Mannheim. Das Schreiben ist alarmierend. In Feudenheim sei die Asiatische Tigermücke entdeckt worden. Nun müsse man verhindern, dass sich die invasive Art weiter ausbreite.
Gefettet und unterstrichen folgt: „Dieses Grundstück befindet sich im festgelegten Bekämpfungsgebiet.“ Innerhalb der nächsten beiden Wochen komme die Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) vorbei, um im Auftrag der Stadt Mannheim in dem Vorort sämtliche potenziellen Brutstätten zu behandeln.
Bis dahin sollten keine Gefäße aus Garten oder Balkon entfernt werden. Zudem wird gebeten, von dort auch keinerlei Gegenstände Freunden oder Verwandten zu geben.
Laut einem Tag später folgenden städtischen Pressemitteilung sind in Mannheim neben Feudenheim auch Almenhof und Rheinau teilweise betroffen. Zu diesem exklusiven Kreis dazuzugehören, ist nur bedingt beglückend.
Holländische Holzschuhe als Herberge für Wespenvölker
Unser Garten ist ein Paradies für Insekten. So haben die holländischen Holzschuhe, die uns ein Freund aus Nordbrabant aus dem Nachlass seines Vaters schenkte, schon mehrfach ganze Wespenvölker beherbergt. Gut möglich, dass unter all den kleinen Biestern, die bei uns herumschwirren und nicht selten stechen, auch Asiatische Tigermücken sind.
In einem beigefügten Flugblatt heißt es, sie seien an einem silberweißen Streifen vorn und weißen Schuppen an den Hinterbeinen gut zu erkennen. Aber nicht von uns, da sie kleiner als Ein-Cent-Stücke sind.
Bei der Bekämpfung geht es laut dem Schreiben um Behältnisse mit Wasser, in denen jene Mücken ihre Eier ablegen. Etwa Blumentöpfe, Untersetzer, Gießkannen oder Regenrinnen. Haben wir reichlich.
KABS-Mitarbeiterin kümmert sich um Bekämpfung der Tigermücke
Vermutlich würden nun Menschen in Ghostbusters-Anzügen kommen, im Garten zu schreien beginnen, uns zum sofortigen Verlassen des Hauses auffordern und alles tagelang unter Quarantäne stellen.
Nach dreiwöchiger Sorge klingelt schließlich eine junge Frau an der Haustür. Erster Gedanke ohne Brille: eine Jugendliche aus der Nachbarschaft mit irgendeiner Bitte. Doch sie stellt sich als KABS-Mitarbeiterin - bei näherer Betrachtung steht das Kürzel auf ihrem Shirt - Luisa Schaffelhuber vor.
Äußerst aggressive, schwarz-weiße Stechmücken
- Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) gilt als äußerst aggressive Stechmücke, die nicht nur in der Dämmerung, sondern auch tagsüber aktiv ist.
- Sie bevorzugt Säugetiere, insbesondere Menschen, und wird vor allem vom Hautgeruch angezogen.
- Die schwarz-weiß gestreifte Mücke ist flugfaul, meidet stärkere Winde und bleibt meistens in Bodennähe. Das an unterschiedliche Lebensräume sehr anpassungsfähige Insekt kann Krankheitserreger übertragen.
- Tigermücken paaren sich vor allem im Flug. Für die Eiablage nutzen sie Wasseransammlungen in unterschiedlichsten Behältern.
- Die gegen Austrocknung resistenten Eier werden oberhalb des Wasserspiegels abgelegt. Steigt der, schlüpfen die Larven. Nach dem Puppenstadium dauert es nur zwei bis drei Tage, ehe sie sich paaren und neue Eier legen. dpa
Eine sehr nette Frau, wie sich gleich zeigt. Die Warnung vor dem Hund, der von ihm nicht autorisierten Besuch sehr gern anbellt, quittiert sie lächelnd mit einem Abwinken (wobei das im Haus schnarchende Faultier diesmal die Türklingel gar nicht gehört hat). Als Schaffelhuber erfährt, dass sie an einen Journalisten geraten ist und im „Mannheimer Morgen“ landen könnte, hat sie keine Einwände. Auch nicht gegen ein Foto.
Bekämpft werden die Tigermücken-Larven mit einem Eiweißkristall-Präparat
Bewaffnet ist die Schnakenjägerin mit einer Sprayflasche, die ein Einweißkristall enthält. Das angeblich ökologisch abbaubare Mittel soll nur für Larven weniger Mückenarten tödlich sein. Schaffelhuber sprüht es in alle Blumentöpfe, Untersetzer, Gießkannen und ähnliche Gefäße. Bei den Wasserschüsseln für den Hund erkundigt sie sich, ob die regelmäßig geleert werden (na klar), dann lässt sie es gut sein. Nach nicht mal fünf Minuten ist alles vorbei.
Nach ihren Erfahrungen gefragt, berichtet Schaffelhuber, die seien mehrheitlich positiv. Zwar gebe es auch Menschen, die sie nicht aufs Grundstück lassen wollten. Aber wenn die hörten, um was es gehe, seien die meisten einverstanden.
Zum Abschied kündigt die KABS-Mitarbeiterin an, in zwei Wochen komme ein Kollege, der die ganze Prozedur wiederhole. Kein Problem. Fühlt sich jetzt an wie bei der Zahnärztin, wenn man erleichtert feststellt: Es hat gar nicht wehgetan.
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