest gegen seine Agenda-2010-Reformen. Der Kanzler war außer sich und wollte dem Mann an den Kragen, doch seine Personenschützer hielten ihn zurück. Bei Scholz dagegen bleibt alles wunderbar friedlich.

Zum Abschied noch einige Selfies

Als er durch den Nebeneingang wieder ins Freie tritt, nimmt er sich noch Zeit für einige Fotos auch mit Rettungskräften, verabschiedet sich vom Mannheimer Oberbürgermeister mit hochgestrecktem Daumen und steigt in seine Limousine. Dann fährt die Kolonne weg. Specht erzählt, es sei sehr nett mit Scholz gewesen. Er habe ganz entspannt gewirkt.

Auch Yasin, Soufian und Jayden werden wohl noch lange schwärmen. Sie hätten den Bundeskanzler schon gezielt abgepasst, berichten sie. Allerdings sei er viel kleiner, als er im Fernsehen wirke, und schwer zu erkennen – unter so vielen Männern ohne Haare.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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