Mannheim. Ankommen in einem fremden Land, einer fremden Stadt: Das ist schwer – umso mehr, wenn die Neuankömmlinge noch kein Deutsch beherrschen. Aber die meisten haben ein Smartphone. Und können jetzt in Mannheim ein kleines Programm (App) installieren, das als digitaler und einfach zu bedienender Wegweiser zu Behörden, Ämtern und Beratungsstellen dienen kann: die Integreat-App. Wo gibt es sie, was bietet sie, wo besteht Verbesserungsbedarf? Dazu Fragen und Antworten.
Ist die Integreat-App eine Mannheimer Spezialität?
Nein. Die App wurde im Jahr 2015 von der gemeinnützigen studentischen Initiative „Tür an Tür Fabrik“ in Augsburg entwickelt. Von A wie Alb-Donau-Kreis bis W wie Wunsiedel bieten deutschlandweit bereits rund 85 Städte, Gemeinden oder Kreise diese Möglichkeit. Mannheim ist jetzt – als erste Großstadt in der Metropolregion – neu hinzugekommen. Weitere Angebote in der näheren Umgebung gibt es bisher nur in den Kreisen Bergstraße, Rhein-Pfalz, Alzey-Worms, Germersheim und der Stadt Landau.
Um welche Inhalte geht es bei der Smartphone-Anwendung?
Die Inhalte entwickeln die jeweiligen Städte oder Kreise eigenständig, sie können also unterschiedliche Angebote machen oder Schwerpunkte setzten. Federführend ist in Mannheim das Büro des Integrationsbeauftragten. Er hat im Vorfeld gemeinsam mit den „Integrationskursträgern, Migrationsberatungsstellen sowie zahlreichen Kooperationspartnerinnen und -partnern (aus Behörden, der Wohlfahrt und der Zivilgesellschaft) Inhalte zusammengetragen, die für Neuankommende in Mannheim wegweisend sind“, so die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung. Unter anderem geht es dabei um Wohnungssuche, Aufenthaltsrecht, Sprachangebote, Kinderbetreuung und Mobilität. Man habe versucht, die zahlreichen Informationen zur Klärung von praktischen Fragen des Alltags zu bündeln, übersichtlich und leicht verständlich darzustellen, teilt die Stadt mit.
Verstehen denn die potenziellen Nutzer, die kein Deutsch sprechen, die Inhalte?
Da sich das Angebot in erster Linie an Menschen mit wenigen oder keinen Deutschkenntnissen richtet, macht es in der Tat nur Sinn, wenn es in verschiedenen Fremdsprachen abgefasst ist. Zum Start gibt es die kostenfreie App deshalb nicht nur in Deutsch und Englisch, sondern auch in Russisch und Ukrainisch. „Ab Juli sollen dann neben Türkisch, Bulgarisch und Rumänisch mindestens zehn weitere europäische Sprachen vertreten sein“, kündigt die Stadtverwaltung an.
Wie erfährt die Zielgruppe von dem Angebot der Stadt?
Um die App nutzen zu können, muss man natürlich erst einmal wissen, dass es sie gibt. Deshalb solle das Programm nach der Einführung Ende Mai in mehreren Facharbeitskreisen vorgestellt werden – die die Infos wiederum an Neuankömmlinge weitergeben können. Außerdem soll die Anwendung Fachkräften bei der Beratung der Neubürgerinnen und -bürger die Arbeit erleichtern. In Zukunft sollen auch Vereine und Initiativen „die Integreat-App nutzen und bei Bedarf um neue Themenkomplexe erweitern“, so die Stadt.
Was bietet Mannheim mehr als andere Anbieter?
Integriert in die App ist in Mannheim beispielsweise eine (Land-)karte, das haben nur wenige andere. Aber besonders hilfreich ist diese Funktion nicht. Als „in deiner Nähe“ hinterlegt ist lediglich das Jobcenter, während die Stadt München beispielsweise 146 Anlaufstellen nennt. In München wie in Mannheim macht die Karte gleichwohl wenig Sinn, weil sie keine Navigation vom eigenen Standort aus ermöglicht. Das ist allerdings zu verschmerzen, weil bei zahlreichen Mannheimer Institutionen, die unter den einzelnen Menüpunkten auftauchen, eine GPS-Funktion angeboten wird. Sie leitet dann direkt zu einer GoogleMaps-Karte weiter und ermöglicht das Ansteuern des Ziels vom eigenen Standort aus.
Gibt es im Vergleich zu anderen Anbietern Verbesserungsbedarf?
Durchaus. Unter dem Punkt Veranstaltungen beispielsweise finden sich in Mannheim (noch) keinerlei Einträge. Im Kreis Bergstraße dagegen wird aktuell unter anderem auf ein interkulturelles Fest in Bensheim oder den Bensheimer „Babbeltreff“ hingewiesen. Dort können Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwanglos Deutsch üben. Die Stadt Landau listet in dieser Rubrik beispielsweise einen Russischen Mutter-Kind-Kreis oder Beratungsstunden für Rumänisch sprechende Menschen auf. Der Kreis Bergstraße bietet übrigens etwas, was nur die wenigsten anderen haben: die App auf „Deutsch in leichter Sprache“.
Was ließe sich im Mannheimer Ableger der App noch optimieren?
Optimierungsbedarf gibt es immer. Die Menüführung auf der Startseite ist nicht so intuitiv wie etwa beim Kreis Bergstraße oder der Stadt Landau, wo es zum Beispiel für Gesundheit und Arbeit/Ausbildung eigene Unterpunkte gibt. Das Thema Gesundheit ist in Mannheim ohnehin noch ausbaufähig. Wichtig sind aber zwei Dinge: Es gibt auf allen Seiten Feedback-Funktionen, mit denen Nutzer Verbesserungsvorschläge machen können. Und die Infos, so die Stadt, „werden laufend aktualisiert und erweitert“.
Wie können Interessierte die Integreat-Inhalte bekommen?
Das Angebot ist sowohl für Android- als auch Apple-Smartphones (Play Store/App Store) kostenlos verfügbar und kann ebenso im Browser am Computer aufgerufen werden. Die App lässt sich ohne permanenten Internetzugang und ohne Angabe personenbezogener Daten nutzen.
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