Stechmücken

Kampf gegen die Tigermücke: Die Schnakenjäger rücken in Mannheim aus

Zahlreiche Grundstücke in Mannheim sucht die KABS auf, um die weitere Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke zu bekämpfen. Auch die Auwaldstechmücke hat derzeit Hochbetrieb. Wie die Schnakenjäger gegen die Blutsauger vorgehen

Von 
Kai Plösser
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Ein Schnakenjäger der KABS ist Anfang Juni auf einer überschwemmten Landstraße im Einsatz gegen die Auwaldstechmücke. © KABS/Xenia Augsten

Mannheim. Die Schnakenjäger haben in diesem Sommer aufgrund des hohen Stechmückenaufkommens in Mannheim alle Hände voll zu tun. „Jetzt ist es aktuell am schlimmsten“, sagt Xenia Augsten, Sprecherin der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS), auf Anfrage. Von einer Plage will sie zwar nicht reden, auch weil das individuell jeder anders wahrnehme. „Grundsätzlich kann man aber sagen, dass das hohe Stechmückenaufkommen derzeit zu einer erhöhten Stichbelästigung führt.“

Die Asiatische Tigermücke

  • Aussehen: Die Asiatische Tigermücke ist an den fünf breiten, weißen Ringen auf den schwarzen Hinterbeinen zu erkennen. Zudem besitzt sie auf dem schwarzen Rücken eine einzelne, mittig verlaufende silberweiße Linie vom Kopf bis zu den Flügeln.
  • Brutstättenprävention: Die Tigermücke nutzt jede noch so kleine Wasseransammlung in Gegenständen zur Eiablage. Regentonnen sollten mit einem Netz versehen werden, das Wasser von Vogeltränken sollte alle drei bis vier Tage ausgeleert werden, auf Blumentopfuntersetzer sollte ganz verzichtet werden.
  • Meldung: Wer eine Tigermücke sichtet, kann Bilder an tigermuecke@kabsev.de senden.
  • Weitere Infos: kabsev.de. kpl

Das bekommen unter anderem auch die Anwohner auf der Rheinau zu spüren. „Wir haben eine Schnakenplage. Jetzt, wo es warm ist, merken wir es drastisch“, sagt etwa Thomas Schuff. Das Aufkommen von Stechmücken steige derzeit massiv. „Wir können abends nur schwer draußen sitzen“, schildert er. So habe es seine Frau kürzlich im Garten nicht mehr ausgehalten und sei nach drinnen geflüchtet. Tagsüber sei es aber noch erträglich, betont er.

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Anders empfindet das Thomas Schmidt. Am Dienstag habe er selbst tagsüber nicht rausgehen können. „Wir haben den Tag im Garten abgebrochen.“ Zehn Jahre lebe er bereits auf der Rheinau. Er habe in der Zeit zwar schon viele schnakenreiche Sommer mitgemacht. „Aber so viele Mücken habe ich noch nie gesehen“, beschreibt er die Lage.

Asiatische Tigermücke in Mannheim auf dem Vormarsch

Nicht zuletzt wegen der Verbreitung der Asiatischen Tigermücke rücken die Schnakenjäger derzeit in Mannheim aus. „Uns ist bekannt, dass die Tigermücke bisher im Almenhof, Feudenheim und Rheinau ansässig ist“, sagt KABS-Sprecherin Augsten. „Feudenheim besitzt aktuell die größte befallene Fläche mit fast 55 Hektar“, führt sie aus. Nun gilt es, in den betroffenen Gebieten an die Brutstätten zu gelangen.

Dazu sucht die KABS in den kommenden Tagen und Wochen etwa 1500 Privatgrundstücke in Mannheim auf. Denn die Brutstätten können sich im Garten, auf Balkonen oder Fensterbrettern befinden. Vor allem dort, wo sich Wasser ansammelt, also etwa in Blumentopfuntersetzern oder Regentonnen. „Die ersten Anwohner sollten schon Besuch von uns bekommen haben“, sagt die Sprecherin. Wer betroffen ist, werde über einen Hauseinwurf informiert.

Ein Mitarbeiter der KABS (Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage) bei der Tigermückenbekämpfung. © Daniel Wohlgemuth

Die Bekämpfung der Tigermücke auf Privatgrundstücken stelle für die KABS eine Herausforderung dar. Vor allem gestalte sich die Suche nach den Brutstätten schwierig. Es gelte, „auch den hohlen Zaunpfosten in der Brombeerhecke oder den Kellerablauf unter der Fußmatte“ genauer unter die Lupe zu nehmen, um alle Brutstätten finden zu können, erklärt Augsten die kleinteilige Arbeit. Zudem müsse der Einsatz zweiwöchentlich wiederholt werden.

Tigermücke: lästig, aggressiv und tagaktiv

Wegen des Klimawandels habe sich die ursprünglich aus Südostasien stammende Tigermücke hierzulande angesiedelt. Insbesondere die Oberrheinregion ist davon betroffen. Zwar fliege die Mücke aktiv nur wenige hundert Meter pro Generation. Aber: „Über große Distanzen wird sie durch den Menschen verschleppt, beispielsweise, weil sie ins Auto einfliegt“, erklärt Augsten. Dabei ist die Rechnung laut der Sprecherin einfach: „Je mehr Tigermücken es gibt, umso mehr Verschleppungspotenzial gibt es.“

Damit steigt auch die Gefahr, die durch Tigermücken ausgeht. Sie sei eine lästige, aggressive, tagaktive Stechmücke, erklärt Augsten. „Sie hat auch das Potenzial, tropische Viren zu übertragen, besonders relevant sind hier Dengue- oder Chikungunya-Viren“, geht sie weiter ins Detail. Dazu müsse sich die Tigermücke aber zunächst selbst mit den Viren infizieren, etwa durch einen Stich bei einem erkrankten Reiserückkehrer. „Passen dann die Temperaturen, können sich die Viren in der Stechmücke vermehren und beim nächsten Stich weitergegeben werden“, erklärt Augsten weiter.

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Doch nicht nur die Asiatische Tigermücke bereitet derzeit sorgen. Durch die Regenmengen in den vergangenen Monaten und die Hochwasser-Lagen hat sich auch die Auwaldstechmücke stark vermehrt. Eine Bekämpfung sei durch die Überschwemmungen teils nicht möglich gewesen, weil Gebiete nicht betreten oder aufgrund von Strömung nicht gezielt hätten behandelt werden können. „Es war also eine unglaublich schwierige Ausgangslage, wir konnten nur landseits agieren. Dort waren wir aber sehr erfolgreich, sonst wäre es jetzt deutlich schlimmer“, betont Augsten.

Die Asiatische Tigermücke © dpa

Sowohl mit einem Helikopter als auch zu Fuß sind die Schnakenjäger Anfang Juni zuletzt im Einsatz gegen die Auwaldstechmücke gewesen. Dabei werde immer der biologische Wirkstoff Bti (Bacillus thuringiensis israelensis) verwendet. Mit der Nahrung aufgenommen sorge dieser dafür, dass die Larve an einer Sepsis stirbt. „Wir bringen nur sterile Formulierungen aus, also nur die Eiweiße, keine Bakterien“, sagt die Sprecherin und erklärt weiter: „Der Helikopter wirft diesen in Form von Eigranulat ab, zu Fuß haben wir flüssige Formulierungen für Rückenspritzen oder Handwurfgranulat.“

Vor allem Neckarau und Rheinau von Stechmücken betroffen

Wegen der weiten Flugdistanzen, die Auwaldstechmücken zurücklegen könnten, würden sich die Blutsauger derzeit über ganz Mannheim ausbreiten. „Bewaldete, buschige oder grüne Zonen werden bevorzugt aufgesucht“, erläutert Augsten. Besonders betroffen seien aber Gebiete, die zuletzt überschwemmt gewesen waren. Augsten nennt Neckarau und Rheinau als Beispiele.

„Wir kommen als naturverbundene Menschen eigentlich klar mit Mücken“, sagt der Rheinauer Thomas Schmidt. Aber in diesem Sommer sehe er sich mehr im Wohnzimmer als im Garten sitzen. KABS-Sprecherin Augsten kann etwas beruhigen: „Die Weibchen können bis zu acht Wochen leben, es wird sich die nächsten Wochen ausdünnen.“

Dennoch: Der nächste Einsatz könnte schon bald auf die Schnakenjäger warten: Am Dienstag sei wegen Regenfällen in der Schweiz eine weitere Hochwasserwelle auf die Region getroffen. „Im Raum Mannheim warten wir gerade, bis die Hochwasserspitze abfließt, um uns durch Schöpfproben einen Einblick in die Situation zu verschaffen“, sagt Augsten.

Redaktion

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